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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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Andros. Meine Insiderinformation ist unwiderlegbar.
    Das Schicksal hatte die Pyramide in Andros' Reichweite gebracht. Wenn er dies ignorierte, war es so, als hätte er das große Los gezogen, ohne den Gewinn abzuholen. Ich bin der einzige lebende Nichtfreimaurer, der weiß, dass die Pyramide echt ist … und ich kenne auch die Identität des Mannes, der über sie wacht.
    Monate waren vergangen, die Wunden verheilt. Andros war nicht mehr der großspurige, genusssüchtige junge Mann, der er in Griechenland gewesen war. Er hatte sich sehr verändert. Er machte kein Krafttraining mehr und bewunderte sich nicht mehr nackt im Spiegel. Er hatte sogar den Eindruck, als zeige sein Körper die ersten Anzeichen von Alter. Seine einst so makellose Haut war nun ein Flickenteppich aus Narben, was ihn umso mehr deprimierte. Nach wie vor nahm er die Schmerzmittel, die ihm durch den schmerzhaften Heilungsprozess geholfen hatten, und musste feststellen, dass er wieder mehr und mehr in jenes Leben abglitt, das ihn damals ins Gefängnis von Soganlik gebracht hatte. Aber das war ihm egal. Der Körper lechzt nach dem, wonach der Körper lechzt.
    Eines Nachts war Andros in Greenwich Village, um Drogen von einem Typen zu kaufen, auf dessen Unterarm ein langer, gezackter Blitz tätowiert war. Andros fragte ihn danach, worauf der Dealer ihm erzählte, das Tattoo verdecke eine lange Narbe, die er sich bei einem Autounfall zugezogen habe. »Jeden Tag die Narbe zu sehen, hat mich immer wieder an den Unfall erinnert«, sagte der Dealer. »Darum habe ich mir ein Symbol persönlicher Macht darübertätowieren lassen. So hab ich die Herrschaft über mich selbst wieder an mich gerissen.«
    In jener Nacht wankte Andros, vollgepumpt mit Drogen, in ein Tätowierstudio und zog sein Hemd aus. »Ich will diese Narben verdecken«, erklärte er. Ich will die Herrschaft über mich selbst zurück.
    »Die Narben verdecken?« Der Tätowierer beäugte Andros' Brust. »Womit?«
    »Mit Tätowierungen.«
    »Und was für welche?«
    Andros zuckte mit den Schultern. Er wünschte sich nichts sehnlicher, als die hässlichen Erinnerungen an seine Vergangenheit zu verschleiern. »Ich weiß nicht. Such du was für mich aus.«
    Der Mann schüttelte den Kopf und reichte Andros ein Pamphlet über die alte und heilige Tradition des Tätowierens. »Komm wieder zurück, wenn du bereit bist.«
    Andros fand heraus, dass die Stadtbibliothek von New York mehrere Dutzend Bücher zum Thema Tätowieren besaß, und binnen weniger Wochen hatte er sie alle gelesen. Nachdem er dabei seine Leidenschaft für das Lesen an sich wiederentdeckt hatte, begann er, ganze Rucksäcke voller Bücher zwischen der Bibliothek und seinem Apartment hin und her zu schleppen, wo er die Bücher verschlang, während er den Blick auf den Central Park genoss.
    Die Bücher über die Tätowierkunst öffneten eine Tür zu einer fremdartigen Welt, von der Andros zuvor nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierte – eine Welt der Symbole, des Mystizismus, der Mythologie und der magischen Künste. Je mehr er las, desto deutlicher erkannte er, wie blind er gewesen war. Er begann, seine Ideen und seltsamen Träume niederzuschreiben und machte sich Skizzen. Als er in der Bibliothek nichts Neues mehr finden konnte, bezahlte er Antiquare, um ihm esoterische Texte unterschiedlichster Art und magische Schriften zu besorgen.
    De Praestigiis Daemonum  … das Lemegeton  … die Ars Almadel  … das Grimorium Verum  … die Ars Notoria  … und so weiter, und so fort. Er las sie alle und war immer mehr davon überzeugt, dass die Welt noch Schätze für ihn bereithielt. Es gibt Geheimnisse dort draußen, die das menschliche Verständnis übersteigen.
    Dann entdeckte er die Schriften von Aleister Crowley – einem visionären Mystiker vom Anfang des 20. Jahrhunderts –, den die Kirche zum ›bösesten Menschen, der je gelebt hat‹ erklärt hatte. Schlichtere Gemüter fürchten stets die großen Geister. Andros lernte von der Macht des Rituals und der Beschwörung. Er lernte, dass heilige Worte, richtig ausgesprochen, Schlüssel zu anderen Welten sein konnten. Es gibt ein Schattenuniversum jenseits des unseren  … eine Welt, aus der ich Macht beziehen kann. Wenngleich Andros sich nichts sehnlicher wünschte, als diese Macht zu beherrschen, wusste er, dass es zuvor Regeln zu beachten und Aufgaben zu erfüllen galt.
    Werde etwas Heiliges, hatte Crowley geschrieben. Heilige dich selbst.
    Der alte Ritus des

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