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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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Dann zog er den Reißverschluss zu.
    Bald werde ich die Pyramide zusammensetzen … an einem sichereren Ort.
    Er warf sich die Tasche über die Schulter und versuchte Langdon hochzuheben, doch der durchtrainierte Wissenschaftler war viel schwerer, als Mal'akh erwartet hatte. Schließlich begnügte er sich damit, ihn unter den Achseln zu packen und zur Haustür zu schleifen. Was ich mit ihm vorhabe, wird ihm ganz und gar nicht gefallen, ging es Mal'akh durch den Kopf.
    Während er mit Langdon beschäftigt war, plärrte unablässig der Fernseher in der Küche. Die Stimmen waren Teil des Täuschungsmanövers gewesen, und Mal'akh war noch nicht dazu gekommen, den Fernseher wieder auszuschalten. Ein Prediger führte seine Schar durch das Vaterunser. Mal'akh fragte sich, ob einer der hypnotisierten Zuschauer überhaupt eine Ahnung hatte, woher dieses Gebet ursprünglich rührte.
    »… im Himmel wie auf Erden …«, intonierte die Gruppe.
    Ja, dachte Mal'akh. Wie oben, so unten.
    »… und führe uns nicht in Versuchung …«
    Hilf uns, die Schwächen des Fleisches zu überwinden.
    »… sondern erlöse uns von dem Bösen …«, flehten die Gläubigen inbrünstig.
    Mal'akh grinste. Das könnte schwierig werden. Die Dunkelheit breitet sich immer mehr aus. Trotzdem musste er ihnen zugutehalten, dass sie es zumindest versuchten. Menschen, die zu unsichtbaren Mächten sprachen und sie um Hilfe baten, waren in der modernen Welt eine Seltenheit geworden.
    Mal'akh zerrte Langdon durch das Wohnzimmer, als die Versammlung laut »Amen!« rief.
    Amon , verbesserte Mal'akh. Ägypten ist die Wiege unserer Religion. Der Gott Amon war der Prototyp für Zeus … Jupiter … und jeden anderen modernen Gott. Bis zum heutigen Tag rief jede Religion der Welt eine andere Spielart seines Namens. Amen! Amin! Aum !
    Der Fernsehprediger zitierte nun Bibelverse und beschrieb die Hierarchien von Engeln und Dämonen, die im Himmel und in der Hölle herrschten. »Nehmt euch in Acht vor den Mächten des Bösen!«, rief er. »Erhebt eure Herzen zum Gebet! Gott und seine Engel werden euch erhören!«
    Da hat er recht, dachte Mal'akh. Doch das gilt auch für die Dämonen.
    Mal'akh hatte vor langer Zeit herausgefunden, dass ein Mensch durch den inneren Vollzug der richtigen Rituale imstande war, ein Tor in das Reich des Spirituellen aufzustoßen. Die unsichtbaren Mächte, die dort existierten, kamen in vielerlei Gestalt daher. Es gab Gute, und es gab Böse. Die Mächte des Lichts heilten, beschützten, versuchten Ordnung ins Universum zu bringen. Die Mächte der Dunkelheit hingegen bewirkten das Gegenteil … sie brachten den Menschen Zerstörung und Chaos.
    Richtig heraufbeschworen, konnten die unsichtbaren Mächte dazu gebracht werden, die Wünsche des Ausübenden auf Erden zu erfüllen, und ihn auf diese Weise mit schier übernatürlichen Kräften auszustatten. Als Gegenleistung für ihre Hilfe verlangten sie vom Beschwörenden Opfer – die Mächte des Lichts in Form von Gebeten und Lobpreisungen … und die der Dunkelheit in Form von Blut.
    Je größer das Opfer, desto größer die gewährte Macht. Mal'akh hatte seine Beschwörungen mit dem Blut unschuldiger Tiere begonnen. Im Lauf der Zeit waren seine Opfergaben mutiger, spektakulärer geworden. Heute Nacht mache ich den letzten Schritt.
    »Seht euch vor!«, rief der Prediger im Fernsehen eine Warnung vor der kommenden Apokalypse. »Schon bald wird die letzte Schlacht um die Seelen der Menschheit geschlagen werden.«
    In der Tat, dachte Mal'akh. Und ich werde als der größte Kämpfer in die Annalen eingehen.
    Die Schlacht hatte natürlich bereits vor langer, langer Zeit ihren Anfang genommen. Im alten Ägypten waren die Ausübenden der magischen Kunst zu großen Meistern geworden. Sie hatten sich hoch über die Massen erhoben und waren zu wahren Jüngern des Lichts gereift. Sie waren wie Götter auf Erden gewesen. Sie hatten gewaltige Tempel errichtet, zu denen Neophyten aus der ganzen damaligen Welt gereist waren, um an ihrer Weisheit teilzuhaben. Damals erhob sich ein goldenes Volk von Menschen. Für eine kurze Zeitspanne schien die Menschheit dicht davorzustehen, über sich selbst hinauszuwachsen und ihre irdischen Fesseln abzustreifen.
    Das Goldene Zeitalter der Alten Mysterien.
    Doch der Mensch war schwach wie sein Fleisch und empfänglich für die Sünden der Hybris, des Hasses, der Ungeduld und der Gier. Mit der Zeit wurden es immer mehr, welche die Kunst korrumpierten,

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