Das Verlorene Symbol
Symbolen auf der Unterseite des so rätselhaften Objekts. Er hatte nicht die geringste Ahnung, was sie bedeuteten oder welches weitere Mysterium sie letztendlich preisgeben würden, doch eines war sicher: Die Freimaurerpyramide hat uns noch längst nicht all ihre Geheimnisse verraten. Eight Franklin Square ist nicht die endgültige Antwort. Ob es nun die von Adrenalin befeuerte Offenbarung war oder ob es an den wenigen zusätzlichen Sekunden lag, die Langdon am Boden gelegen hatte, vermochte er nicht zu sagen, doch er spürte, wie er unvermittelt die Kontrolle über seinen Körper zurückgewann.
Unter Schmerzen schob er die Ledertasche zur Seite, bis er freie Sicht auf das Esszimmer und die Vorgänge dort hatte.
Zu seinem Entsetzen bemerkte er, dass Katherine gefesselt am Boden lag, mit einem großen Stofffetzen als Knebel im Mund. Langdon spannte die Muskeln an, versuchte sich auf die Knie zu erheben, doch einen Moment später erstarrte er ungläubig. Im Durchgang zum Esszimmer war unvermittelt ein furchterregender Anblick erschienen. Eine menschliche Gestalt, wie Langdon sie nie zuvor gesehen hatte.
Was ist das, um Himmels willen?
Langdon strampelte mit den Beinen, rollte sich herum, versuchte zurückzuweichen, doch der tätowierte Riese packte ihn, drehte ihn auf den Rücken und hockte sich rittlings auf seine Brust. Er stemmte die Knie auf Langdons Oberarme und nagelte ihn auf diese Weise hilflos am Boden fest. Auf der Brust des Riesen prangte auf schwellenden Muskeln ein doppelköpfiger Phönix. Hals, Gesicht und kahler Schädel waren übersät mit einer schwindelerregenden Anzahl von ungewöhnlichen, ineinander verschlungenen Symbolen – Siegeln, erkannte Langdon, wie sie in magischen Ritualen benutzt wurden.
Bevor Langdon noch mehr sehen konnte, packte der Riese seinen Kopf zwischen beide Hände, hob ihn vom Boden hoch und hämmerte ihn mit brutaler Wucht auf den harten Holzfußboden.
Alles wurde schwarz.
KAPITEL 96
Mal'akh stand in der Eingangshalle und betrachtete das Massaker um ihn herum. Sein Heim sah aus wie ein Schlachtfeld.
Robert Langdon lag bewusstlos zu seinen Füßen.
Katherine Solomon wand sich gefesselt und geknebelt auf dem Boden des Esszimmers.
Neben ihr lag die Leiche der Frau vom Sicherheitsdienst. Sie war aus dem Sessel gekippt, in den Mal'akh sie gesetzt hatte, und an Ort und Stelle liegen geblieben. Die Frau hatte in dem panischen Bemühen, das eigene Leben zu retten, genau das getan, was Mal'akh von ihr verlangt hatte: Mit einem Messer an der Kehle hatte sie seinen Anruf entgegengenommen und die Lügen erzählt, die Langdon und Katherine dazu gebracht hatten, schnellstmöglich hierher zu kommen. Anschließend hatte Mal'akh die Frau erdrosselt.
Um die Illusion, dass er nicht zu Hause sei, noch überzeugender zu machen, hatte er Bellamy aus einem seiner vielen Fahrzeuge angerufen. »Ich bin unterwegs«, hatte er zum Architekten gesagt – und wem auch immer, der sonst noch zugehört hatte. »Peter Solomon ist im Kofferraum meines Wagens.« In Wahrheit war Mal'akh nur zwischen Garage und Einfahrt hin und her gefahren. Anschließend hatte er einige weitere seiner Fahrzeuge mit brennenden Scheinwerfern und laufenden Motoren in der Auffahrt geparkt.
Die Täuschung war perfekt gewesen.
Beinahe.
Der einzige Makel war die blutüberströmte, schwarz gekleidete Gestalt im Foyer. Der Mann, aus dessen Hals ein Schraubenzieher ragte. Mal'akh durchsuchte den Leichnam und kicherte, als er ein winziges digitales Funkgerät und ein Mobiltelefon mit CIA-Logo fand. Wie es scheint, haben sogar sie von meinen Kräften Wind bekommen. Er entfernte die Akkus und zerschmetterte die beiden Geräte mit einem schweren bronzenen Türstopper.
Mal'akh wusste, dass er sich beeilen musste, insbesondere jetzt, nachdem die CIA sich eingeschaltet hatte. Er kehrte zu Langdon zurück. Der Professor war bewusstlos und würde es noch für eine ganze Weile bleiben. Mal'akhs Blick schweifte zu der Steinpyramide auf dem Boden neben der offenen Tasche des Symbolologen. Ihm stockte der Atem, und sein Herz schlug plötzlich schneller.
Auf diesen Augenblick habe ich viele Jahre gewartet …
Mit zitternden Händen nahm er die Freimaurerpyramide an sich. Ehrfürchtig strich er mit den Fingern über die Gravuren und spürte die von ihnen ausgehende Verheißung. Ehe er vollends in Verzückung geraten konnte, nahm er die Pyramide und steckte sie zurück in Langdons Ledertasche, in der sich auch der Deckstein befand.
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