Das Verlorene Symbol
zum nächsten Fenster. Nach Westen folgte Langdons Blick dem lang gestreckten Rechteck des funkelnden Wasserbeckens vor dem Lincoln Memorial, dessen klassisch-griechischer Architekturstil vom Athener Parthenon inspiriert war, dem Tempel der Athene – der Göttin der Städte, des Kriegs und der Weisheit, gerüstet entsprungen aus dem Haupt des Zeus, der das wagemutig Begonnene segnet.
Annuit coeptis, dachte Langdon. Gott heißt das Begonnene gut.
Er ging zum letzten Fenster und schaute nach Süden über das dunkle Wasser des Tidal Basin zum Jefferson Memorial, das hell durch die Nacht strahlte. Die Kuppel mit ihrer sanften Steigung war dem Pantheon nachempfunden, dem Tempel der großen Götter der römischen Mythologie.
Nachdem Langdon in alle vier Richtungen geschaut hatte, dachte er an die Luftbilder der National Mall, die er kannte – wie ihre vier Arme vom Washington Monument in die vier Himmelsrichtungen des Kompasses wiesen. Ich stehe im Zentrum von Washington, am Kreuzungspunkt Amerikas.
Langdon kehrte zu Peter zurück. Sein väterlicher Freund lächelte. »Das ist es, Robert. Das Verlorene Wort. Hier liegt es vergraben. Und die Freimaurerpyramide hat uns hierhergeführt.«
Das Verlorene Wort … Langdon erkannte erstaunt, dass er angesichts der vielen Eindrücke kaum mehr daran gedacht hatte.
»Robert, ich kenne niemanden, der vertrauenswürdiger wäre als du. Und ich glaube, nach einer Nacht wie dieser hast du es verdient, alles zu erfahren. Wie in der Legende verheißen, ist das Verlorene Wort wirklich und wahrhaftig am unteren Ende einer gewundenen Treppe vergraben.« Er wies auf die Öffnung zum langen Treppenhaus des Monuments.
Langdon hatte sich endlich wieder auf vertrauterem Boden gefühlt, doch nun war er verwirrt.
Peter griff rasch in die Tasche und nahm einen kleinen Gegenstand heraus. »Erinnerst du dich daran?«
Langdon nahm den würfelförmigen Kasten entgegen, den Peter ihm vor langer Zeit anvertraut hatte. »Natürlich … aber ich fürchte, ich habe es nicht allzu gut beschützt.«
Solomon lachte leise. »Vielleicht war die Zeit gekommen, dass es das Licht des Tages sehen sollte.«
Langdon musterte den Steinwürfel und fragte sich, was Peter ihm damit sagen wollte.
»Wonach sieht es für dich aus?«, fragte Peter.
Langdon blickte auf das Dürer'sche Monogramm und erinnerte sich an seinen ersten Eindruck, nachdem Katherine das Päckchen geöffnet hatte. »Nach einem Grundstein.«
»Richtig«, sagte Peter. »Nun gibt es über Grundsteine ein paar Dinge zu wissen, die dir möglicherweise unbekannt sind. Erstens stammt das Konzept, Grundsteine zu legen, aus dem Alten Testament.«
Langdon nickte. »Aus den Psalmen.«
»So ist es. Und ein echter Grundstein wird immer in der Erde vergraben – er symbolisiert den ersten Schritt des Gebäudes aus der Erde hinauf zum Himmelslicht.«
Langdon blickte zum Kapitol. Der Grundstein dieses Gebäudes, erinnerte er sich, lag so tief im Fundament vergraben, dass er noch bei keiner Ausgrabung gefunden worden war.
»Und schließlich«, fuhr Solomon fort, »sind viele Grundsteine kleine Tresore – wie das Steinkästchen in deiner Hand. Sie haben Hohlräume, die einen verborgenen Schatz enthalten können … Talismane, wenn du so möchtest … Symbole der Hoffnung für die Zukunft des Gebäudes, das errichtet werden soll.«
Auch dieser Tradition war sich Langdon bewusst. Selbst heutzutage wurden Grundsteine gelegt, in denen Gegenstände von Bedeutung eingeschlossen waren – Zeitkapseln, Fotos, Proklamationen und sogar die Asche wichtiger Persönlichkeiten.
»Der Grund, weshalb ich dir das erzähle, sollte eigentlich klar sein.« Solomon blickte zum Treppenhaus hinüber.
»Du glaubst, das Verlorene Wort sei im Grundstein des Washington Monument versteckt?«
»Das glaube ich nicht, Robert, das weiß ich. Das Verlorene Wort wurde am 4. Juli 1848 im Zuge eines maurerischen Rituals im Grundstein dieses Monuments vergraben.«
Langdon starrte ihn an. »Unsere maurerischen Gründerväter haben ein Wort begraben?«
Peter nickte. »Allerdings. Sie hatten die wahre Macht dessen begriffen, was sie begruben.«
Die ganze Nacht hindurch hatte Langdon versucht, ausufernde, vergeistigte Konzepte zu begreifen – die Alten Mysterien, das Verlorene Wort, die Geheimnisse der Zeitalter. Und nun behauptete Peter, der Schlüssel zum Verlorenen Wort liege in einem Grundstein 555 Fuß unter ihnen begraben … Das alles war unfassbar für Robert
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