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Das Verlorene Symbol

Das Verlorene Symbol

Titel: Das Verlorene Symbol Kostenlos Bücher Online Lesen
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    Katherine empfand zunehmende Unruhe, als sie in die hübsch eingerichtete Eingangshalle des Hauses trat. Im Hintergrund spielte leise klassische Musik, und es roch nach Weihrauch. »Sehr schön«, sagte sie. »Ich hatte allerdings eher eine Praxis erwartet.«
    »Ich habe das Glück, zu Hause arbeiten zu können.« Der Mann führte sie in ein Wohnzimmer, wo im Kamin ein Feuer knisterte. »Bitte machen Sie es sich gemütlich. Ich setze uns rasch einen Tee auf, dann können wir reden.« Er ging zur Küche und verschwand.
    Katherine setzte sich nicht. Weibliche Intuition war ein starker Instinkt, auf den zu vertrauen sie gelernt hatte, und irgendetwas an diesem Haus verursachte ihr eine Gänsehaut. Sie sah nichts, das auch nur ansatzweise an die Praxis irgendeines Arztes erinnerte, den sie je aufgesucht hatte. An allen Wänden des mit antiken Möbelstücken eingerichteten Wohnzimmers hingen klassische Kunstwerke, vor allem Gemälde mit eigentümlichen mythischen Themen. Sie blieb vor einem großen Ölgemälde der Drei Grazien stehen, deren nackte Leiber in lebhaften Farben ausgeführt waren.
    »Das ist das Original von Michael Parkes.« Dr. Abaddon war neben Katherine getreten, ohne dass sie es bemerkt hatte. In den Händen hielt er ein Tablett mit Tassen und einer dampfenden Teekanne. »Sollen wir uns ans Feuer setzen?« Er führte sie ins Wohnzimmer und bot ihr einen Stuhl an. »Beruhigen Sie sich. Es besteht kein Grund zur Nervosität.«
    »Ich bin nicht nervös«, erwiderte Katherine ein wenig zu rasch.
    Er lächelte sie an. »Ich muss von Berufs wegen erkennen können, wann jemand nervös ist.«
    »Wie bitte?«
    »Ich bin Psychiater, Miss Solomon. Das ist mein Beruf. Ich behandle Ihren Bruder nun fast schon ein Jahr lang. Ich bin sein Therapeut.«
    Katherine blickte ihn fassungslos an. Peter macht eine Therapie?
    »Viele Patienten verschweigen, dass sie in Behandlung sind«, sagte der Mann. »Ich habe einen Fehler begangen, indem ich Sie angerufen habe, auch wenn ich zu meiner Verteidigung anführen kann, dass Ihr Bruder mich in die Irre geführt hat.«
    »Ich … also, das hätte ich nie gedacht.«
    »Tut mir leid, wenn ich Sie nervös gemacht habe«, fuhr Abaddon verlegen fort. »Mir ist aufgefallen, wie Sie mein Gesicht gemustert haben, als wir uns begegnet sind … ja, ich bin geschminkt.« Er berührte sich an der Wange und wirkte mit einem Mal befangen. »Ich leide an einer Hautkrankheit, die zu kaschieren ich vorziehe. Normalerweise trägt meine Frau das Make-up auf, aber wenn sie nicht da ist, muss ich mit meinen eigenen ungeschickten Fingern vorliebnehmen.«
    Katherine, peinlich berührt, nickte bloß.
    »Und dieses wundervolle Haar«, er berührte seine üppige blonde Mähne, »ist leider nur eine Perücke. Meine Hautkrankheit hat auch die Haarbälge erfasst.« Er zuckte mit den Schultern. »Ich fürchte, Eitelkeit ist eine meiner großen Sünden.«
    »Offenbar heißt meine große Sünde Unhöflichkeit«, sagte Katherine.
    »Keineswegs.« Dr. Abaddon lächelte entwaffnend. »Sollen wir noch einmal von vorn beginnen? Vielleicht mit einer Tasse Tee?«
    Sie setzten sich vor den Kamin, und Abaddon schenkte Tee ein. »Ihr Bruder hat mir angewöhnt, während unserer Sitzungen Tee zu servieren. Er sagt, die Solomons seien Teetrinker.«
    »Familientradition«, erwiderte Katherine. »Schwarz, bitte.«
    Sie tranken Tee und machten ein paar Minuten lang Konversation, doch Katherine brannte darauf zu erfahren, was mit ihrem Bruder war. »Warum kommt Peter zu Ihnen?« Und warum hat er mir nichts davon gesagt? Sicher, Peter hatte in seinem Leben mehr Tragödien erdulden müssen als andere Menschen. Er hatte bereits in frühester Jugend seinen Vater verloren; später hatte er innerhalb von nur fünf Jahren zuerst seinen einzigen Sohn und dann seine Mutter zu Grabe tragen müssen. Dennoch hatte Peter es immer verstanden, mit Schicksalsschlägen umzugehen.
    Dr. Abaddon nahm einen Schluck Tee. »Ihr Bruder kommt zu mir, weil er mir vertraut. Zwischen uns besteht ein Band, das über das normale Verhältnis zwischen Arzt und Patient hinausgeht.« Er wies auf ein gerahmtes Schriftstück neben dem Kamin. Auf den ersten Blick wirkte es wie ein Diplom, doch dann erkannte Katherine den doppelköpfigen Phönix.
    »Sie sind Freimaurer?« Und noch dazu ein Hochgradfreimaurer des obersten Grades.
    »Peter und ich sind in mancher Hinsicht Brüder.«
    »Sie müssen etwas Bedeutendes geleistet haben, dass Sie in den 33. Grad

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