Das Verlorene Symbol
aufgenommen wurden.«
»Eigentlich nicht«, erwiderte er. »Ich verfüge über ererbtes Geld und spende viel für freimaurerische Wohltätigkeitseinrichtungen.«
Katherine begriff nun, wieso ihr Bruder diesem jungen Arzt vertraute. Ein Freimaurer mit ererbtem Geld, Interesse an klassischer Mythologie, und zudem ein Philanthrop? Dr. Abaddon hatte mehr mit Peter Solomon gemein, als Katherine ursprünglich angenommen hatte.
»Damit Sie mich nicht missverstehen«, sagte sie, »ich wollte nicht wissen, weshalb mein Bruder gerade zu Ihnen kommt. Ich wollte wissen, weshalb er überhaupt einen Psychiater besucht.«
Dr. Abaddon lächelte. »Das ist mir bewusst. Ich habe versucht, der Frage höflich auszuweichen, denn darüber sollte ich nun wirklich nicht sprechen.« Er schwieg kurz. »Ich bin allerdings erstaunt, dass Ihr Bruder Ihnen unsere Gespräche verheimlicht hat. Schließlich hängen unsere Unterhaltungen unmittelbar mit Ihrer Arbeit zusammen.«
»Meiner Arbeit?«, fragte Katherine verwirrt. Peter redet über meine Arbeit?
»In jüngster Zeit hat Ihr Bruder mich nach meiner professionellen Meinung über die psychologischen Auswirkungen der wissenschaftlichen Durchbrüche befragt, die Sie in Ihrem Labor erzielt haben.«
Katherine hätte sich beinahe am Tee verschluckt. »Wie bitte? Also, das überrascht mich nun wirklich«, brachte sie hervor. Was denkt Peter sich dabei'? Er erzählt seinem Seelenklempner von meinen Forschungen? Ihre Sicherheitsbestimmungen untersagten jedes Gespräch über die Versuche, an denen Katherine arbeitete – egal mit wem. Diese Geheimhaltung war zudem Peters eigene Idee gewesen.
»Gewiss sind Sie sich bewusst, Miss Solomon, dass Ihr Bruder sich viele Gedanken darüber macht, was geschehen wird, wenn Sie mit Ihren Forschungsergebnissen an die Öffentlichkeit gehen. Er sieht die Möglichkeit einer beträchtlichen philosophischen Wende … und er kam zu mir, um über die möglichen indirekten Folgen zu sprechen … aus einer psychologischen Perspektive.«
»Ich verstehe«, sagte Katherine. Ihre Teetasse zitterte leicht.
»Die Fragen, die wir diskutieren, sind die herausfordernden Aspekte: Was geschieht mit dem Menschen, wenn die großen Geheimnisse des Lebens letztendlich enthüllt werden? Was geschieht, wenn die Vorstellung, die wir als Glauben noch akzeptieren, plötzlich zu unwiderlegbar bewiesenen Tatsachen werden? Oder endgültig ins Reich der Legende verwiesen werden können? Man könnte anführen, dass bestimmte Fragen existieren, die man am besten für immer unbeantwortet lässt.«
Katherine konnte nicht fassen, was sie hörte, doch sie bezwang ihre Gefühle. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, Dr. Abaddon, aber ich würde es vorziehen, die Details meiner Arbeit nicht zu diskutieren. Ich habe nicht die Absicht, in nächster Zukunft irgendetwas davon zu veröffentlichen. Vorerst bleiben diese Entdeckungen in meinem Labor unter Verschluss.«
»Interessant.« Abaddon lehnte sich im Sessel zurück und wirkte für einen Moment tief in Gedanken versunken. »Wie auch immer«, sagte er dann. »Ich habe Ihren Bruder gebeten, heute zurückzukommen, weil er gestern eine Art Zusammenbruch hatte. Wenn so etwas geschieht, möchte ich, dass meine Patienten …«
»Zusammenbruch?« Katherines Herz pochte. »Sie meinen … einen Nervenzusammenbruch?«
Abaddon hob beide Hände. »Oh, ich sehe, dass ich Sie erschreckt habe. Ich bitte um Verzeihung. Angesichts dieser unangenehmen Umstände kann ich gut verstehen, wieso Sie glauben, ein Recht auf Antworten zu besitzen.«
»Ob ich nun ein Recht darauf habe oder nicht«, erwiderte Katherine, »mein Bruder ist mein einziger lebender Verwandter. Niemand kennt ihn besser als ich, und wenn Sie mir sagen, was geschehen ist, kann ich Ihnen vielleicht helfen. Schließlich möchten wir alle das Gleiche, nämlich das, was für Peter am besten ist.«
Dr. Abaddon schwieg; schließlich nickte er bedächtig, als wäre er zu der Auffassung gelangt, Katherine könnte recht haben. »Nur um es einmal deutlich festzuhalten, Miss Solomon«, fuhr er fort, »falls ich beschließe, mein Wissen mit Ihnen zu teilen, dann nur, weil ich überzeugt davon bin, dass Ihre Einsichten mir helfen könnten, Ihrem Bruder beizustehen.«
»Selbstverständlich.«
Abaddon beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Miss Solomon, seit Ihr Bruder mich konsultiert, stelle ich fest, dass er mit Schuldgefühlen zu kämpfen hat. Ich habe ihn nie gedrängt,
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