Das Verlorene Symbol
Der Mann, mit dem wir es zu tun haben, sagte, dass Peter Solomon speziell Sie bestimmt hat.« Sie richtete einen kalten Blick auf Langdon. »Ich denke, es ist Zeit, dass wir diese Unterhaltung in die CIA-Zentrale verlegen. Vielleicht haben wir da mehr Glück.«
Satos Drohung wurde von Langdon kaum registriert. Sie hatte gerade etwas gesagt, das sich in seinem Kopf festgesetzt hatte. Peter Solomon hat Sie bestimmt. Diese Bemerkung – zusammen mit der Erwähnung der Freimaurer – hatte Langdon seltsam berührt. Er blickte auf den Freimaurerring an Peters Finger. Dieser Ring hatte zu seinen meistgeschätzten Besitztümern gehört – ein Familienerbstück, welches das Symbol des doppelköpfigen Phönix trug, das geheimnisvollste Zeichen maurerischer Weisheit. Das Gold glänzte im Licht und löste eine unerwartete Erinnerung aus.
Langdon schnappte verblüfft nach Luft, als er das schaurige Flüstern von Peters Entführer im Ohr hatte: Sie begreifen es noch immer nicht, wie? Warum Sie ausgewählt wurden?
Jetzt, in einem einzigen, erschreckenden Augenblick, rückten Langdons Gedanken an die richtige Stelle, und der Nebel lichtete sich.
Mit einem Mal war ihm der Zweck seines Hierseins glasklar.
Sechzehn Kilometer entfernt, auf dem Suitland Parkway, hörte Mal'akh ein charakteristisches Brummen auf dem Beifahrersitz. Es war Peter Solomons iPhone, das sich an diesem Tag als machtvolles Werkzeug erwiesen hatte.
Im Display erschien das Bild einer attraktiven Frau mittleren Alters mit langen schwarzen Haaren.
Anrufer: Katherine Solomon
Mal'akh lächelte und ignorierte den Anruf. Das Schicksal bringt mich näher.
Nur aus einem Grund hatte er Katherine Solomon am Nachmittag in seine Wohnung gelockt: Um festzustellen, ob sie etwas wusste, das ihm nützte … ein Familiengeheimnis vielleicht, durch das er aufspüren konnte, was er suchte. Doch ganz offensichtlich hatte ihr Bruder ihr nicht erzählt, was er jahrelang gehütet hatte.
Trotzdem hatte Mal'akh etwas von ihr erfahren. Etwas, das sie heute ein paar Stunden länger leben lässt. Sie hatte ihm bestätigt, dass sich ihre gesamten Forschungsergebnisse an einem Ort befanden, sicher verschlossen in ihrem Labor.
Ich muss es vernichten.
Katherines Forschung stand kurz davor, eine neue Tür der Erkenntnis aufzustoßen, und sobald diese Tür auch nur einen Spaltbreit offen stand, würden andere folgen. Es wäre nur eine Frage der Zeit, bis alles sich änderte. Das kann ich nicht zulassen. Die Welt muss bleiben, wie sie ist … im Zustand dunkler Unwissenheit.
Das iPhone piepte und zeigte damit an, dass Katherine eine Nachricht auf die Mailbox gesprochen hatte. Mal'akh hörte sie ab.
»Peter, ich bin's noch mal.« Sie klang besorgt. »Wo bist du? Ich denke immer wieder an meine Unterhaltung mit Dr. Abaddon … und ich mache mir Sorgen. Ist alles in Ordnung? Bitte ruf mich an. Ich bin im Labor.«
Damit endete die Nachricht.
Mal'akh lächelte. Sie sollte sich weniger um ihren Bruder als vielmehr um sich selbst Sorgen machen. Er bog vom Suitland Parkway in die Silver Hill Road ein. Eine knappe Meile weiter, abseits der Schnellstraße auf der rechten Seite, sah er in der Dunkelheit den schwachen Umriss des SMSC zwischen den Bäumen. Der gesamte Gebäudekomplex war von einem hohen Klingendrahtzaun umgeben.
Ein sicheres Gebäude? Mal'akh lachte in sich hinein. Ich kenne jemanden, der mir die Tür öffnen wird.
KAPITEL 24
Langdon fiel es wie Schuppen von den Augen.
Ich weiß, warum ich hier bin.
Er stand in der Mitte der Rotunde und verspürte das heftige Verlangen, sich umzudrehen und zu flüchten … vor Peters Hand, vor dem glänzenden Goldring, vor den argwöhnischen Blicken Satos und Andersons. Stattdessen stand er wie erstarrt und hielt seine Umhängetasche noch fester an sich gedrückt. Ich muss hier raus.
Langdon biss die Zähne aufeinander, als die Szene von jenem kalten Morgen damals in Cambridge noch einmal vor seinem geistigen Auge ablief. Es war sechs Uhr früh, und er betrat seinen Seminarraum, wie immer nach seinen morgendlichen Bahnen im Schwimmbad der Universität. Die vertrauten Gerüche von Kreidestaub und Dampfheizungswärme empfingen ihn auf der Schwelle. Nach zwei Schritten auf dem Weg zum Schreibtisch stockte er.
Jemand wartete auf ihn – ein eleganter Gentleman mit Adlergesicht und leuchtend grauen Augen.
»Peter?« Langdon starrte ihn bestürzt an.
Peter Solomons Lächeln blitzte in dem düsteren Raum auf. »Guten Morgen, Robert.
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