Das Verlorene Symbol
darauf zu warten, dass von außen Hilfe kam. Pech gehabt, Mädchen. Niemand würde in absehbarer Zeit Magazin 5 betreten; Mal'akh hatte das Tastenfeld für den Zugangscode mit einer simplen, aber sehr effektiven Methode außer Betrieb gesetzt. Nachdem er Trishs Schlüsselkarte benutzt hatte, hatte er ein Zehncentstück tief in den Kartenschlitz gerammt. Damit war das Gerät unbrauchbar geworden.
Wir sind ganz allein, Katherine, du und ich, und deine Zeit wird knapp.
Mal'akh schob sich nach vorn, lauschte auf jedes Anzeichen einer Bewegung. Heute Nacht würde Katherine Solomon sterben, in der Stille und Düsternis dieses Museums. Des Museums ihres Bruders – was für ein poetisches Ende! Mal'akh stellte sich in Gedanken vor, wie er Peter die Nachricht von Katherines Tod überbrachte. Die Qualen dieses Mannes würden ein Teil seiner lang ersehnten Rache sein.
Plötzlich sah Mal'akh in der Dunkelheit ein winziges Licht aufleuchten. Triumphierend erkannte er, dass Katherine soeben einen tödlichen Fehler begangen hatte. Sie hat das Telefon eingeschaltet. Sie will um Hilfe rufen. Das elektronische Display, das gerade zum Leben erwacht war, blinkte ungefähr in Hüfthöhe, gut zwanzig Meter entfernt, wie ein Leuchtfeuer in einem endlosen Meer der Schwärze.
Sofort rannte Mal'akh in Richtung des schwebenden Lichts. Er musste die Frau erwischen, bevor sie ihren Notruf absetzen konnte. Nach wenigen Sekunden war Mal'akh heran und sprang mit einem gewaltigen Satz, die Arme rechts und links vorgestreckt, auf den Lichtpunkt zu.
Mal'akhs Finger stießen mit solcher Wucht gegen eine feste Wand, dass er sich beinahe die Finger brach. Sein Kopf prallte gegen einen Stahlträger. Er schrie vor Schmerz, als er an der Wand zusammensank. Dann zog er sich fluchend an dem hüfthohen, horizontalen Stahlträger hoch, auf dem Katherine ihr aufgeklapptes Handy zurückgelassen hatte.
Katherine rannte in panischer Furcht durch die Schwärze. Diesmal verschwendete sie keinen Gedanken daran, welchen Lärm sie machte, als ihre Hand über die in regelmäßigen Abständen angebrachten Bolzen von Magazin 5 hüpfte. Schneller! Wenn sie der Wand um das ganze Magazin herum folgte, musste sie früher oder später zum Ausgang gelangen.
Wo bleibt der Wachmann?
Mit der linken Hand strich Katherine im Laufen über die Wand, die rechte hielt sie schützend vorgestreckt. Die Seitenwand schien kein Ende zu nehmen. Dann, unvermittelt, brach der Rhythmus der Bolzen ab. Mehrere Schritte lang griff ihre linke Hand ins Leere; dann ertastete sie die Bolzen wieder. Katherine blieb stehen, ging ein paar Schritte zurück. Ihre Hände ertasteten eine glatte Metallfläche. Warum sind hier keine Bolzen?
Kaum hatte sie sich diese Frage gestellt, hörte sie ihren Verfolger hinter sich näher kommen. Auch er achtete jetzt nicht mehr darauf, leise zu sein, während er sich an der Wand entlang in Richtung seines Opfers bewegte. Doch da war noch ein weiteres Geräusch, das Katherine noch mehr beunruhigte: Irgendwo schlug jemand mit einem Gegenstand von außen rhythmisch gegen die Tür von Magazin 5.
Der Wachmann? Bekommt er die Tür nicht auf?
Der Gedanke war entsetzlich. Doch die Richtung, aus der das Geräusch kam – schräg von rechts –, gab Katherine die Orientierung zurück. Endlich wusste sie, wo in Magazin 5 sie sich befand. Und das Bild, das dabei blitzartig vor ihrem inneren Auge erschien, brachte eine unerwartete Erkenntnis mit sich: Sie wusste nun auch, was die merkwürdige große Fläche an der Wand war.
Jedes Magazin verfügte über ein Rolltor, eine riesige bewegliche Wand, die zur Seite geschoben werden konnte, um übergroße Objekte ein- und auszulagern. Das Tor war fast so groß wie die Tore in einem Flugzeughangar. Katherine hätte nie geglaubt, es einmal öffnen zu müssen, aber nun schien es ihre einzige Hoffnung zu sein.
Ob ich es aufbekomme?
Katherine tastete blind in der Dunkelheit an dem Rolltor, bis sie einen Metallgriff zu fassen bekam. Sie packte ihn, so fest sie konnte, und setzte ihr ganzes Gewicht ein, um die Tür aufzuschieben, doch sie bewegte sich keinen Millimeter. Katherine versuchte es noch einmal. Nichts.
Sie hörte, dass ihr Verfolger nun schneller näher kam, wobei er den lauten Geräuschen folgte, die sie machte. Das Rolltor ist abgesperrt! In wilder Panik tastete Katherine mit den Händen das Tor ab, auf der verzweifelten Suche nach einem Hebel oder einer Klinke. Plötzlich stieß ihre Hand gegen etwas, das ein
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