Das Verlorene Symbol
überkam sie eine schreckliche Erinnerung: Der wirre Blick in seinen Augen – sie hatte ihn schon einmal gesehen. Er ist es. Sie hätte geschrien, aber der schraubstockähnliche Griff um ihren Hals ließ ihr keine Luft dazu.
Katherine trat das Gaspedal durch. Der Wagen schoss mit einer solch brutalen Beschleunigung rückwärts, dass es ihr beinahe den Hals gebrochen hätte, als ihr Angreifer mitgeschleift wurde. Der Volvo schoss einen Hang hinauf. Katherine hatte das Gefühl, als würde ihr jeden Moment der Kopf von den Schultern gerissen. Plötzlich kratzten Zweige gegen die Seite des Wagens, peitschten durchs Seitenfenster, und das Gewicht war verschwunden.
Der Wagen brach durch die Sträucher und schoss hinaus auf den oberen Parkplatz. Katherine trat auf die Bremse. Ein Stück unterhalb von ihr kam der halb nackte Mann auf die Füße und starrte in ihre Scheinwerfer. Mit unglaublicher Ruhe hob er drohend einen schuppenbedeckten Arm und zeigte direkt auf sie.
Katherines Blut wallte heiß vor Angst und Hass, als sie das Lenkrad herumriss und Gas gab. Sekunden später bog sie mit kreischenden Reifen in die Silver Hill Road ein.
KAPITEL 48
Im Eifer des Gefechts hatte Officer Nuñez keine andere Wahl gesehen, als dem Architekten des Kapitols und Robert Langdon bei deren Flucht zu helfen. Nun aber, als Nuñez wieder im Keller der Zentrale des Sicherheitsdienstes war, sah er, dass ein Unwetter heraufzog.
Chief Anderson hielt sich einen Eisbeutel an den Kopf, während ein weiterer Sicherheitsmann sich um Direktor Satos Verletzungen kümmerte. Beide standen beim Videoüberwachungsteam und gingen die Videodateien durch in der Hoffnung, Langdon und Bellamy auf einer der Aufzeichnungen zu finden.
»Überprüfen Sie die Videos aus jedem Korridor und von jedem Ausgang«, verlangte Sato. »Ich will wissen, wohin die beiden geflohen sind!«
Nuñez wurde übel. Er wusste, es war nur eine Frage von Minuten, bis Sato die richtige Datei finden und die Wahrheit erfahren würde. Ich habe ihnen bei der Flucht geholfen. Und die Ankunft des vier Mann starken CIA-Einsatzteams machte die Sache nur noch schlimmer. Die Männer warteten in der Nähe und bereiteten sich darauf vor, die Verfolgung Langdons und Bellamys aufzunehmen. Diese Männer waren von anderem Kaliber als der Sicherheitsdienst des Kapitols: Sie waren Elitesoldaten, gnadenlos und effizient, in schwarzer Tarnkleidung und ausgerüstet mit Nachtsichtgeräten und futuristisch aussehenden Handfeuerwaffen.
Nuñez hatte das Gefühl, sich übergeben zu müssen. Verstohlen winkte er Anderson. »Auf ein Wort, Chief …«
»Was ist denn?« Anderson folgte Nuñez auf den Gang hinaus.
»Chief, ich habe einen großen Fehler begangen«, sagte Nuñez, dem der Schweiß ausbrach. »Es tut mir leid, Sir. Es wird wohl das Beste sein, wenn ich kündige.« In ein paar Minuten feuerst du mich sowieso.
»Kündigen?«, fragte Anderson verdutzt. »Warum denn das?«
Nuñez schluckte. »Vorhin habe ich Langdon und Mr. Bellamy im Besucherzentrum gesehen, auf dem Weg nach draußen.«
»Was?«, fuhr Anderson ihn an. »Warum haben Sie nicht Bescheid gegeben, Mann?«
»Architekt Bellamy hat gesagt, ich solle den Mund halten.«
»Sie arbeiten für mich, verdammt noch mal!« Andersons Stimme hallte durch den Gang. »Bellamy hat meinen Kopf gegen eine Wand geknallt!«
Nuñez reichte Anderson den Schlüssel, den der Architekt ihm gegeben hatte.
»Was ist das?«, wollte Anderson wissen.
»Einer der Schlüssel zu dem neuen Tunnel unter der Independence Avenue. Architekt Bellamy hatte ihn dabei. Auf diese Weise sind er und Langdon entkommen.«
Sprachlos starrte Anderson auf den Schlüssel.
Sato steckte den Kopf zur Tür hinaus und blickte die beiden Männer durchdringend an. »Was geht hier vor?«
Nuñez spürte, wie ihm alle Farbe aus dem Gesicht wich. Anderson hielt noch immer den Schlüssel in der Hand, und Sato hatte ihn offenkundig gesehen. Als die kleine, aggressive Frau näher kam, improvisierte Nuñez so gut er konnte in der Hoffnung, auf diese Weise den Chief zu schützen. »Der Schlüssel lag auf dem Boden im Tiefgeschoss, Ma'am. Ich habe Chief Anderson gerade gefragt, ob er weiß, wozu er gehört.«
Sato musterte den Schlüssel. »Und? Weiß er es?«
Nuñez schaute zu Anderson, der rasch seine Möglichkeiten abwog. Schließlich schüttelte er den Kopf. »Tut mir leid, da müsste ich erst nachsehen …«
»Sparen Sie sich die Mühe«, unterbrach Sato ihn. »Dieser Schlüssel
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