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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Sohlen ihrer bloßen Füße, und der Hauch einer Berührung auf ihren nackten Armen.
»Er lebt«, sprach der Zauberer, als könne er es selbst
nicht fassen. »Der Tempel lebt!«
Der Marmorkreis, den die junge Frau eben noch für
stumpf und unansehnlich gehalten hatte, fing nun ganz
langsam an, in einem leuchtenden Violett zu erstrahlen.
Aschure sah den Widerschein dieses Leuchtens auf den
Gesichtern der Zauberer. Als sie den Kopf ein wenig
drehte, sah sie weiter, wie Sternenströmer ein violettes
Glühen so glatt und ungehindert über seine helle Haut
floß, daß man den Eindruck gewinnen konnte, er sauge
das Licht in sich auf.
Und im nächsten Moment verschwand der Marmor
unter ihren Füßen.
Aschure schrie vor Schreck auf und wäre sicher gestürzt, wenn ihr Schwiegervater sie nicht wieder an den
Schultern gepackt hätte. Unter ihren Füßen befand sich
nichts außer einem violetten Leuchten. Die junge Frau
konnte unter ihren Füßen weder etwas erkennen noch
fühlen.
»Sternenströmer?«
»Alles ist in Ordnung«, flüsterte er. »Euch droht keinerlei Gefahr.«
Das violette Licht flackerte, trübte sich für die Dauer
eines Herzschlags und … und der gesamte Kreis
verwandelte sich in einen Kessel aus kobaltblauem Licht,
das vor Energie vibrierte. Als Aschure noch einen Blick
nach unten wagte, kreisten Sterne unter ihren Füßen. Und
als sie den Kopf wieder hob und jetzt nach oben blickte,
gewahrte sie, daß das Licht in einer gewaltigen strahlenden Säule in die höchsten Himmel stieß … und die
Sterne nicht mehr unter und über ihr, sondern auch rings
um sie herum tanzten und rasten.
Sie standen – oder schwebten? – in der Mitte eines
Lichtstrahls, dessen Macht die junge Frau nicht einmal
erahnen konnte. Und durch dieses Leuchten trieben die
Sterne.
Die Tränen schossen ihr angesichts solcher Pracht und
Herrlichkeit in die Augen. Unzählige Sterne kamen ihr so
nahe, daß sie das Feuer in ihnen auf der Haut spürte; aber
diese Wärme verbrannte sie nicht. Wind zauste in ihrem
Haar, und sie erkannte darin den Luftzug der vorbeisausenden Gestirne. Und Musik umströmte sie, Klänge und
Melodien so wunderbar, daß sie nur der Sternentanz
selbst sein konnten.
»Ich muß so sehr darauf aufpassen«, flüsterte Sternenströmer hinter ihr, »mich nicht völlig darin zu verlieren.«
Aschure wußte genau, was er damit meinte. Die Energie des Sternentanzes war ihnen hier so nahe, daß es
schon eines starken Willens bedurfte, um sich nicht
völlig davon betören zu lassen.
Lange Zeit verging, in der sie mit den anderen Zauberern durch das Licht schwebten und gemeinsam den
Gestirnen ihre allerhöchste Verehrung darbrachten.
Hierher sind die Ikarier gekommen, hallte die Stimme
ihres Schwiegervaters durch ihren Geist, um die Sterne
zu studieren, zu verstehen und anzubeten. Und heute
dürfen wir das wieder tun. Sehet, denn ihretwegen heißt
er Tempel der Sterne.
    Nach langer, langer Zeit, so schien es, zog Sternenströmer seine Schwiegertochter und seinen Enkel zum Rand
der Lichtsäule, und zusammen traten sie aus ihrem
Rund.
    Außerhalb des Kreises standen die Tausende, die
zusammengeströmt waren, in andächtigem Staunen. Als
Sternenströmer sie den grasbestandenen Hang hinunterführte, warf Aschure einen Blick über die Schulter. Von
außerhalb wirkte der Tempel aus Licht ebenfalls
beeindruckend schön – doch längst nicht so bezaubernd
wie im Innern des Strahls –, und aus ihm wuchs wie
unauslöschlich die Lichtsäule, die hoch ins Firmament
ragte und in ihrer Mitte die Sterne tanzen ließ.
    »Wir werden das Licht weiterhin leuchten lassen«,
teilte Sternenströmer ihr mit. »So wie es das auch zu
früheren Zeiten getan hat. Soll Gorgrael das Licht selbst
in seiner fernen Eisfestung schauen und so von der
Macht des Sternentanzes erfahren. Und auch die übriggebliebenen Brüder des Seneschalls, damit sie erkennen,
daß die Ikarier ihre alte Heimat wieder in Besitz genommen haben.«
    Aschure zitterte, und er hielt sie fester. »Werden all
die Menschen auch hineingelassen?« fragte sie, denn
immer noch schwebten nur Ikarier im Strahl.
    »Nein, nur Zauberer vermögen in das Licht des Tempels zu treten und darin zu überleben.«
Die junge Frau blickte ihn voll Erstaunen an. »Aber
ich … ich war doch auch …«
»Ich habe nie an Euch gezweifelt, oder an Eurer besonderen Veranlagung«, lächelte er. »Genausowenig wie
der Tempel.«
    Die Zauberer bei den Alten Grabhügeln schauten die

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