Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05
festzuhalten.
Aber was ließ sich unaufhaltsamer Gewalt entgegensetzen? fragte sich der General verzweifelt, während er
seine Soldaten weiter voranschickte. Wie sollen wir ein
Riesenheer zurückdrängen, das nur in Formation
dastehen muß, um allen unseren Angriffen widerstehen
zu können?
Er warf alles, was er an Soldaten hatte, gegen die
Skrälinge. Was seine Armee an Fackeln und Brennstoff
mitführte, wurde in den vordersten Reihen entzündet.
Aber bei diesen Geisterwesen hier handelte es sich nicht
mehr um die armseligen Kreaturen, die sich von Feuer in
die Flucht schlagen ließen.
Spieße, Lanzen, Speere und Pfeile – mit allem, was
ihnen zur Verfügung stand, versuchten die Soldaten die
Augen der Skrälinge hinter den Knochenkämmen zu
treffen. Aber diese Panzerung erwies sich als so hart, daß
jeder Mann einen kühlen Kopf bewahren mußte, um
genau zu zielen. Doch inmitten des Getöses und Gedränges in einer Schlacht blieb man nur selten ruhig und
besonnen. Auch hatten die Skrälinge inzwischen gelernt,
sich gegen solche Angriffe zu wehren. Geordnet gingen
sie zum Gegenangriff über, und der Krieger mußte rasch
erkennen, daß es ihm diesmal nicht so leicht wie bei
früheren Gelegenheiten gelingen würde, die Geister
schon am Anfang in Panik zu versetzen und in die Flucht
zu schlagen.
Wie bei allen Kämpfen in der Vergangenheit wich
Arne auch diesmal nicht von Axis’ Seite und übernahm
seine Rückendeckung. Wohin der Krieger Belaguez auch
lenkte, folgte ihm Arnes Roß. Seine Augen waren
zusammengekniffen, aber trotzdem sehr wachsam. Arne
spürte nämlich im tiefsten Innern seines Herzens, daß der
Nordwind heute Verrat mit sich führte. Wenn er es
irgendwie verhindern konnte, sollte der Sternenmann
nicht zu Schaden kommen.
Schon nach den ersten Minuten des Angriffs erkannte
der General, daß seine Soldaten Gefahr liefen, von den
feindlichen Scharen überwunden zu werden. Mit
normalen Mitteln kam niemand gegen eine solche
Übermacht an.
Weitsicht, stürzt Euch auf den Gegner, sobald Ihr eine
günstige Gelegenheit dazu seht. Dem Krieger gefiel es
zwar nicht, die Luftarmada einzusetzen, aber in dieser
bedrohlichen Lage blieb ihm keine andere Wahl. Nur die
Luftschützen konnten die hinteren Reihen der Geister
angreifen; denn Axis durfte nicht zulassen, daß die ersten
Reihen der Skrälinge fortwährend verstärkt wurden und
für jeden Getöteten sofort ein neuer von hinten nachrückte.
Ho’Demi! Setzt Eure Bogenschützen ein. Vor sechs
Tagen war der Häuptling zurückgekehrt, und heute führte
er die vereinten Schützenabteilungen in die Schlacht,
darunter auch Aschures Einheiten. Ihre Pfeile, so hoffte
Axis, würden verhindern, daß die Skrälinge ihre ersten
Reihen laufend ersetzten.
Aber sich mit dreißigtausend Mann einer Flutwelle
von Dreihunderttausend entgegenzustellen, war aussichtslos, ja nahezu lachhaft. Das war Axis ebenso
bewußt wie wohl jedem seiner Soldaten.
Aber die Männer fochten, stachen und schossen tapfer.
Dennoch starben viele von ihnen, und an manchen
Stellen erlagen sie gleich gruppenweise der Übermacht.
An einzelnen Abschnitten hatte Axis’ Seite sogar höhere
Verluste zu beklagen als Gorgraels Horden.
Lange gelang es Belial und Arne vereint, den Sternenmann aus den unmittelbaren Kämpfen herauszuhalten.
Aber dann wurden sie so chaotisch, daß die Offiziere den
Überblick verloren und Axis sich unvermittelt im dichtesten Getümmel wiederfand. Ihm blieb nichts anderes übrig,
als sein Schwert wieder und wieder in Skrälingsaugen zu
stoßen, um sich etwas Luft zu verschaffen.
Über ihnen kreisten die Ikarier, und von den Flanken
rasten so dichte Pfeilschwärme heran, daß sie die Sonne
verfinsterten. Diesem Dauerbeschuß hätte kein Feind
lange standhalten können, und schon glaubte der Krieger,
die Reihen der Feinde sich lichten zu sehen.
Jetzt wäre die günstigste Gelegenheit gewesen, seine
Zauberfähigkeiten einzusetzen. Aber dazu brauchte Axis
Ruhe, um sich sammeln zu können. Er mußte mit seinen
Kräften haushalten, denn das, was er plante, würde seine
ganzen Fähigkeiten beanspruchen. Und die Gefahr ließ
sich nicht ausschließen, daß er durch die große Energie
des Sternentanzes, mit der er umzugehen beabsichtigte,
selbst zu Schaden käme.
Der Krieger stand gerade im Sattel, um mit einem
Schwerthieb einen Gegner zu vernichten. Er traf den
Skräling wie gewünscht am Hals, wo er schon eine
Wunde davongetragen
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