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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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an die Fensterscheibe.
Sie ist einer der vielen Gründe für deinen Tod, du Narr.
Vor Entsetzen wimmernd, wandte er den Blick von
der unter ihm liegenden Straße und bemühte sich, die
Spiegelung auf der Fensterscheibe genauer zu erkennen.
Ein Schwall von Putz fiel zu Boden, als die Wand
hinter ihm zum Leben erwachte.
Jayme entfuhr ein leises Winseln, und vor Schreck
konnte er sich nicht rühren. Sein Blick blieb wie gebannt
auf dem Abbild des Entsetzlichen haften.
Nichts in seinem Leben hätte ihn darauf vorbereiten
können, aber dennoch wußte er genau, um was es sich
handelte.
Artor, der gekommen war, um Rache zu nehmen für
die Unfähigkeit des Bruderführers Seines Seneschalls.
»Geliebter Herr«, krächzte Jayme.
In der Spiegelung der Scheibe sah Jayme, wie die
Wand sich kräuselte und eine riesige Ausbuchtung
erschien, die die Form jenes Bildnisses aufwies, das er in
den Putz gekratzt hatte.
Dieser Anblick war zuviel für ihn, und entsetzt kniff er
die Augen fest zusammen.
Hast du nicht den Mut, Mir in die Augen zu schauen,
Bruderführer? Hast du nicht den Mut, deinen Herrn
anzublicken?
Jayme fühlte, wie eine machtvolle Kraft sich um
seinen Körper schloß. Urplötzlich wurde er herumgewirbelt und mit dem Rücken gegen das Fenster geschleudert;
ihm blieb nur noch soviel Beherrschung über seine
Muskeln, daß er die Augenlider fest geschlossen halten
konnte. Ein Teil seines Verstandes, der noch nicht
vollständig vor Entsetzen gelähmt war, hoffte, daß Artor
ein wenig mehr von Seiner Kraft anwenden würde. Ein
Sturz durch die Fensterscheiben hinunter auf die
Pflastersteine wäre ein gnädiger Tod.
Aber Artor wußte Seine eigene Kraft sehr wohl einzuschätzen, und Jayme prallte nicht heftig genug gegen die
Scheiben, um sie zu zerbrechen.
Dort hing er wie festgenagelt, die Füße eine Handbreit
über dem Boden. Niemand aus der Menge, die Axis’ und
Aschures Hochzeit feierte, warf auch nur einen Blick
nach oben. Niemand sah, wie Jayme am Fenster hing,
wie eine Ameise, die ein grausamer Knabe auf ein Stück
Papier gespießt hatte.
Der mächtige Gott Artor der Pflüger vollendete seine
Umwandlung und trat in die Kammer. Er war von wilder,
tobender Wut erfüllt, und es war schrecklich, Ihn in
Seinem Zorn zu sehen.
Jayme hatte versagt. Der Seneschall zerfiel, und auch
die Reste, die noch von ihm übrig waren, würden bald
von dem schlimmen Wind hinweggefegt werden, der
über das Land von Achar blies. Tag für Tag konnte Artor
den Verlust jener Seelen spüren, die sich von Ihm und
dem Weg des Pfluges abwandten und andere Götter
anbeteten. Er war der einzige wahre Gott, und Er erhob
diesen Anspruch. Artor gefiel der Gedanke nicht, daß die
Götter, die er vor so langer Zeit verbannt hatte, in naher
Zukunft wieder über dieses Land wandeln würden.
Dieser Bruderführer hier hatte Artor so nachhaltig und
vollständig enttäuscht, daß der Gott sich gezwungen sah,
Sein himmlisches Reich zu verlassen, um Vergeltung an
dem Trottel Jayme zu üben, der jämmerlich dabei versagt
hatte, den Seneschall gegen die Herausforderung des
Sternenmannes zu führen.
Was hast du getan, Jayme?
Der zitternde Mann stellte fest, daß der Gott jene
Muskeln losgelassen hatte, die er zum Sprechen benötigte. »Ich habe mein Bestes getan, Herr«, flüsterte er.
Sieh mir in die Augen, Jayme, und erkenne den Gott,
dem zu dienen du gelobt hast.
Der alte Mann bemühte sich, die Augen fest geschlossen zu halten, aber die Macht des Gottes zwang sie auf –
und Jayme schrie.
Vor ihm stand eine männliche Gestalt, größer und
muskulöser als irgendein Mann, den Jayme je gesehen
hatte. Artor hatte es gefallen, sich in der symbolischen
Kleidung des Pflügers zu offenbaren: dem rauhen
leinenen Lendentuch, dem kurzen Lederumhang, den Er
achtlos über die Schulter geworfen und deren Kapuze Er
dicht um das Gesicht gezogen hatte, und den geknüpften
Sandalen. In einer Hand trug der Gott den traditionellen
Ziemer, der benutzt wurde, um das Pfluggespann
voranzutreiben; die andere hatte Er in gerechtem Zorn
zur Faust geballt.
Artor hatte beschlossen, daß das Antlitz unter der
Lederkapuze seines Umhangs die schweren, zerfurchten
Gesichtszüge eines Mannes aufweisen sollte, den Jahre
schwerer Arbeit hinter dem Pflug gezeichnet hatten. Sein
Körper hingegen wies die dicken Muskelstränge auf, die
erforderlich waren, um das Gespann zu lenken und die
widerspenstigen Scharen des Pfluges in der Spur zu
halten.
Und

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