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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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damals geahnt, was ich jetzt weiß, hätte ich
Euch ein Messer in die Kehle gestoßen, Rivkah. Und
zwar bevor Ihr Gelegenheit hattet, diese widernatürliche
Scheußlichkeit zu gebären.«
Rivkahs Hand zuckte ein wenig, der einzige Hinweis
darauf, daß Jaymes Worte sie getroffen hatten. Sie
verspürte den Impuls, vor Jayme zu fliehen, so groß war
der Abscheu, den sie vor ihm empfand, aber eine Frage
mußte sie ihm noch stellen.
»Warum habt Ihr meinem Sohn diesen Namen gegeben – Axis?«
Überrascht über die Frage blinzelte Jayme sie an und
bemühte sich sichtlich, sich zu erinnern. Dann zuckte er
erleichtert die Achseln.
»Moryson hat ihn so genannt.«
»Aber weshalb Axis?«
»Das weiß ich nicht mehr, Rivkah. Der Name erschien
uns zu der Zeit so gut wie jeder andere. Damals konnte
ich noch nicht wissen, daß er zu einer ›Achse‹ werden
würde, um die sich unsere gesamte Welt drehen und dann
daran zugrunde gehen würde.«
Rivkah holte tief Luft. »Ihr habt mir meinen Sohn
genommen und seine Seele fast dreißig Jahre lang
verdorben, und mich habt Ihr einem langsamen endlosen
Tod überlassen.« Sie trat einen Schritt auf Jayme zu und
spuckte ihm ins Gesicht. »Es heißt, Vergebung sei der
erste Schritt zur Heilung, Jayme, aber es ist mir unmöglich, Euch das Unrecht zu verzeihen, das Ihr mir, meinem
Sohn und seinem Vater angetan habt.«
Sie drehte sich um und schritt zur Tür.
Rivkah hatte sie gerade erreicht, als Jayme sie noch
einmal ansprach. Woher die Worte kamen, wußte er
nicht, denn das Wissen, das aus ihnen sprach, war nicht
sein eigenes, und ihre Heftigkeit entsprach überhaupt
nicht seiner eher sanften Art.
»So wie ich die Sache verstehe, hat der Vogelmann,
mit dem Ihr Searlas betrogen habt, nun seinerseits Euch
betrogen und von sich gestoßen, Rivkah. Er hat Euch
fallengelassen und beiseite geworfen, weil Eure Falten zu
deutlich Euer Alter verraten. Betrug holt immer jene ein,
die betrogen haben.«
Rivkah drehte sich um und starrte ihn entsetzt an.
Seine Worte erfaßten zwar nicht die ganze Wahrheit,
kamen ihr aber nahe genug, um sie zu verletzen. War der
Preis dafür, Searlas betrogen zu haben, der, daß Sternenströmers Liebe zu ihr vor kurzem erloschen war?
Welchen Preis würde sie für den Schmerz zahlen
müssen, den sie Magariz vor vielen Jahrzehnten zugefügt
hatte? Sie fuhr mit der Zunge über ihre Lippen und
verfluchte das Beben in ihrer Stimme.
»Dann bin ich mir ganz sicher, daß Ihr eines gräßlichen Todes sterben werdet, Jayme«, stieß sie hervor.
Trotz ihrer beherzten Worte zitterte Rivkah am ganzen
Leib. Sie riß die Tür auf und rannte, vorbei an den
aufgeschreckten Wachen, den Flur hinunter.
    Jayme lächelte, als er sich an Rivkahs Erregung erinnerte. Aber sein Lächeln erstarb, als er an den zweiten
Besucher dachte.
Schon bevor Axis die Kammer betrat, hatte Jayme ihn
gehört.
    Sein ehemaliger Pflegesohn und Zögling stand einige
Minuten lang vor der verschlossenen Tür und sprach mit
den dort aufgestellten Wachen. Jayme war sich der
Tatsache bewußt, daß Axis mit ihm spielte. Der Krieger
konnte sich leicht ausrechnen, daß sein beiläufiges
Gespräch in der Kammer zu hören sein und Jaymes
Beklommenheit steigern mußte.
    Diese Taktik verfehlte ihre Wirkung nicht. Des Kirchenführers Magen krampfte sich zusammen, als er hörte, wie
der Schlüssel ins Schloß gesteckt und umgedreht wurde.
    »Jayme«, erklärte Axis bestimmt, als er den Raum
betrat.
Schon als Axtherr war der Krieger von einer Aura der
Macht umgeben gewesen, und sie schien sich jetzt noch
um das Zehnfache gesteigert zu haben. Der Mann wirkte
unendlich bedrohlich auf den Bruderführer. Jayme
öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber da gab es
nichts, was er hätte sagen können.
»Ich habe beschlossen, dich vor ein Tribunal zu stellen, Jayme«, begann Axis und sprach ihn wunderbarerweise mit dem kirchenüblichen du an. »Rivkah hat mir
von eurer Unterhaltung berichtet und von deinem
kümmerlichen Versuch, die Schuld an dem Mordversuch
Moryson in die Schuhe zu schieben. Aber du mußt dich
nicht nur für das Unrecht rechtfertigen, das du mir und
meiner Mutter zugefügt, sondern auch für das, das du
dem unschuldigen Volk von Tencendor angetan hast.«
Jayme fand seine Stimme wieder und auch seinen
Mut: »Und wie viele unschuldige Menschen hast du für
deine verderbten Zwecke umgebracht, Axis? Das Recht
scheint immer auf der Seite des Siegers zu sein, oder
etwa

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