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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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denen
auf der Insel des Nebels und der Erinnerung geglichen
hätten!«
Die junge Frau sah ihn mit großen Augen an. Für
einen Mann, der gestorben und durch die Flüsse im
Totenreich gewandert war, bevor er in der Gestalt eines
Adlers wieder zum Leben erwachen durfte, mußten die
Wunder wahrhaftig überwältigend sein, wenn sie ihn
derartig beeindrucken konnten.
»Und Abendlied?« erkundigte sie sich.
»Ihr geht es sogar noch besser als mir, wenn man
davon absieht, daß sich ihre Laune mit jedem Tag, den
sie auf ein Wiedersehen mit Euch warten muß, verschlechtert.«
Sternenströmer trat unruhig von einem Bein auf das
andere. »Erzählt mir alles«, verlangte er, »berichtet mir
von der Insel.«
Freierfall musterte seinen Onkel. »Die Mysterien der
Insel müssen noch ein paar Stunden warten. Worte
können nicht beschreiben, was man mit eigenen Augen
sehen muß. Schaut …« Er legte den Arm um das, was
von Aschures Taille übriggeblieben war, und drehte sie
so, daß sie über die Reling hinausblickte. »Schaut.«
Schwach, so schwach, daß Aschure glaubte, sich zu
täuschen, zeichnete sich eine graugrüne Linie am weit
entfernten Horizont ab.
»Die heilige Insel des Nebels und der Erinnerung«,
sagte Freierfall feierlich.
    Ein Jahrtausend lang kannten die Achariten die Insel des
Nebels und der Erinnerung nur unter dem Namen
Piratennest. Für ein Jahrtausend brachen die Piraten von
ihrer Inselfestung auf, um zu rauben, zu plündern und zu
brandschatzen. Die Barone von Nor, deren Aufgabe darin
bestand, die Piraten aus dem Meer von Tyrre zu vertreiben, rangen die Hände und klagten, die Freibeuter seien
zu wild und zu zahlreich, um ihrer Herr zu werden. Für
tausend Jahre bewahrte das Piratennest so seine Geheimnisse, und die Freibeuter wie auch die Barone von Nor
sorgten gemeinsam dafür, daß sich daran nichts änderte.
    Dann kehrten die Ikarier zurück und beanspruchten
ihre Insel, um im Sternentempel zu beten und die
anderen, viel heiligeren und verborgeneren Stätten auf
der Insel zu ehren.
Aber die Insel des Nebels und der Erinnerung barg
weit mehr Geheimnisse, als die Vogelmenschen ahnten.
    Die ›Robbenhoffnung‹ lief so spät am Nachmittag in den
Nordhafen von Piratenstadt ein, daß man beschloß, die
Nacht in der Stadt zu verbringen und erst am nächsten
Morgen zur Tempelanlage weiterzureisen.
    Aschure fehlten angesichts der Größe der Insel die
Worte. Sie hatte angenommen, daß sie klein sei und
lediglich Platz für ein paar Piratenhäuser, ein paar
weitere Gebäude für die Priesterinnen des Sternenordens
und den Tempel selbst böte, aber als sie näher heransegelten, erkannte sie die riesigen Ausmaße des Eilands.
    »Sie erstreckt sich über fünfundzwanzig Meilen von
Norden nach Süden«, erklärte Freierfall leise und trat an
ihre Seite, als das Schiff des Prinzen anlegte, »und
fünfzehn von Osten nach Westen. Seht Ihr den Gipfel,
der sich im Süden erhebt?«
    Aschure nickte. Die ganze Insel stieg sanft zu dem
mächtigen Berg hin an.
»Man nennt ihn den Tempelberg, und er erhebt sich
nahezu dreitausend Meter über den Meeresspiegel. Auf
seinem Plateau erhebt sich der Sternentempel.«
»Meine Mutter lebte dort«, flüsterte Aschure, »und
dort wurde ich auch gezeugt.«
»Ja«, bestätigte Freierfall, »dort wurdet Ihr gezeugt,
Aschure.«
Sie wandte sich zu ihm um. »Habt Ihr den Priesterinnen von meiner bevorstehenden Ankunft berichtet? Habt
Ihr ihnen gesagt, wer ich bin?«
Der Vogeljüngling zögerte. »Nein, das habe ich nicht.
Ich dachte, das sollte ich Euch überlassen.«
»Aber was haben die Priesterinnen denn dann von
Euch erfahren, Freierfall?« warf Sternenströmer ein.
»Sie wissen, daß die Prophezeiung über das Land
wandelt, daß der Sternenmann Tencendor für sich
beansprucht hat und daß die Ikarier binnen kurzem
zurückkehren werden, um das Feuer des Tempels der
Sterne wieder zu entzünden. Abendlied und ich haben
ihnen nicht viel erzählt, und sie haben kaum Fragen
gestellt. Sie warten seit tausend Jahren auf diesen
Augenblick, und ein paar Tage oder Wochen mehr
werden ihnen da nichts ausmachen.«
»Sternenströmer«, meinte Aschure, »es ist nicht notwendig, daß Ihr heute Nacht bei mir bleibt. Mein Onkel
Isgriff ist in meiner Nähe, und außerdem halten sich alle
möglichen Diener hier auf. Am Morgen werden wir zum
Tempelberg aufbrechen. Ihr könnt heute Nacht mit
Freierfall dorthin fliegen.«
»Nein.« Seltsamerweise schien alle Ungeduld

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