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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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Frau übergab Caelum Sternenströmer und
ließ sich von ihrem Onkel aus dem Wagen helfen. Der
Rest ihres Gefolges, etwa vierzig Diener und Gehilfen,
verließ ebenfalls seine Fuhrwerke und entlud das
Reisegepäck. Aschure wandte sich von der nackten
Klippenwand ab, die sich vor ihr erhob, und ließ den
Blick über die Insel schweifen.
Aus diesem Blickwinkel und unter dem inzwischen
klaren Himmel wirkte die Aussicht ehrfurchtgebietend.
Tief unter ihr dehnte sich die Insel nach Norden und
Westen aus, und der Nebel hatte sich mittlerweile weit
genug gelichtet, daß sie die verschwommenen Rauchfäden erkennen konnte, die von den Schornsteinen der
Stadt am Hafen aufstiegen. Im Westen erstreckte sich
weithin der undurchdringliche Dschungel, und an den
Wipfeln der höchsten Bäume hafteten noch immer
Nebelschwaden. Jenseits des westlichen Randes des
Dschungels breitete sich das Meer aus, das aus dieser
Entfernung ebenso grün und geheimnisvoll aussah wie
der Urwald.
»Aschure?« Sternenströmer war zu ihr getreten. »Wie
fühlt Ihr Euch? Seht Ihr Euch in der Lage, die Treppen zu
ersteigen, oder möchtet Ihr, daß Isgriff oder ich Euch
hochtragen?«
Die junge Frau drehte sich um. Jedermann, von den
Kutschern bis zu ihrem eigenen Gefolge, betrachtete sie
schweigend. Ihr Blick huschte zu den Treppen, die sich
vor ihr erhoben, und sie mußte leicht den Hals drehen,
um deren Verlauf hoch zum Plateau in Augenschein zu
nehmen; die Alaunt hatten bereits die Hälfte der Strecke
bewältigt. Glaubten die anderen etwa, sie schaffte es
nicht?
Die Vorstellung, diese Stufen hinaufsteigen zu müssen, erfüllte sie in Wahrheit selbst mit Bedenken. Aber
dann erwachte ihr Stolz: Sie wollte sich auf keinen Fall
von Sternenströmer oder Isgriff wie ein Möbelstück nach
oben befördern lassen. Verdammt seien diese Zwillinge,
fluchte sie lautlos. Ohne diese Last könnte ich diese
Treppen hinaufspringen und geriete nicht einmal ins
Keuchen.
»Spart Euren Atem für den Aufstieg«, entgegnete sie
daher kurz angebunden, raffte ihre Röcke zusammen und
marschierte entschlossen auf den Fuß der Treppe zu. »Ich
werde es schon schaffen.«
    Kurze Zeit später jedoch konnte jedermann erkennen,
wie sehr Aschure sich mit diesen Worten selbst überschätzt hatte; denn sie brach plötzlich zusammen und riß
sich Schienbeine und Knie an den Stufen auf, während
sie sich mit schweißnassen Händen verzweifelt an dem
schmalen Eisengeländer festklammerte, um ihren Sturz
abzufangen. Hätte sich Isgriff nicht unmittelbar hinter ihr
befunden, so wäre sie zweifellos den ganzen Weg zurück
bis zum Fuß der Treppe gerollt. Doch ihr Onkel fing sie
mit starken Armen auf und half ihr wieder auf die Beine.
    »Verfluchter Stolz«, murmelte er, selbst außer Atem.
»Ich bin mir sicher, daß er von dieser Mischung aus Nor-
und Ikarierblut herrührt.«
    Sternenströmer eilte die Stufen hinunter und nahm
Aschures Gesicht in seine freie Hand, während er
Caelum mit der anderen sicher auf seiner Hüfte hielt.
»Könnt Ihr oder ein Mitglied der Staffel sie zum
    Gipfel fliegen, Zauberer?« fragte Isgriff.
»Nein«, antwortete Sternenströmer. »Sie ist zu schwer.
Kommt Ihr zurecht?«
Der Prinz von Nor grinste. »Wenn ich versage, seid
Ihr an der Reihe, Verehrtester. Und wenn sie uns beide
überfordert, dann rufe ich einen ihrer stämmigeren
Soldaten herbei.« Er drehte leicht den Kopf, um seine
Nichte anzuschauen. »Aschure?«
»Sie ist ohnmächtig geworden«, erklärte Sternenströ
mer. »Los, Mann, mir steht nicht der Sinn danach, den
restlichen Tag hier zu verbringen. Die Priesterinnen
können sich um sie kümmern, sobald wir den Gipfel
erreicht haben.«
Schließlich gelang es ihnen, Aschure sicher die Treppe
hinaufzutragen. Ihre leisen Seufzer begleiteten den
letzten Abschnitt des Aufstiegs, als sie langsam wieder
zu sich kam. Isgriff, der Aschure für die letzten zehn
Minuten noch einmal von Sternenströmer übernommen
hatte, ließ sie vorsichtig auf den weichen Grasteppich
gleiten und beobachtete, wie die Frau, die sie erwartet
hatte, schweigend vortrat.
»Erste Priesterin«, sprach er sie an, »wir bringen Euch
eine erschöpfte, schwangere Frau, die Eurer Hilfe
bedarf.«
Aber die Erste Priesterin, eine grauhaarige und hagere
Frau, verschwendete keinen Blick an Isgriff oder die zu
seinen Füßen zusammengesunkene Frau.
»Zauberer«, flüsterte sie und verbeugte sich tief vor
Sternenströmer. »Endlich!«
»Ich entbiete Euch meinen

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