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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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von
ihrem Schwiegervater gewichen zu sein. »Nein, Aschure.
Ich versprach Axis, mich um Euch zu kümmern. Wir alle
werden den Tempelberg schon noch früh genug erreichen.«
Der Hafen von Piratenstadt lag in einer schmalen
Bucht, die tief in die Nordküste der Insel einschnitt.
Mehr als fünfzehntausend Seeräuber, ihre Frauen und
Kinder nebst zahlreichen Katzen, Hunden und Hühnern
lebten eng zusammengepfercht in der Stadt. Im Hafen
drängten sich alle nur vorstellbaren Segelschiffformen,
einige aus dem Holz der bewaldeten Hügel ringsum
erbaut, andere entführt aus entfernten Meeren und Häfen.
Die Menschen wirkten durchwegs freundlich, obwohl
ihre wilden Augen, ihre grellfarbenen Tücher und die gut
sichtbaren Dolche bewirkten, daß Aschure Caelum fest an
sich drückte. Viele Seeräuber winkten Isgriff lächelnd zu,
als er durch die Straßen schritt. Der ehemalige Baron und
jetzige Prinz von Nor fand eine komfortable Unterkunft in
einem Gasthof nahe dem Hafen, sorgte dafür, daß Aschure
auf ihr Zimmer gebracht wurde, und traf Vorbereitungen
für ihre morgige Reise zum Tempelberg.
In dieser Nacht fand Aschure keine Ruhe, sondern
fuhr beim leisesten Geräusch, bei der geringsten Bewegung der Zwillinge aufgeschreckt hoch. Nicht ein Laut
drang aus Sternenströmers Kammer, die neben ihrem
Zimmer lag, und sie fragte sich, wie der Zauberer so tief
schlafen konnte, da er doch dem geheimnisvollen
Sternentempel, nach dem er sich so lange verzehrt hatte,
jetzt so nahe war.
Endlich, als die Morgendämmerung bereits den Himmel im Osten färbte, fiel sie in einen unruhigen Schlummer und träumte.
Sie stand im Dunkel, umgeben vom Schlagen von
Wellen, verdächtigen Stimmen und zustoßenden Fingern.
»Ist sie das?«
»Sie muß es sein – könnt Ihr den Sog ihres Blutes an
der Küste spüren?«
»Dann kann es doch nur sie sein?«
Sie trat einen Schritt zur Seite, weg von den Fingern
und den Fragen, aber nur, um auf weitere zu stoßen.
»Wie können wir feststellen, ob sie es wirklich ist?«
Die Stimmen klangen ärgerlich, aufgeschreckt, und
Aschure fürchtete sich.
»Ein Fehler wäre zu gefährlich. Gerade in dieser Zeit
viel zu gefährlich.«
»Seid Ihr gefährlich, unbekannte Frau?«
Ihre Hand flog zu ihrer Kehle, wo sich ein Finger
schmerzhaft in ihr Fleisch bohrte, und die Wesen um sie
herum keuchten auf.
»Sie trägt den Sternenkreisring!«
»Tatsächlich!«
»Wie lautet Euer Name, Ringträgerin?«
»Habt Ihr ihn gestohlen?«
Sie drehte sich in der Dunkelheit, versuchte zu sehen.
»Mein Name ist Aschure. Und nein, der Ring wurde mir
übergeben.«
»Aschure!«
»Oh, der Name!«
»Aschure!«
»Aschure!«
Sie öffnete die Augen und blickte in Sternenströmers
lächelndes Gesicht.
»Wacht auf, schöne Dame. Der Morgen ist angebrochen, und der Tempel erwartet uns. Wacht auf.«
»Schwiegervater?« Aschure setzte sich auf, die Augen
schwer vor Müdigkeit.
»Ich habe nach Imibe geschickt, damit sie Euch beim
Ankleiden hilft. Was ist das?« Seine Finger streiften
träge ihre Kehle. »Ihr habt Euch im Schlaf gekniffen,
glaube ich. Eine kleine Verfärbung, mehr nicht. Seht, da
kommt ja schon Imibe.«
    Obwohl sie in aller Frühe aufbrachen, benötigten sie
beinahe den ganzen Tag für ihre Reise zum Tempelberg.
Die meisten benutzten die Pferde und Wagen, die Isgriff
gemietet hatte, aber Freierfall flog voraus und meinte, er
wolle die Priesterinnen vorwarnen, daß sich eine Reisegesellschaft nähere, ohne jedoch Einzelheiten zu verraten.
    An diesem Tag machte die Insel ihrem Namen alle
Ehre. Sanfter Nebel umhüllte jedes Gebäude, jede
Straßenbiegung, und keiner vermochte mehr als ein paar
Schritte weit zu sehen.
    »So wie jetzt schaut es hier die meiste Zeit aus«,
erklärte der Prinz. Er saß vorne bei dem Kutscher auf der
Bank und hatte sich zu den anderen umgedreht. »Das
klare Wetter von gestern stellt hier die Ausnahme dar.
Vom Meer aus wirkt die Insel wie eine dahinziehende
Wolke, mehr nicht. Die meisten Segelschiffe bleiben
lieber in sicherer Entfernung, und zwar nicht nur wegen
der Piraten, sondern auch wegen sagenhafter Kreaturen,
die in den Tiefen des Nebels lauern.«
    Aschure erschauerte bei dieser Vorstellung und zog
ihren Umhang fester um sich. Hätte sie die Insel nicht im
freundlichen Licht der Sonne erblickt, dann hätte der
Nebel auch sie ein bißchen mehr als nur nervös werden
lassen, das wußte sie. Sogar Geräusche wurden nach ein
paar Schritten schwächer und

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