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Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
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das wird nicht so bleiben, wenn Ihr alle sie
weiterhin so bedrängt«, erklärte die Erste Priesterin
streng. »Ich nehme Aschure mit, um ihr die Tempelanlage zu zeigen. Sternenströmer, Ihr mögt uns begleiten,
denn ich muß noch ein ausführliches Gespräch mit Euch
führen. Abendlied, Ihr könnt ebenfalls mitkommen und
das Kind tragen. Die anderen Männer müssen hierbleiben. Ich lasse außerdem nur einen der Hunde zu.«
Die Erste Priesterin setzte sich daraufhin unverzüglich
in Bewegung, und Isgriff und Freierfall wichen hastig zur
Seite. Aschure lächelte ihnen entschuldigend zu, als sie
an ihnen vorüberschritt, aber sie tat gleich darauf einen
tiefen Atemzug vor Begeisterung, als die Priesterin sie in
einen Kreuzgang geleitete, von dem aus man auf einen
bezaubernden Garten mit Lavendelbeeten und niedrigen
Wacholderbüschen blickte. Sicarius wich nicht von ihrer
Seite.
»Ihr lagt im Schlafsaal der Priesterinnen, Aschure«,
erklärte die Erste, während sie die Gruppe durch die
Wandelgänge führte, um dann nach links in einen
Durchgang neben einem hohen Steingebäude abzubiegen, »und dies ist die Tempelbibliothek. Ihr könnt Euch
das Innere gern ein andermal ansehen.«
»An diesem Ort verbringt Freierfall den größten Teil
seiner Zeit«, warf Abendlied ein, die an Aschures Seite
einherschritt. Die junge Vogelfrau wirkte sanfter, als
Aschure sie in Erinnerung hatte, und es kam ihr seltsam
vor, sie in einer Robe anstelle von Hosen zu sehen. Die
Ikarierin wiegte Caelum in den Armen und lächelte ihn
an, dann winkte sie Aschure zu. »Aber ich sorge dafür,
daß Freierfall sich gelegentlich an meine Anwesenheit
erinnert und bemerkt, daß nicht alle Wunder der Tempelanlage mit steinernen Portalen versehen sind.«
Aschure unterdrückte ein Kichern und schnappte im
nächsten Moment höchst erstaunt nach Luft, als die Erste
Priesterin sie über eine kleine Brücke auf eine großartige,
gepflasterte Straße führte. Sie war flankiert von Säulenreihen aus glattem Granit, die sich über schmalen, von
Farnen eingesäumten Wasserläufen erhoben, in denen
sich Fische zwischen Wasserlinien tummelten.
»Die Avenida, die Prozessionsstraße«, erklärte die
Erste und wies nach rechts. »Sie führt von den Treppen
an der Klippe zu unserem Tempel der Sterne.«
Aschures Blick folgte der ausgestreckten Hand der
Frau. Zu ihrer Linken, auf einer leichten Erhöhung,
schien sich ein riesiger, mit Marmor ausgelegter Kreis zu
befinden. Die junge Zauberin runzelte die Stirn. Wo
stand denn hier ein Tempel?
Sternenströmer lächelte angesichts des Nichtverstehens in der Miene seiner Schwiegertochter, aber er sagte
kein Wort.
»Kommt«, forderte die Erste sie auf, »hier gibt es ein
paar andere Stellen, die ich Euch zuerst zeigen will.«
Sie führte die kleine Gruppe über die Prachtstraße und
eine weitere schmale Brücke auf weiche Rasenflächen
und wies auf einige kleinere Gebäude weiter rechts. »Die
Schulhäuser und die Unterkünfte der Kinder«, erklärte
die heilige Frau und wollte schon weitergehen, als
Aschure leise ihren Arm berührte.
»Schulhäuser? Kinder?«
Die Priesterin zog eine Augenbraue hoch. »Wir leben
hier nicht völlig abgesondert, meine Liebe. Viele der
Adligen aus Nor lassen ihre Kinder bei uns erziehen,
ebenso wie fast die gesamte Bevölkerung von Piratenstadt.«
Sternenströmer und Aschure starrten einander ungläubig an. Wie hatte das Geheimnis der Insel so lange
unangetastet bleiben können, wenn zahlreiche Mitglieder
des Adels von Nor ihre Kinder hier ausbilden ließen?
Und Piraten … gebildete Seeräuber?
Die Priesterin schritt durch einen bezaubernden Garten
auf ein großes, kreisförmiges, von hohen Mauern aus
hellem Stein umschlossenes und fensterloses Gebäude
zu.
»Ah«, meinte Sternenströmer an Aschures Seite. »Ich
weiß, was wir vor uns haben – genau wie Ihr, Aschure,
wenn Ihr erst einmal einen Blick hineingeworfen habt.«
Die Erste geleitete sie durch einen Torbogen in der
Mauer, dann einige Treppen hinauf. Sternenströmer faßte
Aschure an den Ellenbogen, und sie war nicht undankbar
für seine Hilfe beim Treppensteigen, und dann traten sie
auf einen Balkon hinaus, der sich auf halber Höhe auf der
Innenseite des Gebäudes ins Freie öffnete.
»Oh«, war alles, was die junge Frau herausbrachte,
und sie fühlte, wie sich Sternenströmers Griff an ihrem
Arm verstärkte.
»Eines Tages«, meinte Abendlied hinter ihnen, »werden wir alle hierher nach Hause

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