Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05

Titel: Das Vermachtnis der Sternenbraut - Unter dem Weltenbaum 05 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglass Sara
Vom Netzwerk:
zurückkehren und an
diesem Ort unsere Nester bauen. Und wenn uns dies
tatsächlich vorherbestimmt sein sollte, Vater, müßt Ihr
derjenige sein, der uns hier willkommen heißt und die
Worte der Ankunft und der Begrüßung spricht.«
Aschure hatte gewiß nicht vor, ihrem Schwiegervater
dieses Recht zu mißgönnen. Sie befanden sich auf
halbem Weg nach oben an einer der Mauern des Versammlungsortes der Ikarier, dessen kreisförmig angeordnete Sitze tief unten begannen und bis hoch über ihre
Köpfe in den Himmel ragten. Der ursprüngliche Versammlungsort, der aus einer Zeit stammte, da die
Vogelmenschen die Himmel über ganz Tencendor
bevölkerten. Das Gebäude befand sich noch immer in
makellosem Zustand, und es überraschte Aschure
keineswegs, als sie viele Tage später erfuhr, daß beinahe
monatlich vierzig bis fünfzig Männer und Frauen von
Piratenstadt herüberkamen, um Unkraut zu jäten und die
Steinstufen und Säulenreihen zu polieren.
Dieser Versammlungsort, bei dem es sich nicht wie
bei den anderen, den jüngeren, um eine Halle, sondern
um eine Art Amphitheater handelte, besaß die zwölf- bis
fünfzehnfache Größe seines Gegenstückes im Krallenturm und imponierte seinen Betrachtern mehr durch seine
enorme Größe als durch komplizierte oder filigrane
Schnitzereien.
Vom Bodenrund aus erhoben sich ringförmig blaßgoldene Steinstufen so hoch in den Himmel, daß das untere
Drittel des Versammlungsortes im Schatten lag. Die
einzige Verzierung, die Aschure entdecken konnte,
befand sich auf dem Boden: Anders als der mit goldgeädertem Marmor bedeckte Boden in der Versammlungshalle im Krallenturm wies dieser hier ein vielfarbiges
Mosaik auf, welches Konstellationen und Galaxien
darstellte – eine Sternenkarte.
Ein Dach aber fehlte diesem Amphitheater.
»In alten Zeiten, Aschure«, erklärte Sternenströmer,
während sich der Griff seiner Finger lockerte, »schwebten die Ikarier von den nächtlichen Sternen in den
Versammlungsort nieder, und alle trugen sie Fackeln. Sie
sangen vor Freude, während sie herabflogen, und nicht
wenige behaupten, in manchen Nächten hätten die Sterne
selbst sie begleitet. Ich kann es …« Seine Stimme
versagte, und er hielt inne, um die Fassung wiederzuerlangen. »Ich kann es kaum erwarten, diesen Anblick
wieder vor Augen zu haben.«
Die Erste Priesterin starrte den Zauberer an und richtete ihren Blick dann rasch auf Aschure. Sie öffnete den
Mund, um etwas zu sagen, entschied sich aber dagegen
und wies auf die Stufen, die sich hinter ihnen befanden.
»Kommt mit«, meinte die Erste, »es gibt noch mehr zu
sehen.«
Wieder im Grünen, ließ Sternenströmer Aschures
Ellbogen los und brachte ein Lächeln zustande. »Ich
hatte nicht damit gerechnet, daß mich der Anblick des
Versammlungsortes so überwältigen würde.«
Abendlied, die sich Sternenströmer näher fühlte als je
zuvor, ergriff den Arm ihres Vaters, und geraume Zeit
schritt die Gruppe schweigend durch Obstgärten und
Weinberge. Sicarius, der sich mittlerweile keine Sorgen
mehr um Aschure machte, schnüffelte zwischen den
Baumstämmen herum und knurrte eine pfirsichfarbene
Katze an, die hoch oben auf einem zitternden Zweig saß.
Schließlich erreichte die Gruppe eine Kuppel aus
merkwürdig grünem Stein, deren Umfang mindestens
hundert Schritte betrug.
Aschure rechnete damit, daß die Priesterin anhalten
und ihre Begleiter hineinführen, zumindest aber eine
Erklärung über das Bauwerk abgeben würde, aber die
heilige Frau murmelte lediglich: »Die Kuppel«, bevor sie
entschlossen und mit kerzengeradem Rücken weitermarschierte.
Die Kuppel der Sterne, Aschure, erklangen Sternenströmers Worte in ihrem Geist.
Aber warum meidet die Priesterin das Bauwerk denn
so offensichtlich?
Die Kuppel ist dem Orden der Sterne und den Priesterinnen ganz besonders heilig. Nur die Erste Priesterin
darf sie jemals betreten. Sternenströmer hielt inne. Ich
weiß nicht, was im Inneren auf sie wartet.
Sobald sie die Kuppel hinter sich gelassen hatten,
schien es der Ersten Priesterin wieder wohler zu sein, und
sie führte die kleine Gruppe zum Rand der Klippe am
südlichsten Ende der Insel. Tausende von Schritten unter
ihnen brandete das Meer gegen die Felsen. Sternenströmer, Aschure und Abendlied mit Caelum auf dem Arm
standen gelassen am äußersten Rand der Klippe, und ihr
Ikarierblut verlieh ihnen das Gleichgewicht und den Mut,
sich von dem jähen Abhang zu ihren Füßen keine Angst
einjagen zu

Weitere Kostenlose Bücher