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Das Vermächtnis

Das Vermächtnis

Titel: Das Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Fragen auf. War der Kauz ein getarnter Hägsdämon gewesen? Es hieß, die mächtigsten Hägsdämonen könnten ihr Äußeres verändern, sodass sie einer richtigen Eule zum Verwechseln ähnlich sahen. Nichts an ihnen erinnerte dann noch an eine Krähe, außer dem typischen strengen Geruch.
    Und gab es tatsächlich gute Magie? Konnte sie dazu beitragen, die Hägsdämonen zu besiegen und Licht in die gesetzlosen Zeiten zu bringen, in denen wir lebten? Oder verschrieb man sich unweigerlich dem Bösen, wenn man Zauberkräfte einsetzte?
    Es gab eine kleine Gruppe Eulen, die sich die Glaux-Brüder nannten. Sie behaupteten, die Hägsdämonen seien die Strafe dafür, dass wir Eulen den Glauben an Glaux und an die Vernunft verloren hätten. Dadurch sei ein Riss im Eulenuniversum entstanden, durch den Aberglaube, böse Magie und tückische Ungeheuer Einzug gehalten hätten.
    Wie würden andere Eulen reagieren, wenn sie von meinen Fähigkeiten erfuhren? Wie war es mir gelungen, die Schlange im Bauch des Lemmings zu erkennen? Gab es einen Zusammenhang zwischen dem Zauber, mit dem ich die Flugschlange offenbar vertrieben hatte, und den Bildern, die ich im Feuer sah?
    Das alles ging mir wieder durch den Kopf, als ich dem Ruf meines Freundes und Königs folgte und nach N’yrthgar zurückflog. Es war noch nicht lange her, dass ich mit Fürst Arrin verhandelt und an seinem Jagdfest teilgenommen hatte. Was war seither geschehen? Was für einen unseligen Pakt hatte der eitle Fürst mit den Hägsdämonen geschlossen? Und war er der Einzige? Wenn sich auch die anderen unzufriedenen Fürsten und aufrührerischen Clanführer mit den Dämonen verbündeten, würden dann irgendwann wieder die abscheulichen Kreulen unsere Welt beherrschen? Würde die Eulenheit dann ein für allemal ins Chaos stürzen?

Zwischen den Baumkronen hindurchzufliegen, war kräfteraubend, auch wenn der Wind hier nicht so stark blies. Als ich endlich die Grenze zwischen dem Schattenwald und Silberschleier erreichte, brauchte ich dringend eine Stärkung. Ich beschloss, den nächsten Met-Baum aufzusuchen. Ich wollte aber nicht nur etwas trinken, ich wollte mich auch nach den Geschichten und Gerüchten umhören, die gerade im Umlauf waren. Dafür gab es keinen besseren Ort als einen Met-Baum.
    Bevor ich den Baum anflog, verstaute ich die aus den Hinterlanden mitgebrachte Glut sorgfältig in dem Behälter, den Fengo für mich aus dem Geweihende eines erbeuteten Elchs angefertigt hatte. Das Horn war feuerfest und man konnte es an einer Sehnenschlinge umhängen. Ich wollte vermeiden, dass mir fremde Eulen neugierige Fragen über mein Woher und Wohin stellten.
    Die anderen Gäste waren ein wüster Haufen. Auch Söldner aus dem Kriegsgebiet in N’yrthgar waren darunter. Sie alle hatten tüchtig Beerensaft gebechert. Kaum war ich angekommen, plumpste ein schwer trufynkkener Bartkauz von seinem Ast und landete beinahe auf meinem Kopf. Er rülpste schallend und würgte das größte Gewölle aus, das ich je gesehen hatte.
    „Hoppla, mein Prinz!“, rief jemand.
    Hatte mich jemand erkannt? Ich setzte schon zum Steilstart an, da merkte ich, dass das Eulenweibchen hinter mir nicht mich gemeint hatte, sondern den Bartkauz.
    „’tschuldigung, Schätzchen.“ Der Bartkauz nickte der Streifenkäuzin zu, dann kippte er vornüber.
    „Der alte Suffkopp hat erst mal genug.“ Auf den zweiten Blick war die Streifenkäuzin recht hübsch. Allerdings war auch sie schon ziemlich beschwipst.
    „Wie heißt du denn, mein Hübscher, und wo willst du hin?“
    Ich nannte den erstbesten Namen, der mir einfiel. „Ich heiße Falen.“ Hätte ich mich als Gränk vorgestellt oder meinetwegen als Ragfir, Ifghar oder Brakvik, hätte die Käuzin an dem harten Klang sofort erraten, dass ich aus N’yrthgar kam. „Ich bin auf dem Weg in die Wüste“, setzte ich hinzu.
    „Was willst du denn dort, Süßer? In der Wüste gibt’s weit und breit keine Bäume, und die Eulen dort sind so was von primitiv. Stell dir vor, sie buddeln Löcher in den Boden und wohnen drin!“
    Wie du vielleicht schon erraten hast, werter Eulenleser, war die Streifenkäuzin, die übrigens Maisy hieß, selbst nicht gerade von vornehmer Herkunft.
    „Lass uns was trinken, Süßer“, sagte sie.
    Wir setzten uns auf einen Baumstumpf, hinter dem ein einäugiger Uhu Haselnussbecher mit einem Gemisch aus zerdrückten Beeren und Saft füllte. „Was darf’s sein, Maisy?“
    Maisy konnte schon nicht mehr aufrecht sitzen und lehnte sich

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