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Das Vermächtnis

Das Vermächtnis

Titel: Das Vermächtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Lasky
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Kiesel darin.
    Das waren keine Verdauungsstörungen wie nach dem Verzehr von verdorbenem Fleisch. Ich muss hier weg! Myrrthe schaute sich um. Panik ergriff sie. Sie war von lauter getarnten Dämonen umringt! Eine falsche Bewegung und die Scheusale würden sich auf sie stürzen. Jetzt wandte Rorkna sich zu ihr um. Myrrthe wurde es mulmig.
    „Willst du uns nicht etwas vorsingen? Ihr Stromer kennt doch so schöne alte Lieder“, sagte die Glauxissin.
    Ein Lied  … Myrrthe überlegte fieberhaft. Ein paar Zeilen gingen ihr durch den Kopf. „Gern“, erwiderte sie. „Ich muss nur erst ein paar Mäuseknöchlein in meinen Muskelmagen befördern.“ Sie schluckte nachdrücklich und spannte den Bauch übertrieben an. Hoffentlich fiel niemandem auf, dass ihr Magen krampfhaft zitterte. Um noch mehr Zeit zu gewinnen, räusperte sie sich ausführlich. Dann war ihr das vollständige Lied wieder eingefallen und sie sang:
    Seit ewigen Zeiten
Streifen wir umher,
Über Berge und Täler,
Über Land und Meer.
Doch wir suchen kein Heim,
Wir bauen kein Nest,
Wir lassen uns nicht nieder
In Baumes Geäst.

Der Wind ist unser Freund,
Unser Nest ist die Welt,
Unsere Heimat der Himmel,
Von Sternen erhellt.
Wir wollen frei sein,
Frei, frei, frei –
Frei und ungebunden,
Frei, frei, frei!
    „ War das nicht schön, Mädels?“, wandte sich die Glauxissin an ihre Mitschwestern.
    Mädels? Die unpassende Anrede hallte in Myrrthes Ohren wider und übertönte das Unheil verkündende Magengerumpel ringsum. Nichts wie raus hier! Sie ergriff die nächste Gelegenheit, sich zu verabschieden.
    Myrrthe flog aber nicht schnurstracks zu Siv zurück, sondern wählte vorsichtshalber einen Umweg. Als sie schließlich am Eisdolch-Felsen eintraf, wurde sie schon ungeduldig erwartet. Siv saß auf ihrem Ei.
    „Na endlich! Wo warst du denn so lange?“
    „Ich bringe keine guten Neuigkeiten, Herrin.“
    „Ist Rorkna etwa gestorben?“
    „Schlimmer.“
    Sivs Magen zog sich zusammen. „Erzähl!“
    „Über Rorkna und den anderen Glaux-Schwestern liegt ein Fluch. Die Dämonen haben einen Hägs-Ga’ über sie verhängt.“
    Siv sah aus, als würde sie gleich ohnmächtig werden. Sie schwankte auf dem Ei hin und her.
    Wie ärgerlich, dass Myrrthe keinen Kehlsack hatte, wie ihn manch andere Vogelart besaß. Dann hätte sie Siv ein paar Happen Fleisch mitbringen können.
    „Beruhigt Euch doch, Herrin“, sagte sie zaghaft.
    Siv riss sich zusammen und saß wieder aufrecht. „Es geht schon wieder. Aber wenn es so ist, wie du sagst, fliegen wir wohl am besten weiter.“
    „Das denke ich auch, Herrin. Und wir sollten uns beeilen. Ein Sturm zieht auf.“
    „Glaux sei Dank, dass du auf die Idee mit der Trage für das Ei gekommen bist!“
    „Tja, an Schneemäusen ist eben mehr dran als nur das Fleisch. Auch das Fell kann nützlich sein. Äh … Herrin?“
    „Ja, Myrrthe?“
    Myrrthe spähte aus dem Felsspalt. Es schneite immer stärker. „Lasst uns jetzt gleich aufbrechen, auch wenn es schon Tag wird. Der Wind entwickelt sich zu einem ausgewachsenen Schneesturm. Gut für mich, denn wenn ich meine Stromer-Maskerade ablege, bin ich bestens getarnt.“
    Siv nickte. „Ja, lass uns das Zeug wieder loswerden. Meine Großtante übrigens, die sonst eine äußerst vornehme Eulendame war, liebte diese Art Putz über alles. Natürlich in Maßen. Ich persönlich finde, dass die natürliche Gefiederzeichnung für uns Fleckenkäuzinnen immer noch der schönste Schmuck ist. Ich werde gleich mal tüpfeln. Dann fallen meine braunen Federn im Schnee nicht so auf.“
    „Tüpfeln“ war ein Trick, den H’rath, Siv und ich erfunden hatten, um im Schnee besser getarnt zu sein. Man plusterte die Federn so sehr auf, dass die weißen Flecken das dunkelbraune Gefieder beinahe ganz verdeckten und man insgesamt viel heller wirkte.
    Myrrthe staunte jedes Mal wieder, wenn Siv sich auf diese Art in eine fast reinweiße Eule verwandelte. Die beiden Eulenweibchen schwangen sich in die Lüfte und wurden im Nu vom Schneesturm verschluckt.

Siv war nicht die Einzige, die angesichts des Schneesturms getüpfelt hatte. Auch ich hatte unseren alten Trick angewandt. So kam es, dass wir aneinander vorbeiflogen, ohne es zu ahnen. Was waren wir doch schlau! Ich war auf dem Weg zur Insel der Glaux-Schwestern, und Siv und Myrrthe flogen in die entgegengesetzte Richtung.
    Doch als ich am Fuß des Eisdolch-Felsens zwischenlandete, entdeckte ich die Zehenspuren zweier Eulen. Als ich dann noch eine Feder im

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