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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Räucherpulver zum Inhalieren wurden verschrieben. Alles stand in Zauberbüchern, in systematisch angelegten Werken, Büchern mit Spezialgebieten und den Weisheitsbüchern geschrieben. Oberster Priester konnte nur werden, der alle Werke auswendig konnte.
    Auch musste bei der Behandlung berücksichtigt werden, ob ein Tag glücklich oder unglücklich war, je nach dem Ereignis, das sich in der Götterwelt abgespielt hatte. So gingen die Bereiche des Arztes, des Zauberers und Magiers oft sehr ineinander über.
    Die Ärzte waren also zudem noch Priester und der vielen Rituale kundig, die die Arbeit in den Tempeln verlangte. Denn wir waren, wie gesagt, an die tausend Götter, die verwaltet werden mussten. Das war eine große Aufgabe für Ma’at und ebenso die Priester, die im Sinne der Ma’at dienen sollten. Von den Priestern erzählten wir schon hier und da, doch einen kleinen ergänzenden Einblick möchte ich noch geben.“
    Er lässt ruhig seinen Blick in die Runde schweifen. Nur Ma’at wendet ein:
    „Wir haben uns schon wieder so weit von unserem eigentlichen Thema entfernt, dass dies nun auch nicht der übermäßigen Rede sein soll. Sobald du allerdings wieder auf ein anderes Pferd aufspringen solltest, werde ich uns zu unserem Weg zurücklenken. So habe ich nur ein göttliches Auge auf die Ausdehnung deiner Rede, jedoch nicht auf deren Inhalt. Versuche, im Umfange nach bei einer Papyrusseite zu bleiben, denn die langen Papyrusrollen waren den Priestern vorbehalten, auch wenn deren Worte oftmals aus deiner Feder stammten…“ Sie lächelt Thot zu, der wieder etwas irritiert zurückschaut, denn es ist einfach selten, dass ihm Ma’at zulächelt. Nun schon zum zweiten Mal in kürzester Zeit! Auch hier im Götterhimmel sind vorteilhafte Veränderungen stets willkommen.
    „Die Priester, nahezu dreitausend waren es allein im Amun -Tempel von Karnak bei Theben , hatten unzählige Aufgaben. Ich möchte einmal kurz beschreiben, welche Prozedur für einen Gott schon morgens vor Sonnenaufgang, jeden Tag, durchgeführt wurde:
    Der Priester ging also mit einer Kerze zu dem Schrein, in dem die Statue des Gottes lag, und klopfte. So erwachte der Gott und nahm irdische Gestalt an. Der Priester wusch die Statue und rieb ihr mit dem rechten kleinen Finger die Stirn mit Zedern- und Myrrheöl ein. Daraufhin wurde die Statue angezogen und Speisen und Getränke wurden ihr gereicht – auch Blumen sowie wohlriechende Düfte und natürlich Weihrauch, denn man glaubte, im Duft dieser sei der Gott selbst. Der Weihrauch sollte zudem die bösen Geister vertreiben und wurde, wie ich schon erwähnte, eigens von den Priestern in geheimen Räumen hergestellt. Die Opfergaben wurden den Göttern dargebracht, damit die Welt im Einklang blieb.
    Das Volk durfte nicht in die Tempel. Selbst bei Prozessionen durch die Stadt sahen sie meist lediglich den verhüllten Gott. Wenn das Volk Opfer darbringen wollte, dann nur vor den Toren des Tempels. Nun kann man sich vorstellen, wie schwierig es war, bei all diesen vorgeschrieben lang gewachsenen Regeln und Riten eine Änderung durchzusetzen. Wenn ein Pharao eine neue Eingebung hatte, eine neue Idee von uns Göttern, erforderte es viel Fingerspitzengefühl, dies umzusetzen…“, und er schaut hinüber zu Amun-Re , um ihm die Sprechrolle zurückzugeben.
    „Danke Thot , das ist eine gute Überleitung, denn ich will nun meinen Faden wieder aufgreifen: Ich erzählte, dass Burgon-Amenhotep III dem Sonnengott Aton persönlich sehr ergeben war und ihn mehr und mehr in die Götterwelt der Tameri ganz oben eingliederte .
    Ach, bevor ich selbst weiterrede… Ich finde, es ist an der Zeit, dass ich das Wort nun wieder an Aton übergebe, denn von nun an bist du es, großer Aton , der im Mittelpunkt des Geschehens steht und um den sich alles dreht. Ich könnte zwar als Ursprung ebenfalls weiterberichten und mich mit dir verschmelzen. Doch weniger irritierend und im Sinne der Ma’at ist es, wenn du von dieser Zeit berichtest.“
    Amun-Re lächelt und nickt Aton zu. Dieser strahlt sein freundlichstes und entwaffnendstes Lächeln, ein Lächeln, das keiner der Götter so beherrschte wie er, und spricht:
    „Hab Dank, großer Freund und Bruder Amun, Re, Amun-Re . Gern erzähle ich von dieser Zeit. Burgon-Amenhotep III ließ sich einen wunderschönen Palast erbauen mit Namen Palast der leuchtenden Sonne. Ich, Aton , verlieh ihm Kraft, denn für all seine Bauprojekte im Lande brauchte er Kraft – und Ideen. Die hatte er

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