Das Vermaechtnis
demzufolge auch zu Entzündungen. Burgon-Amenhotep III musste sehr starke Schmerzen gehabt haben, die er oft mit Wein und auch Opium zu lindern versuchte. Die zur schnelleren Heilung gesandten Götterstatuen hatten ihm leider nicht viel geholfen.“
Thot meldet sich zu Wort: „Wenn wir gerade von Krankheit und Heilung sprechen, so schlage ich vor, dass wir eine kurze Reise in die Welt der Ärzte unternehmen, denn diese waren zu jener Zeit schon zu großem Wissen gelangt.“
„Gern, großer Thot , wir sind zwar endlich einmal eine Wagenstrecke am Thema geblieben, doch du hast Recht, denn über die Ärzte sollten wir auch berichten. Wenn wir von Zahnschmerzen reden, passt es in jedem Fall. Schließlich könnte keiner so wie du von diesem großen Wissen berichten, denn ich erkannte in dir dieses großartige Genie, und ohne dich, was gäbe es da schon auf dieser Welt! Du brachtest den Menschen die Hieroglyphen, in denen alle großen Erkenntnisse der Mystik, der Mathematik, der Heilkunde, der Pflanzenkunde enthalten sind; ja, sogar ärztliche Berechnungen gabst du ihnen mit, in den Büchern zur astrologischen Medizin. Wir lauschen nun deinen weisen Worten, großer Thot “, sagt Re , der sogleich wieder zu Amun-Re verschmilzt, mit einer freundschaftlichen, sogar liebevollen und respektvollen angedeuteten Verbeugung.
„Danke, großer Re , Amun-Re , deine Verwandlung vollzieht sich wahrhaftig schnell. So möchte ich den Ärzten und ihrem Tun eine kurze Ausschweifung widmen. Sie waren es, die die Gesundheit eines Menschen auf vielfältige Weise wiederherstellen konnten, indem sie mit der Suche nach der Ursache begannen. Krankheit wurde doch des Öfteren durch uns verursacht, die Götter, ohne dass ich dabei Namen nennen möchte, oder durch gewisse Dämonen oder manches mal auch durch ruhelose Totengeister. Gern schickten unsereins Krankheiten zur Bestrafung. Handelte es sich um merkwürdige Krankheiten, deren Ursache schwer zu erkennen war, zog man auch fremdländische Götter als Urheber der Krankheit in Betracht. So waren es ab und an der syrische Wettergott Reschef oder Astarte der Länder der Fenchu , die als Schuldige bei der Diagnose erkannt wurden. Eben das war die Aufgabe des Arztes, dies aufzuspüren und mit allen Mitteln eine Heilung zu versuchen, mit allen Mitteln und Wegen, die sie kannten und von denen ich einen kleinen Eindruck verschaffen möchte. All dies gehört auch zu meinem Spezialgebiet. Als Schutzgott muss man stets wissen, was diejenigen tun, die es zu schützen gilt.
Im Totenbuch steht es geschrieben, dass ich der Wissende bin, denn ich kann die Zukunft sehen und leite die Geschicke des Himmels, der Erde und der Unterwelt. Durch meine magischen Kräfte sorgte ich dafür, dass Osiris über seine Feinde triumphieren konnte. In diesem Sinne hielt ich meine schützende Hand über die Ärzte, doch es waren auch meine Götterfreunde Min , Chons , Horus , Sachmet und auch du selbst, großer Amun , die ihr besonders den Ärzten zugewandt wart. Ja, auch der große Imhotep , der selbst einst zur Zeit des großen Pharao Djoser Arzt und Architekt war, stand den Ärzten nun als großer Heilgott zur Seite. Zu Sachmet erwähnten wir bereits, dass in ihrem Lebenshaus die Ärzte ausgebildet wurden. Min machte die Kranken gesund und hielt die Lebenden am Leben. Chons , gepriesen seiest du, großer Gott, der die Dämonen vertreibt. Horus’ Worte senkten das Fieber und ließen den Kranken genesen. Von dir, großer Amun sagte man, dass du Augen ohne Medizin heilen konntest.
So will ich gleich aus dem Totenbuch vortragen, aus welchem wir erkennen, welche Gottheit für welche Körperteile zuständig war:
„Mein Haar ist der Gott Nun, mein Gesicht ist Re.
Meine Augen sind Hathor, meine Ohren sind Upuaut.
Meine Nase ist der Gebieter von Letopolis,
meine Lippen sind Anubis.
Meine Zähne sind Selket, mein Nacken ist die göttliche Isis.
Meine Arme sind der Widder von Mendes,
meine Brust ist Neith, die Herrin von Seis.
Mein Rücken ist Seth, mein Penis Osiris.
Mein Fleisch sind die Götter von Cheri-aha.
Mein Leib und mein Rückgrat sind Sachmet,
mein Hintern ist das Horus-Auge.
Meine Schenkel und meine Waden sind Nut, meine Füße sind Ptah.
Meine Finger und Zehen sind die lebendigen Uräen,
kein Glied an mir ist ohne Gott.“ [12]
Unsere Götter waren berühmt für ihre Heilkraft – ihre Statuen waren sehr begehrt und wurden auch in fremden Ländern zu Heilzwecken eingesetzt.
Wie ein Priester in
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