Das Vermaechtnis
die hohe Kunst der Medizin eingeweiht wurde, das blieb für das Volk ein Geheimnis, denn der Arzt arbeitete nicht nur direkt am Körper, sondern er wusste genauso ob der Eigenarten der Menschen und ihrem Glauben. Die Ärzte waren eingeweiht in viele Zaubersprüche, die ebenfalls im Geheimbuch des Arztes geschrieben standen. Auch der große Imhotep hatte viele Weisheitsbücher geschrieben, nicht ganz ohne meinen Einfluss. Die Schreiber spendeten uns vor dem Schreiben den ersten Tropfen ihres Wassernapfes. So pflegten wir stets zu sagen, dass Zauber und Heilmittel sich gegenseitig in ihrer Wirksamkeit begünstigen.
Ich will nicht alles preisgeben, doch das eine oder andere Beispiel sei genannt, um die Kraft zu spüren, die in der Verbindung zwischen Magie und Wissen keimte, hier also zwischen den beschwörenden Worten und dem Wissen ob der heilenden Pflanzen, oder auch Tiere. So kannten sie beispielsweise die konservierenden, wie auch die entzündungshemmenden und keimtötenden Eigenschaften von Thymian. Die Beschwörung zur Unterstützung der Behandlung einer Hautflechte mit Thymian, klang in etwa so:
Du mögest ausfließen, die hervorquillt, ohne dass sie ihren Samen hat; die in Bewegung bringt, ohne dass ihr ihre Arme zur Verfügung stehen. Weiche du doch: Ich bin Horus! Zieh dich zurück: Ich bin der Sohn des Osiris! Der Zauber meiner Mutter Isis ist der Schutz meiner Körperteile. Nicht soll Schlechtes in meinem Körper entstehen, nicht soll die Hautflechte in meinem Körper sein. Du mögest ausfließen, siebenmal! Es werde gesprochen über Thymian; werde gekocht; werde zerrieben; werde daran gegeben. [13]
Ein Arzt besaß magische Fähigkeiten, die durchaus halfen und Ärgeres verhinderten. So empfahl man beispielsweise gegen den Speichelfluss bei einem zahnenden Kind eine gehackte Maus zu verspeisen oder eine lebende in den Mund zu nehmen. Ja, so war es.
Bei Verbrennungen legte man gebrannte Häute auf die betroffene Stelle.
Bei nachlassender Sehkraft gab es mehrere Behandlungsmöglichkeiten: Zum einen konnten Zauberformeln gegen Geister und Dämonen helfen, auf deren Einwirkung man dies oftmals zurückführen konnte. Oder man gab Rindsleber auf das Feuer von Gerstenhalmen und drückte den Saft über den Augen aus. Oder, noch eine Methode, man legte gebratene und ausgepresste Ochsenleber auf die Augen.
Ein weiteres Heilmittel für die Augen: Man zermahlte Sellerie und Hanf und ließ diesen Brei im Tau der Nacht liegen. Am Morgen wusch man damit beide Augen des Patienten.
Bei Hautkrankheiten wurde zum Beispiel Knoblauch mit Öl vermischt und äußerlich aufgetragen.
Zum Anregen des Milchflusses gab man Frauen gekochten Wein mit Knoblauch regelmäßig zu trinken.
Niesen wurde mit Niespulver von der Nieswurz eingeleitet, denn die Menschen aus Tameri glaubten, das Niesen sei ein Zeichen dafür, dass die krankheitserregenden Dämonen oder die im Körper hausenden schädlichen Kräfte den Menschen auf diesem Wege verließen.
Die Tamariskengallen wurden äußerlich bei Entzündungen und zur Behandlung der Gefäße verwendet.
Der Wunderbaum oder auch die Rizinuspflanze halfen beispielsweise als Heilmittel zum Entleeren des Bauches und Beseitigen des Leidens im Bauche des Mannes. Dazu musste die Frucht gekaut und zusammen mit Bier eingenommen werden bis alles herauskam, was die Beschwerden verursacht hatte.
Es half bei vielen Kopf-Erkrankungen bis hin zu einem Haarwuchsmittel für Frauen und bei Schlangenbissen.
Mohnkörner von der Mohnpflanze sollte man zu einer Masse verarbeiten, zusammen mit Kot von Fliegen, den man von einer Mauer abkratzte. Dies sollte man durchpressen und an vier Tagen dem zu trinken geben, der übermäßig schrie. Es beseitigte dieses sofort. Dies beschrieb die schlaffördernde Wirkung von Mohn.
Und ich weise immer wieder auf eine alte Weisheit von Tameri hin, die besagt, dass man niemals eine Medizin unterschätzen solle, die regelmäßig eingenommen wird, da man ansonsten daran sterben könne. So war es schließlich Millionen Mal erprobt.
Die Tameri handelten sogar vorausschauend, indem sie etwas unternahmen, um gar nicht erst krank zu werden, eben zur Vorsorge. Sie zählten mit zu den Gesündesten ihrer Zeit. Es gab einen speziellen Arzt, den man Hirte des Afters nannte. Dieser überwachte das ein Mal monatliche Einnehmen von Abführmitteln und das Eingießen in den After. Durch Brechmittel und das Abführen erhielten sie sich ihre Gesundheit, dank Kamille oder Rizinus. Denn
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