Das Vermaechtnis
strategischen Regieren eines großen Landes wie Tameri nichts wissen. Das mühte seinen Sohn Choi-Amenhotep IV – also Choi-Echnaton – zu sehr, das überforderte ihn schlicht, denn er lebte in einer anderen Welt, die sicher wunderschön war. Aber er sollte Pharao mit einer Verantwortung über ein ganzes Volk werden!
So versuchte Burgon-Amenhotep III , seinem Sohn hier und da doch in die Regierungsgeschäfte mit einzubeziehen. Auch von seiner Mutter Hanaskea-Teje erhielt Choi-Amenhotep IV viele Ratschläge. Sie war es letztendlich auch, die die Geschicke des Landes noch eine Weile durch ihre Beratung halten konnte, während ihr Sohn sich dem Regieren bald völlig entzog. Doch auch als sie merkte, dass das Land zerfiel, blieb sie bei ihrem Sohn und hielt zu ihm, wie dessen schöne Frau Jaskula-Nofretete .
Von alledem werde ich gleich mehr berichten.
Ich, Aton , konnte Burgon-Amenhotep III bei vielem helfen, ihn unterstützen, doch in diesem Punkt konnte ich einfach nur da sein.
Seit dem plötzlichen Tod seines erstgeborenen Sohnes Gimra-Thutmosis drei Jahre vor dem Sed-Fest war für ihn nichts mehr, wie es war. Es überkam ihn nun immer stärker die Krankheit der Schwermut. All sein Handeln, seine große Rolle als Pharao dieses wundervollen Tameri , dessen große Blütezeit er von seinen Vorfahren übernommen hatte, konnte er für Tameri , das nun eins war, noch vergrößern und festigen. Dies wird er am heutigen Tag des Sed-Festes , von dem ich auch gleich erzählen werde, wie auch schon die letzten 30 Jahre seiner Regierungszeit, erneut beweisen. Diesen immensen Wohlstand, in dem alle, selbst die Ärmsten lebten, hatten alle allein ihm zu verdanken. Niemand musste Hunger leiden, im ganzen Land. Friedensverträge mit vielen angrenzenden Ländern sicherten ihnen einen regen Austausch an Waren, ein wahrhaft goldenes Zeitalter in Tameri .
Aber all das konnte er oft nicht wertschätzen, sich nicht freuen, denn für ihn war seine Zukunft mit seinem Sohn Gimra-Thutmosis dahin. Vor drei Jahren starb dieser, plötzlich, krank, tot. Noch so jung. Wo waren die Götter, die Priester, die Ärzte, seine Frau, er. Keiner konnte dem Kleinen helfen in seinem Fieber.
Der Thronprinz hatte ihn begleitet, bei der Jagd nach Antilopen oder Löwen, und sie kamen in einen Sandsturm. Sandstürme kamen so plötzlich, und ebenso plötzlich waren sie wieder fort. Nicht die kleinste Wolke hatte den Sandsturm angekündigt, kein Schrei eines Falken. Der Wind hatte gedreht und an Stärke zugenommen. Doch bei diesem ersten Anzeichen waren sie noch zu weit entfernt von schützenden Mauern. Er suchte eine Höhle, wenigstens einen Felsen, hinter welchem sie Zuflucht suchen konnten. Sein Sohn war aufgeregt, fast in freudiger Erwartung. Er ahnte noch nicht die Wucht eines Sandsturmes. Da kam die unheilvolle Stille, die Luft wurde stechend heiß. Dann stürzte der schwefelgelbe Himmel über ihnen zusammen. Gimra-Thutmosis schrie auf, denn die Wucht des Windes warf ihn in den Sand. Sein Vater hob ihn rasch hoch und verbarg ihn vor sich. Dann kam der Sand. Erbarmungslos peitschte er wie Millionen von Nadelstichen auf ihre Körper. Burgon-Amenhotep III drückte sein Pferd zu Boden, das sich erst wütend aufbäumte. Dann endlich, als ob es sich vor sich selbst schützen wollte, legte es sich hin, und sie konnten sich dahinter verbergen. Das Pferd seines Sohnes war nicht mehr zu sehen. Zu hören war nur das laute Geschrei des Sandes, der alles durchdrang.
Burgon-Amenhotep III hatte seinen Sohn unter sich. Er sagte kein Wort. Er war wie gelähmt vor Angst und Schmerz. Doch tapfer, wie tapfer war er! Dieser zarte Junge. Er hielt seinem Sohn ein Tuch vor Nase und Mund. Er war zu schwach, es selbst zu halten. Nichts war zu sehen, die Augen ließen sie geschlossen. Der Sand bohrte sich auch hier seinen Weg. Es war ihnen, als seien sie in das riesige Feuermaul einer Uräusschlange geraten. Wäre sie hier, könnte selbst sie gegen diese Übermacht, diesen Dämon aus Feuersand nichts anrichten. Immer wieder schaufelte er den heißen Sand mit seinen bloßen Händen von ihren Körpern. Das Pferd rührte sich nicht mehr. Dann war es endlich still.
Burgon-Amenhotep III hob langsam den Kopf und versuchte, etwas zu sehen. Weiß waren sie, überzogen mit einer Sandkruste. Er versuchte, seinen Sohn aufzurichten, redete ihm beruhigend zu. Ganz schwach lag er in seinen Armen und sagte nur: ‚Ich habe Durst.’ Und glücklicherweise hing noch der Wasserschlauch an der
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