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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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meinten nicht die Tameri , dass letztendlich alle Krankheiten von verzehrten Speisen kamen?
    Vom heiligen Ibis hatten sie diese Technik abgeschaut, denn der weise Ibis spülte mittels seines langen gebogenen Schnabels sein Gedärm mit eingesogenem Wasser sauber und erfreute sich bester Gesundheit. Wie ihr ja des Öfteren an meiner Erscheinungsform seht, ich verehre diesen weisen Vogel…
    All dies und noch vieles mehr steht im Geheimbuch des Arztes .
    Worauf sie ihr Wissen beriefen, nun, dies galt als geheim, doch man sagte, und ich kann dies nur bestätigen, es seien unzählige bedauernswerte Sklaven gewesen. Menschen, die man aus den Fremdländern nach erfolgreichen Kriegen mitbrachte und zum Üben für Operationen oder auch als Testpersonen für neue Medizin herhalten mussten. Meist kam all dies einem Todesurteil gleich. Dieses auszusprechen waren neben dem Pharao, wie sollte es auch anders sein, natürlich allein den Priestern vorbehalten. 
    Wenn ein Mensch krank war, dann suchte ihn der Arzt auf. Standen Operationen an, so wurden diese im Haus des Lebens durchgeführt. Es kamen zunächst die Spezialisten, die Blutstiller herbei, denn musste geschnitten werden, so wurden die Messer zuvor angewärmt, um das Blut zu beruhigen. Kräuter halfen, das Blut zurückzuhalten. Als Kanülen dienten mit Leinen umwickelte Rohrstängel. Auf äußerste Sauberkeit wurde immerzu geachtet. Für besonders schwierige Krankheiten, wenn ich zurückschaue, sogar für jedes Krankheitsgebiet, sei es das der Ohren, der Augen, Zähne, Innereien, Knochen, des Unterleibes, des Fleisches, des Kopfes und deren Behandlung gab es stets Spezialisten. Ein besonderes Beispiel sind die Schädelbohrer.
    Musste einem Menschen mit unsäglichem Druck im Kopf der Schädel aufgebohrt werden, da nichts anderes mehr geholfen hatte und der Mensch nur darauf wartete, von Osiris erlöst zu werden, dann konnte eine letzte Methode das Öffnen des Schädels sein, um ihn gleich wieder zu verschießen, wenn die Ursache des Drucks behoben war. Es gab Menschen, die durch diesen Eingriff in der Tat länger leben konnten. Diese Erfolge unterstrichen das große Können dieser Ärzte, manche Kranke lebten immerhin noch einige Tage, manche verstarben während des Eingriffs. In jedem Falle, so kann man sagen, trat eine Erlösung ein.
    Egal bei welcher Behandlungsform, vor allem bei Operationen, war stets ein Vorlesepriester anwesend, der rezitierte. Rituelle Handlungen waren von äußerster Wichtigkeit.
    Dazu gehörte selbstredend auch das Wissen ob des Heilwertes einzelner Räucherungen. Nicht nur, um den unangenehmen Geruch zu beseitigen und die Luft von Krankheit zu reinigen, sondern auch, um Dämonen aus dem Körper des Kranken zu vertreiben. Denn intensive Räucherungen können sehr stark auf den Menschen wirken, auf seine Seele, seinen Gemütszustand.
    Viele krankmachende, geistige Zustände konnten abgeschwächt oder sogar aufgelöst werden. Besonders bei Gefühlen wie Traurigkeit, Verletztheit, auch wirren Gedanken, Schlaflosigkeit, innerer Aufgeregtheit konnte in vielen Fällen geholfen werden.
    Die Räucherungen konnten je nach Zusammensetzung beruhigend wirken, entspannend, die Seele trösten, Frieden geben, inspirierend wirken und die Phantasie anregen, Kraft geben, reinigen, klären oder ausgleichen, das Liebesgefühl zurückbringen und Wärme spenden.
    In rückwärtig gelegenen Räumen der Tempel kümmerten sich Priesterinnen und Priester um die Herstellung und die feinsten Abstimmungen der Räuchermischungen. Es gab sogar eine Art Wetteifern unter den Tempeln um die besten Räuchermischungen. Die Zusammensetzungen waren streng geheim und wurden verschlüsselt in die Wände gemeißelt.
    Es war mir eine wahre Freude, ihnen zur Seite zu stehen, denn das Komponieren der Wohlgerüche gab meinem Götterleben eine gewisse Leichtigkeit. Sie begleiteten die Zubereitung mit Gebeten und speziellen Riten. Manch eine Räuchermischung dauerte ein ganzes Jahr, ehe sie fertig gestellt war. Sie waren wahre Meister in dieser hoch entwickelten Kunst der Düfte. Auch die Herstellung der allerorts in Tameri verwendeten wohltuenden Kyphi -Räucherung erstreckte sich über mehrere Monate. Fast jeder Tempel hatte seine eigene geheime Rezeptur.  
    Die Ärzte von Tameri stellten auch die Medizin selbst her und gaben diese dem Kranken mit entsprechenden Anweisungen mit, die es bei der Einnahme zu beachten galt. Getränke, Tropfen, Salben, Pulver, Zäpfchen, Pillen, Drogenkuchen und

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