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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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konnten. Die Angehörigen waren festlich in weiß gekleidet, geschmückt mit Blumen und Juwelen. Stücke des verteilten Amun -Brandopfers wurden in Schalen vor den Grabherren verteilt, Blumenopfer dargebracht und Opfergebete gesprochen. Während die Festgemeinde sich um die aufgestellten gedeckten Tische versammelte, zogen Sängerinnen und Sänger von Grab zu Grab. Tänzerinnen und Musikanten unterhielten die Gäste bis zum Morgen. Erst im ersten Morgenlicht kehrten Amun , Mut und Chon zurück in ihren Tempel auf der Ostseite. So wurden die Toten und alle Geister der Totenstadt neu versorgt und gestärkt.“
    Amun erhebt sich und spricht mit einer sehr wichtigen Geste:
    „Ja, an dieses Fest erinnere ich mich sehr gern, wobei ich nicht sagen kann, ob ich nicht das Opet-Fest lieber mochte – egal. Fällt euch allen eigentlich auf, dass die Menschen von Tameri so viele Feste hatten, die sich zum Teil sogar über viele Tage zogen, sodass man fast überlegt, wann sie denn Zeit zum Arbeiten hatten! Nun, das war ein kleiner Spaß, denn natürlich nahm nicht das ganze Land an den Prozessionen teil.“ Ma’at hebt lächelnd eine Augenbraue, sagt aber nicht, dass sie das doch auch eben erwähnt hatte. Sie lässt ihm milde seinen Spaß. Er merkt es auch nicht und fährt unbeirrt und gutgelaunt fort:
    „In Theben gab es schon so manche Jahre mit vielen Feierlichkeiten. Welch eine Stadt! In Theben ließ Burgon-Amenhotep III übrigens neben seinen Tempel-Bauten und Erneuerungen auch mehrstöckige Wohngebäude und Häuser für die Verwaltung errichten. Draußen vor der Stadt wurden Villen gebaut, die den höheren Beamten der Erholung dienten. Diese feinen Häuser aus Lehmziegeln hatten bis zu vierzig Zimmer! Die Wände waren bemalt und die Böden mit wunderschönen Fliesen bedeckt. Die Fenster waren hoch gelegen und ließen Wind zur Kühlung durch die Räume wehen. Und mit Blumen schmückten sie ihre Wohnungen – wunderschöne Orte zum Entspannen…“
    „Vielen Dank großer Amun , aber es sei genug der Bautätigkeiten. Wir haben jetzt von vielem rundherum berichtet, was uns heute wichtig erschien Es ist nun, denke ich, wirklich an der Zeit, davon zu berichten, was wir schon zu Beginn wollten – der Tag des Burgon-Amonhotep III zur Zeit seines ersten Sed-Festes anlässlich der ersten 30 Jahre seiner Regentschaft.“
    Ma’at sieht zu Aton , der fröhlich strahlend die Worte übernimmt:
    „Irgendwie gehört natürlich alles zusammen, denn das eine könnte man ohne das andere nicht verstehen. Ein Land mit tausend Gottheiten ist schon schwer zu verstehen. Selbst du, große Ma’at , die die Ordnung hält, hast da so manches Mal viel Arbeit, für Ordnung unter den Gottheiten zu sorgen. Aber, ihr müsst doch zugeben, für uns Götter war es im alten Tameri schon ein goldenes Zeitalter !“ Zustimmendes Gemurmel von allen Seiten. Nur Ma’at blickt ihn streng an.
    „Ja, das Sed-Fest… Am frühen Morgen, noch vor Sonnenaufgang, hatte, wie wir wissen, Burgon-Amenophis III die Zukunft bei der Weissagerin erfragt. Diese Stimmung trug er nun in sich, denn es beruhigte ihn nicht, was er gesehen hatte, allerdings regte es ihn auch nicht auf. Er war in einer sonderbaren Gemütsverfassung von Hinnahme, dass die Dinge einfach so sind wie der Sand in der Wüste. Egal, was er jetzt tat, es würde sich nichts ändern. Eine seltsame Stille war in ihm. Er stellte sich auf die Terrasse des Königspalastes und schaute auf die bald erwachende Stadt. Er sah zu den langsam verblassenden Sternen und atmete tief durch. Ein Diener kam und holte ihn zu den rituellen Waschungen. Für Burgon-Amehotep III begann nun sein erstes Sed-Fest , sein Jubiläumsfest, das Jubiläumsfest für den Pharao von Tameri . In den folgenden Tagen würden nun ihm, dem alternden König seine Lebenskräfte zurückgegeben werden. Alle kommenden Riten dienten seiner Herrschafts- und Krafterneuerung. Er konnte seine Verbundenheit mit uns Göttern, seinem Volk und dem Land erneuern und für weitere Jahre festigen.
    Bevor er jedoch vor sein Volk treten konnte, um die Huldigungen entgegenzunehmen, musste er seinen weiteren Anspruch auf den Thron beweisen. Seine körperliche Stärke wurde auf die Probe gestellt.
    Abgesandte und Götter des ganzen Reiches, aus allen wichtigen Städten von Tameri , trafen am Morgen ein, um ihm und seinem großen Fest einen Besuch im Tempel des Amun in Karnak abzustatten. Für sie war eigens eine Halle errichtet worden, wo sie für die Dauer des

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