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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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viele, auch zu viele für den König. Aber einen Finger breit steht der König noch über ihnen, und das Volk hofft innigst, dass dies niemals kippen, sondern sich weiter auf eine Elle oder mehr ausdehnen werde. Dafür allein schon helfen sie dem König, denn größer als die Furcht vor dem trostlosen Tod ist die Furcht vor den Helfern der Götter!
    „ Tanobakt , Tanobakt , geht es dir gut?“, ruft der jüngere, aber größere der beiden Jungen, die ihm zugehört haben und nun erschrocken neben ihm stehen. Umständlich helfen beide dem Alten aus den weichen Fellen auf.
    „Ja, ist schon gut, nur an meinem Bein… Aah! Das tut doch weh!“
    Er klopft den Staub von seinem Gewand und hebt es etwas an. Eine doch etwas längere blutende Platzwunde ist an der rechten Wade.
    „Holt mir rasch ein Tuch, damit nichts von meinem Blut auf den Boden tropft! Das könnte noch schlimmere Folgen haben als diese kleine Wunde!“ ruft er etwas panisch.
    „Wieso?“, will der jüngere, größere Junge fragen, doch der ältere, kleinere zieht ihn schon mit sich. Der jüngere, größere kommt gleich wieder mit seiner Mutter. Jaskula ist eine freundliche ruhige Frau mit feinen glatten und für dieses Land sehr hellen Haaren, als hätte ihr Schamasch die Farbe aus den Haaren gezogen. Sie bringt schlichte Tücher in verschiedenen Größen.
    „ Tanobakt , möge Marduk dein Leben verlängern! Mein Sohn stammelte Dramatisches, doch ich sehe, es ist nicht ganz so schlimm, denn das Bein scheint doch noch an seinem Platz. Lass mich das Blut etwas abtupfen. Mein Ältester kommt gleich mit der kräuterkundigen Priesterin vom Stand mir gegenüber – sie wird dir sicher alsgleich die Wunde versorgen können, damit das Fleisch sich nicht entzündet.“
    In diesem Moment kommt der ältere, kleinere Junge, begleitet von einer sehr dunkelhäutigen Frau mit einem leuchtend blauen Stirnband, Elieanor-Adda-Guppi . Sie hat eine laute temperamentvolle Stimme und lacht meist, wenn sie spricht.
    Kaum, dass sie ihn sieht, ruft sie schon, dass alle sich nach ihnen umsehen:
    „Guter alter Tanobakt , was hat das Kamel mit dir gemacht? Hast du ihm gleich nachgesetzt? Auch an mir kam es vorbeigerannt, als sei ein Rudel Löwen hinter ihm her. Zeig mir deine große Wunde!“
    Sie bückt sich zu ihm. Sie sieht wohl noch im letzten Winkel ihres Auges die Wasserträgerin und ruft laut:
    „ Aleyna , wir brauchen von deinem köstlichen reinen Wasser! Komm einmal her zu uns!“
    Tanobakt ist ob ihrer lauten Stimme völlig in sich zusammengesunken. Es reicht ihm voll und ganz, wenn um ihn herum alles laut herumwirbelt, doch direkt vor ihm, da kommt es ihm bitter.
    Elianor-Adda-Guppi bemerkt sein Verhalten, spürt gleich, was in ihm vorgeht. Sie kennt den alten, eigensinnigen Mann schon lange und drosselt augenblicklich ihr Temperament, doch ihr Lachen behält sie bei. Ihre Stimme hat nun etwas Wohliges, fast Gurrendes:
    „Guter alter Tanobakt , du solltest deinen Söhnen die Arbeit in diesem Bienenhaus überlassen und dich lieber zu dem Vieh gesellen und es behüten. Draußen vor der Stadt hast du doch viel mehr Ruhe. Ich komme gleich wieder mit den richtigen Kräutern. Ich wollte mir nur eben schnell ein Bild von der Wunde machen, denn die Schilderungen des Jungen waren grausig. Jaskula , du könntest schon mal die Wunde mit Wasser säubern, denn es passiert schnell, dass sich Dreck festsetzt und die Wunde dann unschön heranwächst.“
    Schon ist sie verschwunden. Sie hat ihren Stand gleich neben der Töpferin rechts neben ihm, die mit ihrem Manne zusammen auch Töpfe aus Kupfer verkauft.
    Aleyna , eine recht zierliche junge Frau mit einer spitzen Nase und rötlich schimmernden, langen, welligen Haaren trägt auf ihrem Kopf einen großen Krug mit frischem Brunnenwasser, das Wasser zum Verkauf. Ihr Vater hat seinen Karren mit Wasserkrügen heute ziemlich weit hinten aufgestellt und so geht Aleyna mit dem Krug auf dem Marktgelände herum, um das Wasser zu verkaufen. Das ist auch besser fürs Geschäft. Die Leute sind alle dankbar, dass sie ihren Stand, nur um frisches Wasser zu holen, nicht verlassen müssen.
    Sie füllt Wasser in Tanobakts Krug und sagt:
    „Über das Bezahlen reden wir später. Vater wollte gern ein oder zwei Felle von dir kaufen, vielleicht können wir einen Tausch abschließen. Doch zuerst kümmere dich um deine Wunde. Ich bin immer hier, das weißt du ja.“
    Sie lächelt liebevoll und aufmunternd und geht leichtfüßig weiter. Dass sie einen

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