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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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und Zauber prallt an ihm ab wie ein stumpfer Pfeil. Die meisten sind sehr ängstlich. Angst ist der größte Dämon überhaupt. An dem verdient es sich sehr gut, das wissen auch die Götter.“
    „Au!“, ruft Tanobakt laut, denn er hat sich auf das Gespräch vertieft und nicht mitbekommen, wie Elieanor-Adda-Guppi den Brei auf seine Wade verteilt. Dies brennt nun ordentlich.
    „Oh, du erschreckst mich aber! So etwas bei diesem Thema! Aber es ist gut, es wirkt… Ich spüre es schon. Vielen Dank, Elieanor-Adda-Guppi .“ Er lächelt ihr zu, mit zusammengebissenen Zähnen. Sie spricht weiter während sie ein Tuch um Bein und Kräuterbrei wickelt.
    „Aber ich will nicht nur schlecht von diesem, auch meinem Berufsstand sprechen. Er hat auch seine guten Seiten, das ist schon richtig. Ist es nicht unser höchstes Bestreben, mittels Magie und Ritual die Ordnung in der Welt aufrechterhalten zu wollen?
    Was war mit deinem Mann, wenn du davon erzählen magst?“
    „So ganz verstehe ich es noch immer nicht. Er hatte nicht viel darüber gesprochen. Ich beobachtete ihn nur und kombinierte. Das betrübte mich, denn ich hatte mich sehr an ihn gewöhnt. Er war gut zu mir und ließ mich sein, wie ich bin. Ich lernte, ihn zu lieben. Ich mache mir nun schon immer Vorwürfe, dass er meinetwegen starb, weil ich ihn nicht genug geliebt und mich zu wenig gekümmert habe oder weil ich ihn die ersten Jahre nicht so sehr mochte.“ Jaskula steht da, mit sorgenvollen Augen.
    „Sein Leben ist sein Leben und deines ist deines, gute Jaskula . Wenn du dir an ihm nichts Schlimmes hast zu Schulden kommen lassen, du deine Aufgabe als Frau in jeder Form erfüllt hast, dann trifft dich auch keine Schuld – und auch keine Strafe“, versucht Elieanor-Adda-Guppi sie zu trösten.
    „Danke Elieanor-Adda-Guppi , das hilft mir, denn du bist eine wissende Frau. Mein Mann hatte schon seit einiger Zeit hier und da kleine Krankheiten. Er sagte mir aber erst kurz vor seinem Tod, dass eine Verbindung bestünde zwischen allen Krankheiten und er wüsste nicht, ob er es schaffe, weiter dagegen zu bestehen.
    Ich hatte auch das Gefühl, dass er einfach nicht mehr wollte, dass irgendetwas seinen Willen zum Leben genommen hatte. 
    Schon vor einem Jahr, als das erste Mal der Arzt kam, erschien dieser bereits beim nächsten Mal mit einem Beschwörer. Dieser untersuchte gleich darauf auch unser ganzes Haus nach irgendwelchen versteckten Zeichen, die die Krankheit meines Mannes verursacht haben könnten. Der Arzt und somit auch mein Mann waren der festen Meinung, dass ein böser Zauber auf meinem Mann lastete. Wahrscheinlich von einem, der seine Schuld nicht bezahlen konnte. Das vermutete er damals und so weiß ich es heute.
    Mein Mann war kein harter Mensch und erließ so manch einem einen Teil seiner Zinsschuld oder verlängerte die Zeit der Rückzahlung nochmals und nochmals. Doch schenken kann man keinem was, wir müssen ja auch leben.
    Ich hatte so eine Ahnung, aber das hilft ihm jetzt auch nicht mehr, denn da, wo er jetzt ist, seine arme Seele meine ich, führt kein Weg zurück, auch nicht wenigstens aus der Finsternis heraus.
    Mein Mann hatte immer andere Beschwerden, mal humpelte er, mal war es ihm komisch im Magen, mal am Herzen, mal die Luft, mal der Kopf, mal hörte er Töne, mal sah er alles wie im Nebel. Es war so, als geisterte ein Dämon durch seinen Körper, was ja auch so war, der sich einfach nicht herausbeschwören ließ. Dieser Dämon wanderte in ihm herum. War er an einer Stelle vertrieben, verging ein Monat, und er tauchte an einer anderen Körperstelle wieder auf. Mein Mann war verzweifelt. Der Beschwörer machte fast jedes Mal das Gleiche – er murmelte unverständliche Worte an unserer Türschwelle. Er beschwor das Unheil in meinem Manne nicht einmal mithilfe der Zwiebel, das einfachste, das ich kenne, es nur nicht anwenden darf.
    Mehr als an der Türschwelle stehen und murmeln tat dieser sogenannte Beschwörer nicht. Für diesen bezahlte mein Mann reichlich. Es half auch jedes Mal, zunächst waren die Schmerzen an der Stelle verschwunden. Doch, wie ich sagte, tauchten sie an anderer Stelle wieder auf.
    Ich sagte meinem Mann, er solle einen anderen Beschwörer nehmen, denn dieser war mir nicht geheuer. Ich glaubte, das glaube ich auch immer noch, er machte mit dem Auftraggeber gemeinsame Sache. Er verlangte jedes Mal mehr Sekel . Bestimmt war dies nicht rechtens, denn ein Schuldner konnte sich solch einen Schadenszauberer sonst gar nicht

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