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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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ihm aber nicht. Er hatte am ersten Tag sieben Ziegen mit und seine Frau und noch sieben Schafe. Immer, wenn er hier ist, und das ist er den größten Teil des Jahres, hat er auf dem Marktgelände in der Altstadt von Babylon schon seinen festen Platz; denn er ist bekannt und er kennt sie fast alle. Er und seine Frau und seine drei Söhne mit ihren Frauen. Das heißt, zwei seiner Söhne haben Frauen und auch Kinder, doch der eine Sohn hat kein Glück mit Frauen – ihm gefällt keine Frau. Keine noch so schöne und wohlduftende Blüte unter dem Himmel der Götter konnte ihn verzaubern, und wenn dies einmal geschah, dann hat er stets Ärger oder Unglück mit ihnen. Nun, die Familie hat ein bescheidenes Haus in einem Block zwischen der ersten und der zweiten Mauer. Es hat sogar drei Stockwerke und wie alle Häuser, ob groß oder klein, einen Innenhof, von dem alle Räume abgehen. Er und seine Familie, also auch seine Söhne mit den Familien oder ohne, alle haben genug Raum, immer genug zu essen und zu trinken und eine geschützte, gemütliche Bleibe für Tag und Nacht.
    Das ist für ihn ein gewisser Wohlstand, denn als Kind hatte er nichts. Kaum, dass er denken konnte, war er als Soldat im Krieg. Auch wenn er da versorgt war, so war sein erstes Haus bereits zweimal geplündert und zerstört worden. Bis er schließlich hier nach Babylon umsiedelte.
    Seit Nebukadnezar II, Marduk möge seine Jahre verlängern, also seit vielen Jahren schon sind Zeiten der Sicherheit und des Wohlstands für alle Bewohner dieser Stadt herangereift. Nebukadnezar II erklärte Babylon zur Hauptstadt und ihren Stadtgott Marduk zu dem Hauptgott über allen. Man konnte fast sagen, dass dieser Gott alle anderen Götter vereinte, denn ihre Aufgaben wurden mit Marduks Namen überschrieben. Das mochte wohl für den König so gelten, und der machte es wohl auch richtig so, für sich und die seinen gesehen.
    Doch für das Volk gilt weiterhin und vor allen Dingen, dass jeder seinen eigenen persönlichen Gott hat, an den er seine Gebete richten kann. Denn der Große Herr Marduk ist für den König und die Priester zuständig und damit nur indirekt für das Volk an sich. Darüber hinaus kann er sich nicht auch noch um die kleinen Dinge des Alltags der kleinen Bürger kümmern. So ist der eigene persönliche Gott in diesem manchmal undurchsichtigen Wirrwarr von alledem, was man am Tage falsch machen kann, wofür man, wenn man Pech hat, in einer Tour bestraft wird, doch ein kleiner tröstender Gefährte.
    Offensichtlich ist das Programm von Nebukadnezars II , möge Marduk sein Leben verlängern, dem großen Bel Marduk sehr gefällig. Bel heißt Herr , Herr über allen. Bel Marduk , der Große Herr Marduk , lohnt die Taten Nebukadnezars II mit dem Wohle aller, mehr noch als die Taten seines Vaters zu dessen Herrschaft.
    Also geben alle gern von ihren Einkünften ab, seien es Silbersekel oder Naturalien wie Getreide, Fleisch, Gemüse oder Obst und ehren den König, ehren den Gott und bringen alles in die Tempel. Wenn der König jemanden zur Arbeit ruft, gibt es fast keinen, der sich nicht bereit dazu erklärt, abgesehen davon, dass er sonst des Todes wäre. Wir wissen ja, wohin das zeitig führt. Er braucht der Hilfsleute viele für seine riesigen Bauvorhaben oder auch für seine Strafexpeditionen gegen abtrünnige Länder.
    Jeder hilft also dem König, denn der König hat den Auftrag von seinem Gott und es den Göttern Recht zu machen, dafür leben die Menschen schließlich ihr Leben lang. Tun sie es gut, leben sie gut, und tun sie es schlecht, so leben sie schlecht. Tun sie unrecht, so werden sie betraft. Umgehend. Man hat auch nicht die rechte Wahl, das heißt, die Wahl schon, nämlich Folgsamkeit oder Strafe, Leben oder Tod.
    So akzeptiert auch Tanobakt sein Leben, das die Götter für ihn ausgesucht haben. Das Geschäft läuft, wie bei den meisten anderen, meistens gut, manchmal schlecht, und er hat insgesamt sein Auskommen.
    Beklagen kann man sich natürlich, aber man tut es lieber nicht. Die Götter hören es immer und geben es ganz nach Befinden weiter an die Priester des Bel Marduk , die ihre Ohren überall haben, auch auf dem Markt. Jeder Versuch, seinen Fehler wieder gut zu machen, ist nämlich dann vergebens.
    Die einzige Hoffnung in solch unglückseligem Fall, und derer gibt es viele, ist stets die Güte des Königs. Doch er hat leider meist Wichtigeres und Größeres zu tun. Die Priester und vor allem die Priester des Großen Herrn Marduk sind

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