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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Marduk , den er ehrte, wo er konnte, der ihm viel Zeit nahm durch seine Strenge, alle Gesetze zu befolgen, um auch ja keinen Zorn durch Strafe zu erregen. Denn wenn Strafe auf ihn fiel, fiel diese sogleich auf sein geliebtes Volk.
    So fing er an zu funktionieren wie eine von den Priestern geführte Schattenspielerpuppe.
    An manchen Stellen schaffte er es, den Wohlstand über viele zu verteilen und wenigstens ein bisschen Gerechtigkeit walten zu lassen, indem er oft das letzte Wort bei Gerichtsentscheidungen gab. Aber er konnte nichts tun gegen die mit Geld Bestechlichen. Wird einmal einer überführt, war der nächste umso vorsichtiger und hinterlistiger, die Machenschaften der Schadenszauberer subtiler.
    Habgier, so sah er, verdarb den Menschen bis ins tiefe Innere. Sie scheuten vor nichts zurück, kannten keine Grenzen. Obgleich die immernoch geltenden Gesetze Hammurabis schon sehr streng waren, hielten diese nicht die Betrüger ab, ihr Handwerk zu tun.
    Durch die große Furcht vor den Strafen der Götter, nicht nur vor den Strafen des Bel , des Herrn Marduk , hatten die Gewissenlosen freies Spiel beim Fang ihrer Beute, die aus Angst alles tat, um dann doch auf die eine oder andere Weise vernichtet zu werden, wie wir es von Jaskula selbst gehört haben.
    Das Fatalste von allem war etwas, das ihn fast um den Verstand brachte und was ihn fortan vom Glauben abfallen ließ. Nebukadnezar wollte Gerechtigkeit walten lassen und ließ Sklaven frei, fleißige Menschen. Er setzte sie auf gehobene Positionen, damit diese am System etwas verändern würden. Doch auch die, die die Strafe und das Elend am eigenen Leibe erfahren hatten, wurden innerhalb kürzester Zeit zu ebensolchen habgierigen Allesverschlingern! Es ist doch kaum zu glauben, aber wahr! Das sind die Dämonen, hier lebten sie!
    Er prüfte alles, was über seinen Tisch ging und bestrafte streng, aber er wusste, es war wie das Ankämpfen gegen einen Wüstensturm. Es war ja schon soweit gekommen, dass er mit unglaublich schrecklichen Abschreckungsmaßnahmen die Bürger Babylons abzuschrecken versuchte. Er griff zu äußerst drastischen Warnungen wie Köpfungen und das Aufspannen der Haut von bestechlichen Richtern auf der Stadtmauer.
    Es ließ sie erzaudern, doch nicht die, die es treffen sollte, schreckte es ab. Natürlich. So waren viele seiner Versuche wie ein Tropfen Wasser auf heißen Wüstensand. Im Guten wie im Strengen schafft er es nur, die ärgsten Missstände zu beseitigen und gegen…“, er senkt seine Stimme noch mehr, “…sein eigen Fleisch und Blut, ihr wisst, wen ich meine, ist es ihm fast unmöglich. Da sitzt er mit dem Rücken zur Wand, allerdings standhaft bis heute!“
    Dabei sieht Salana-Daniel ernst in die Augen von Elieanor-Adda-Guppi .
    „Allein wenn man bedenkt, dass er als Herrscher sogar beim Bau seiner Prachtbauten, Transportwege und Prachtstraßen hier und da einfach so selbst Hand anlegt, als Zeichen seiner Wertschätzung und Freude über das, was die Menschen dort für ihn leisten, für die Stadt in der Hitze der gnadenlosen Sonne zu schuften. Allein darin erkennt man seine menschliche Grundeinstellung, die immer wieder durch benannte Schlechtigkeit ins Wanken gerät und aus den Grundmauern gerissen wird, bis manchmal nur Härte und Verbitterung blieben und bleiben. Ich glaube fest, dass er sich und damit auch seine permanenten Beobachter oft durch seine riesigen, unermüdlichen Bauvorhaben immer wieder ablenkte. Was er nicht alles schon bauen ließ: Man kann gar nicht sagen, welches nun der prächtigste von allen Bauten ist, die Nebukadnezar ausführlich in eine Steinplatte niederschreiben ließ.“
    „Wenn ich an dieses Übermaß an Prunk denke, gefällt es mir nicht. Stehe ich jedoch selbst vor den Bauten, dann staune ich nur über die Leistung und komme doch ins Schwärmen.
    Ganz sicher sollte zu den erstgenannten die wunderschöne Prozessionsstraße gehören. Das Ischtar -Tor ist an Schönheit kaum zu übertreffen, mit seinen farbprächtigen erhöhten Ziegeln mit Stieren und den Schlangendrachen des Marduk . Das Tor, das er sogar einmal abtragen und wieder aufbauen ließ, da er die Prozessionsstraße noch höher legen wollte. Zudem die Nord- und Hauptburg mit den löwengeschmückten Außenmauern, die die schöne Prozessionsstraße flankieren. Bedenkt, dies ließ er allein für die Götter bauen, die einmal im Jahr wie jetzt zum Neujahrsfest diese göttliche Straße entlang ziehen bis hin zu Äsagila , zu Marduks Tempel. Bis

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