Das Vermaechtnis
ich es selbst erfahren habe, kann ich nun jede Stadt und jedes Land verstehen, dessen Glauben man einfach wegreißt. Es ist, als würden sie ein Teil von einem wegnehmen, was sie ja auch tun, um die Menschen zu entkräften und zu erniedrigen. Mit Abstand betrachtet erkenne ich nun, dass dies das Spiel der Könige ist, sich gegenseitig in diesen Dingen zu verwunden, um dadurch Vorteile zu erzielen.
Ich selbst fühlte mich schuldig damals, sah es als Strafe meines Gottes. Jetzt sehe ich, dass nicht alles die Strafe der Götter ist, denn es dient einem anderen Zwecke, der über meinem steht, über unserem.
Du siehst, allein dadurch, dass wir uns gut verstehen, vergessen wir, woher wir kommen und verbinden uns auf eine sehr schöne Art!“ Jaskula , atmet tief durch, denn sie ist froh, dass Elieanor-Adda-Guppi diese weise Ansicht mit ihr teilt.
„Ja, du hast Recht, und wir erkennen daran, dass dies eine schöne Verbindung ist, da sie von beiden Seiten gewollt ist. Ich bin froh, nicht in der Haut der Könige zu stecken. Von Assurbanipal sprach ich als Letztes – so klug er war, doch leider handelte er unklug in falschem Vertrauen auf seinen eigenen Bruder, den er die Regierung übernehmen ließ.“
Elieanor-Adda-Guppi lächelt etwas bitter bei der Erinnerung und fährt fort:
„Das hätte er wahrhaftig nicht tun dürfen, denn sein Bruder war eine machtbesessene Hyäne, der mit seinem Gotteslos nicht zufrieden war und die ganze Macht über Assyrien haben wollte, nicht nur über Babylon . Er wiegelte alles gegen seinen Bruder auf, dieser Sohn einer geifernden Hündin!
Er schaffte es, dass die Babylonier seinem Eifer und Wahn mehr Glauben schenkten als dem Frieden. Er scharte auch Elam , die Kaldäer , die Araber um sich. Die Folgen waren verheerend.
Wenn jeder in seinem Ort bleiben würde und nicht ständig auf die Idee käme, einen anderen Ort zu vernichten, gäbe es kein Leid, keine Zerstörung, keine Toten zu beklagen und keine Sklaven. Alle wären frei und könnten Handel betreiben.
Das ist wohl das Ziel, so will es unser König Nebukadnezar II , mögen Marduk, Ischtar und Sin sein Leben verlängern. Er will Frieden, er weiß, dass so seine Stadt blüht, wie sie noch nie geblüht hat, mit Tausenden von Menschen. Seine einmalige goldene Stadt inmitten eines fruchtbaren Landes!“
Die beiden Frauen trinken etwas von dem Minztee. Sie genießen es, hier zusammenzusitzen und zu wissen, dass ihre Stände mit dem Nachwuchs gut versorgt sind und sie sich es gönnen können, einmal nur dazusitzen und miteinander zu sprechen. Selten kommen sie zu solchen Gesprächen wie an diesem Tag.
„Ich hörte vom Palast“, sagt Jaskula weiter, „dass noch ein Entsühnungsritual für das Königspaar durchgeführt werden soll, gegen die Verwünschungen zweier Priester. Die Orakelpriester hatten die Ursache für die andauernden Erkrankungen der Königin und ihrer Tochter herausgefunden. Neun Tage lang hatten sie allerlei Befragungen von Göttern und Geistern durchgeführt: Durch Fleischbeschau, Leber und auch andere Organe von frisch geschlachteten Schafen, welches sie nochmals durch das Lesen des Öls in der Schale kontrolliert haben.
Es waren nämlich zwei Priester, die dem Sohn unseres Königs Nebukadnezar sehr verbunden waren, aber das wird nicht laut verkündet, nur, dass man sie gefunden hat. Aber alle wissen es doch, dass Rosuran-Amel-Marduk besessen ist von Marduk – der Auserwählte… Dass ich nicht lache, doch nicht solch einer! In dessen Nähe spürt man eisige Kälte wie auf dem höchsten Berge. Keiner weiß, warum ihn seine Mutter, die große Königin, möge Ischtar ihr Leben verlängern, ihn noch schützt. Alle wissen, wie fanatisch er ist. Sie versucht immer noch, auf ihn einzuwirken und seine Wutanfälle vor allen Leuten lächelnd zu beschwichtigen. Er hasst doch alles und alle außer Marduk , seinen großen Marduk . Natürlich ist Marduk groß, aber nicht so. Er würde einen jeden zu seinem Sklaven machen. Und seine Schwester, Halbschwester, hasst er, weil sie so ist, wie er niemals sein wird. Sie hat die Ausstrahlung einer wahren großen Priesterin, sie ist schön und klug. Die Königin tut mir leid. Ja, und diese Zauberpriester hatten einen Fluch auf die Familie gelegt, außer auf Rosuran-Amel-Marduk natürlich. Die beiden sind mit dem Tode bestraft worden. Sie haben ihre Tat gestanden und es bereut, aber solchen kann man nicht glauben.
Gut, dass da Nebukadnezar hart und nicht so großzügig ist wie sonst,
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