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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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treffen!“
    „Aber ich hab nichts Unrechtes getan!“, versucht Choi sich zu verteidigen. Kyr versucht, ihm ein Zeichen zu geben, dass Schweigen ratsam ist, denn viele kennen schon die Unheil verheißenden Wutausbrüche von Rosuran-Amel-Marduk .
    „Hier sind Götter, die ich nicht kenne, Götter aus anderen Ländern! Nicht Marduks Statue ist die größte, sondern diese beleidigenden Abbilder fremdländischer Götter!!!“
    Seine Stimme quietscht, sein Gesicht, sein ganzer Kopf ist bedrohlich rot unter der dunklen Haut.
    „Es leben so viele Menschen hier! Der König hat erlaubt, dass sie ihre Götter anbeten dürfen!“
    „Der König – der König hat erlaubt – und wenn er dir das persönlich erlaubt hat! Das ist mir egal! Weißt du überhaupt, was du da von dir gibst, Sklave aus Juda ? Du wagst es, einem Gottesmann zu widersprechen??? Nicht der König ist das Gesetz, nicht der König! – Marduk – ist das Gesetz! Er allein!“, zischt er.
    „Ja, ich meine doch, dass sie ihre Götter anbeten können, wenn sie Marduk als ihren obersten Gott anerkennen“, versucht Choi tapfer, sein bisschen Haut zu retten, doch seine Chancen stehen schlecht. Er ist so sanften und edlen Gemüts, dass er sich nicht reizen lässt. Er bleibt ganz ruhig. Er steht da, wie es auch sonst seine schlaksige, doch in gewisser Weise auch elegante Art ist und hat einfach keine Angst, denn er fühlt sich reinen Gewissens.
    „Das ist nicht wahr! Marduk allein ! Dann kommen die anderen Götter Babylons und danach NICHTS mehr! KEINE fremden Götter! Wenn es nach mir ginge auch keine anderen babylonischen Götter – MARDUK allein!“
    Er schäumt vor Wut und wippt unaufhörlich auf und ab, hin und her.
    Alle stehen wie versteinert – Tanobakt sitzt auf seinem Schemel hinter seinem Stand, in sich zusammengesunken, da er dieses Schreien hasst. Jedes laute Wort verursacht bei ihm körperliche Schmerzen.
    Er hatte es doch vorhin gesagt, dass da ein Mann war, der sich sonderbar benommen hatte, kein typischer Schreiber des Palastes, kein Listenführer. Es konnte nur ein Spion Rosuran-Amel-Marduks gewesen sein. Sie sind wie Parasiten. Wenn sie etwas gefunden haben, dann saugen sie es aus bis es zerstört ist, egal wie. Der Mittel haben sie viele, diese… Er muss vorsichtig sein, Kamele gibt es heute gar zu viele.
    In dem Moment als Rosuran-Amel-Marduk zu einem Tritt ausholen will, tritt Salana-Daniel aus dem Schatten zwischen Chois und Kyrs Stand hervor. Er wackelt unmerklich mit dem Kopf hin und her, das einzige Zeichen seiner Anspannung, während er ruhig und besonnen spricht:
    „Geschätzter Rosuran-Amel-Marduk , höchster Priester des hochgeschätzten Herrn Marduk . Dieser junge Mann ist seit einigen Jahren kein Sklave mehr, sondern ein rechtschaffener Mann, der ein großes Talent besitzt, eine hohe Kunstfertigkeit zeigt im Umgang mit den kostbaren Materialien, die eure Götter doch so besonders erstrahlen lassen. Auf Geheiß des Königs Nebukadnezar , möge Marduk sein Leben verlängern, hat er dies erlernen können und steht schon seit längerem im Dienste des Palastes. Ich glaube auch für Äsagila und insbesondere für Bel Marduk hat er unschätzbare Werke geformt. Auch wenn er einen anderen Glauben in sich trägt, so seht doch selbst, dass er sein ganzes Leben für eure Götter hingibt und mit seinem Talent Opfer für sie darbringt, Tag für Tag.“
    Rosuran-Amel-Marduk starrt ihn mit offenem Mund an. Die Ruhe Salana-Daniels hat für kurze Zeit eine verzaubernde Wirkung auf ihn. Unentschlossene Gedanken schießen durch seinen fiebernden Kopf, denn dieser Prophet zählt zu den höchsten Vertrauenspersonen seines Vaters. Gerade als Rosuran-Amel-Marduk Luft holt und sich seiner bösen Absichten entsinnt, sieht Salana-Daniel erschrocken, wie Aleyna von hinten mit einem Wasserkrug auf ihn zugeht und im letzten Moment, im wirklich allerletzten Augenblick kommt Burgon, der Wächter, dazwischen, sodass der Krug auf dem Boden zerbricht.
    Allen, die das sahen, stockt wieder der Atem – welch ein Unglück!
    Rosuran-Amel-Marduk , er hat es gemerkt! Natürlich! Er hat es gewittert und dreht sich um wie eine Raubkatze, die ein neues Opfer gefunden hat:
    „Du wagst es, deine unreine Hand gegen einen Diener des höchsten Gottes im Himmel und auf Erden zu erheben?“, feixt er drohend durch seine zusammengebissenen Zähne. Er sieht aus wie ein wütendes Tier, das kurz vor dem Absprung steht, um seine Beute zu zerreißen.
    Burgon zieht Aleyna zur

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