Das Vermaechtnis
Natur, die Ruhe, die Besinnung, die Tempel und Gebet.
So halte ich es für rund. Der Mensch muss seinen Teil zur Heilung beitragen. Doch ich bin nicht allwissend, es kann durchaus sein, dass neue Erkenntnisse hinzukommen und sich diese Meinung verändert und erweitert. Das soll sie sogar, denn neue Erkenntnisse sind immer wichtig, besonders wenn es um Heilung geht.
Eine Heilung ganz ohne die Götter ist sicher möglich, doch die Götter sind wichtig für die Seele. Das Gebet ist wichtig, zur Reinigung und Klärung der Seele. Daher gehören sie schon zur Behandlung dazu und eben auch zum Leben.
Jaskularias Für mich gehören jetzt die Kräuter dazu, die Erkenntnisse um die Kräuter. Die Zeichen, die sie geben, wie sie wirken, wenn sie eingenommen oder als Tee getrunken werden, wie sie geräuchert wirken oder eingelegt in Wein oder in Öl.
Choi-Hippokrates Dazu gibt es schon einige Schriften, die ich dir zur Verfügung stellen kann. Es wäre sehr hilfreich, wenn du all deine Erfahrungen ebenso aufzeichnest, denn es muss nicht jeder mit dem Forschen von vorn anfangen. Es gibt, wie gesagt, zwar schon eine Sammlung solcher Schriften, doch noch vieles an Wissen um den Körper des Menschen fehlt. Ich selbst habe über die Prognosen berichtet, über Knochenbrüche, über die Umwelt und die Epidemien. Über die heilige Krankheit, die Epilepsie gibt es ein umfangreiches Werk, auch über die Winde und die ärztliche Kunst. Die Winde, die Luft. Willkommen in der Kunst der Erfassung des kranken Menschen!
Jaskularias Oh, da stehe ich noch ganz am Anfang! Ich weiß auch nicht, ob ich ganz als Arzt arbeiten möchte. Doch Recht hast du, es ist wichtig für mich, einen Einblick in die Krankheiten zu bekommen. Dann kann ich die Wirkung der Pflanzen noch besser zuordnen. Du kommst aus der Familie eines Arztes, auch deine Söhne werden sicher diesen Beruf weiterführen. Dies verhält sich bei mir anders. Wahrscheinlich bin ich der, der eine neue Richtung einschlägt in unserer Familie. Dies ist meist mit Widerstand verbunden, den ich aber gern hinnehme, wenn es soweit ist.
Gimraios Worin siehst du die ärztliche Kunst ?
Choi-Hippokrates Unsere Kunst umfasst dreierlei: Die Krankheit, den Kranken und den Arzt. Der Arzt ist der Diener der Kunst. Der Kranke muss jedoch gemeinsam mit dem Arzt der Krankheit widerstehen. Der Arzt soll sagen, was vorher war, erkennen, was gegenwärtig ist, voraussagen, was zukünftig sein wird. Es kommt bei der Behandlung immer auf zweierlei an: zu nützen oder wenigstens nicht zu schaden.
Jaskularias Eine wahrhaft große Verantwortung und ein großes Wissen, das du mit dir trägst. Es ist gut, dass ihr alles niederschreibt, anders als so manche Philosophen, die nur mündlich ihre Erkenntnisse und Erfahrungen weitergeben. Zunächst werde ich mich um eine Kräutersammlung kümmern. In unserem Garten, der doch eine beachtliche Größe hat, denn wir wohnen etwas außerhalb, steht ein wunderschöner Feigenbaum, weiter hinten ein paar Pinien und zwei Olivenbäume, an den Seiten Oleander und Lorbeer. Es ist noch eine große Fläche hinter einem kleinen Teich, die unbearbeitet ist. Ich werde Kräuter anbauen, Pflanzen, die der Aphrodite gewidmet sind. Dazu gehört natürlich auch viel Räucherwerk, das Aphrodite einst aus dem fernen Orient mitbrachte. Ich will versuchen, die eine oder andere Pflanze hier zu kultivieren. Mit dem Weihrauch ist es nicht so einfach. Den kaufe ich von den Händlern auf dem Markt als Ergänzung. Wenn man ihr Heiligtum besucht, ist man betört von der süßen aphroditischen Brise, die Botschaft der Liebesgöttin. Es heißt, wie eine Blüte ihren Duft in sommerlicher Erregung verströmt, so gilt der Duft ihrer Scham als der süßeste im ganzen Universum.
Choi-Hippokrates Das klingt eher nach deinem üppigen verführerischen Blütengarten, der die Sinne betört!
Jaskularias Einen Teil des Gartens stelle ich mir so vor, tatsächlich, für die Sinne meiner Frau… Im anderen Teil werde ich andere Heilpflanzen gedeihen lassen. Ich dachte da an Affodill, der Blume des Apollon , die ich einfach über alles liebe und etwas großflächiger anpflanzen möchte. Affodill ist eine Pflanze, die zu vielerlei einzusetzen ist: gegen Husten, Krämpfe, Seitenschmerzen, Schlangenbisse und Skorpionsstiche, Geschwüre, Zahnschmerzen, Brandwunden, Frostbeulen, Ohrenleiden. Eine wunderbare Augensalbe kann man aus dem frischen Saft der Wurzel zubereiten, zusammen gekocht mit altem süßen Wein, Myrrhe und
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