Das Vermaechtnis
Förderin der Künstler und Wissenschaften, Hüterin des Wissens und Beschützerin der Handwerksleute, wie ihr sie dort vorn in den beiden Marktgassen im westlichen Teil der Agora stehen seht.
Wir preisen unsere Göttin Athene und ihre Stadt Athen . Wir preisen ihre Klugheit. In einem Wettstreit hat die Göttin sich diese Stadt erkämpft. Es begann mit König Kekrops , dem Gründer Athens , der direkt aus der Erde geboren wurde. Kekrops war es, der feststellte, dass der Mensch stets männliche und weibliche Anteile in sich trägt, da er bekanntermaßen von einem Vater und einer Mutter entstamme. Er führte auch das Recht auf Eigentum ein, die Ehe und einige staatlichen Einrichtungen. Kekrops verbot blutige Opfer, und er ordnete die Bestattung der Toten unter der Erde an, damit die Erde ihre Kinder zurückbekam. Auf die Gräber wurde Getreide gepflanzt, damit die Toten wieder in den Kreislauf des Lebens zurückkehren konnten.
Und Athene wollte als Göttin über eben diese Stadt herrschen. Doch auch Poseidon stellte sich zum Kampfe. Der Wettstreit begann. Poseidon , der Gott der Meere, schlug mit seinem Dreizack ein Loch in die Felsen des Berges Akropolis , worauf eine salzige Quelle heraussprudelte. Athene jedoch pflanzte einen Baum, einen Olivenbaum auf den Berg. Der Olivenbaum, mit seinen so wertvollen Früchten bildete von da an die Grundlage der Ernährung und wurde somit auch zu einer Quelle, einer Quelle von Athens Reichtum. Kekrops war von Athenes Idee überzeugt und sie gewann. Sie gab dem Land den Namen Attika und die Stadt sollte ihren Namen tragen.
Athene selbst entsprang in voller Kampfesrüstung dem Schädel ihres Vaters Zeus . Wie es dazu kam, auch das wollen wir euch kundtun.
Zeus wurde prophezeit, dass sein Sohn ihn stürzen und seine Tochter ihm ebenbürtig werden würde. Das konnte und wollte Zeus nicht dulden und verschlang daraufhin seine Geliebte samt den ungeborenen Kindern. Auch ein Göttervater ist nicht frei von Ursache und Wirkung. So bekam Zeus daraufhin solch starke Kopfschmerzen, dass er Hephaistos , den Gott der Schmiedekunst, befahl, seinen Kopf aufzuschlagen. Hephaistos tat wie befohlen, schlug mit einer Axt zu und Athene ward in voller Rüstung geboren. Da sie dem Kopf des Göttervaters entsprungen war, hatte sie die Gabe des Geistes von ihm geerbt. Zeus’ Kopfschmerzen waren verschwunden. Athene wurde sicherheitshalber bei Triton , dem Flussgott und Sohn des Poseidon, aufgezogen und wuchs mit seiner Tochter Pallas zusammen auf. Versehentlich tötete Athene das Mädchen mit einem Speer und trägt ihr zum Andenken zusätzlich noch ihren Namen. Daher heißt sie auch Pallas Athene . Ihr zu Ehren wird in jedem dritten Jahr der Olympischen Spiele ein Fest gefeiert, die Panathäen , mit Wettkämpfen in Musik und Sport, mit vielen kleinen Darstellungen, einem großen Festumzug aller Bürger Athens und einem gemeinsamen Festmahl, zu dem das Opfer von einhundert Rindern verspeist wird.
(zum Chorführer gewandt) Sieh dort, bei Athene , Gimraios geht von einem Stand mit Töpferware zum anderen. Auch hier vergisst er die Zeit. Selbst seinen vielen Gedanken scheint er beim Anblick der schön geformten und bemalten Vasen und Krüge eine Pause zu gönnen.
Chorführer Fürwahr, ich werde ihn gleich einmal besuchen, muss mich aber erst einmal durch das Gedränge schieben. Schnell verliert man den Überblick hier auf der Agora , dem großen Marktgelände Mitten in Athen . Jeden Morgen bauen unzählige Händler ihre Stände auf. Zu festlichen oder politischen Anlässen, zu Heeres- und Volksversammlungen muss der große Platz frei bleiben. Um diesen bunten und turbulenten Platz herum sind alle wichtigen Gebäude: der Sitz von Recht und Gesetz, der Gerichtshof, in dem 501 Männer vor einem Urteil den Fall hitzig bereden, um dann abzustimmen; drüben die Münzschmiede, in der aus Silberbarren die Münzen Athens gegossen und mit Eule und dem Kopf der Athene geprägt werden.
Daneben das Brunnenhaus mit dem Wasser, das von einer Quelle in den Bergen hierher geleitet wird, für alle Bürger der Stadt. In die Häuser getragen wird es natürlich von den Frauen Athens . Dort, das größte Gebäude, die Süd-Stoa . Auf den Treppen sehe ich Choi-Hippokrates und Jaskularias stehen.
Die Süd-Stoa ist eine riesige überdachte Säulenhalle für Märkte, Kunstausstellungen und vor allem ein beliebter Treffplatz für alle Männer Athens , wo sie geschützt vor Regen oder der prallen Sonne Geschäfte abschließen
Weitere Kostenlose Bücher