Das Vermaechtnis
Demeter das Getreide wieder wachsen und die Pflanzen wieder sprießen. Somit wird mit der Rückkehr Persephones der Frühlingsbeginn gefeiert.
Jaskularias Ein schöner Mythos, der unsere Jahreszeiten erklärt. Da Persephone während ihres Aufenthaltes in der Unterwelt Samen aß, ein Symbol des Lebens, steht ihre Wiedergeburt symbolisch für die Wiedergeburt alles pflanzlichen Lebens im Frühjahr und damit allen Lebens auf der Erde.
Choi-Hippokrates Alles hört sich wohl durchdacht an, was du von deinen Gartenplänen erzählst. Es wird ein wundervoller Garten werden. Ich weiß schon jetzt, dass du mir sicher wertvolle Erfahrungen mit den Kräutern berichten wirst. Vor allem solltest du diese genauestens niederschreiben, das ist wichtig.
Eine einzige Ergänzung will ich dir noch raten – pflanze auch einen Apfelbaum, wenn du einen geeigneten Platz für ihn findest.
Jaskularias Ja, bei Dionysos , wie konnte ich diesen vergessen!
Geschätzter Choi-Hippokrates, eines ist noch, worüber ich neugierig bin: Es ist die Lehre der Säfte.
Gimraios Worüber sprecht ihr?
Choi-Hippokrates In die Lehre der Säfte werde ich dich gern schulen, Jaskularias. Ich ziehe allerdings bald wieder als wandernder Arzt durch die Lande. Wenn deine Zeit es erlaubt, und die meine wird es, werde ich dir vor meiner Abreise die Grundlagen darüber erklären. Das Wissen darum ist gut als Hintergrund für deine Kräuteruntersuchungen. Deine Familie wird sich freuen…
Nun, in Kürze gesprochen basiert die Medizin, unserer Meinung nach, und es gibt natürlich viele andere, auf vernunftgemäßen Naturbeobachtungen. Wir lassen den Glauben um die Götter und das magische Wirken ganz außer Acht und versuchen, die Krankheiten von der Natur aus zu erklären.
Krankheiten entstehen durch ein Ungleichgewicht der vier Körpersäfte, als da sind Blut, Schleim, gelbe und schwarze Galle. Der Körper hat das Bestreben, kranke Säfte unschädlich zu machen und auszustoßen. Hier können eine allgemeine Lebensumstellung helfen, diätische Maßnahmen, Arzneimittel – hier kommen die Kräuter zum Einsatz – aber auch operative Eingriffe können vonnöten sein. Bei den Menschen kann man vier unterschiedliche Temperamente feststellen:
Bei den Melancholikern dominiert die schwarze Galle – diese sind eher traurig und nachdenklich. Bei den Cholerikern die gelbe Galle – sie sind eher reizbar und erregbar. Bei den Sanguinikern das Blut – sie sind eher heiter und aktiv – und bei den Phlegmatikern der Schleim. Sie sind eher passiv und schwerfällig.
Gimraios Da gehöre ich eindeutig zu den Cholerikern. Ich habe das Prinzip verstanden.
Doch, meine lieben Freunde, ich schlage vor, dass wir uns langsam Richtung Süd-Stoa bewegen. Dort hoffe ich noch auf Hanaskerios zu treffen, auf Salana-Gorgias und auf Tanobakt-Platon, um auch bei ihnen den Termin unseres Nachmittags-Gastmahles zu festigen. Verbunden natürlich mit dem anschließenden Besuch im Dionysos-Théatron . Ihr beiden Freunde wisst um beides Bescheid, und ich freue mich über euer Kommen.
Ich selbst habe zuvor noch einen geschwinden Besuch auf dem Markt geplant, welcher nur kurz andauern wird. Wir sehen uns gleich wieder.
Choi-Hippokrates Wir werden schon zur Versammlungshalle vorgehen und uns einen schattigen Platz suchen.
Chorführer Im Leben ist es wie in der Musik, fehlt nur eine Note, dann kommt es sofort zur Disharmonie.
(Gimraios, Jaskularias und Choi-Hippokrates gehen zur Agora, dem großen Marktplatz in Athen. Jaskularias und Choi-Hippokrates gehen weiter zur Süd-Stoa. Gimraios bleibt an einem Stand mit Töpferware stehen.)
1. Akt, 3. Szene
Chor Der Morgen ist nun schon fortgeschritten. So vergeht die Zeit bei den alten Hellenen , mit vielen Worten, vielem Denken, vielen Fragen, Berichten und interessiertem Zuhören. Die Heilkünste sind ein Thema, aus dem endlos geschöpft werden kann. Eine reiche Zeit für die Athener , wenn wir das Fortschreiten der Gedankenwelt beobachten, in der sie sich befinden. Zeit selbst scheint für so manchen nicht von Bedeutung. Ein Tag ohne ein Wort gesprochen zu haben ist für die Athener wohl schlimmer als die Vorstellung vom Reich der Toten, dem Reich des Hades . Allein in den Tempelanlagen zur Heilung scheinen die Gedanken der Bürger zur Ruhe zu kommen.
Hier in der Stadt, in Athen , dreht sich meist alles um den Verstand. Um Wissen und um Weisheit. Hier ist sie die Herrin, Athene , die große Göttin der Weisheit und des Krieges,
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