Das Vermaechtnis

den Düften im Abaton und auch im Tholos erzählst und die offensichtlich sehr intensive Wirkung, dann erinnere ich mich auch an den schweren Duft bei der Pythia . Die Pflanzen bergen große Kräfte in sich und helfen uns, uns selbst zu sehen!
    Jaskularias …Oder als so mancher Priester oder Arzt andere zu sehen, um ihnen einen Rat geben zu können. Genau das meine ich. In Delphi soll es eben eine geheimnisvolle Delphin -Mischung sein, die die Pythia in Verbindung mit dem Gott Apollon treten lässt. Der Delphin ist ein heiliges Tier und öffnet sich dem Menschen nur im Traum oder traumähnlichen Zustand. Dann kann er der Überbringer von wichtigen Botschaften sein.
    In Babylon und in Ägypten wissen sie ebenso zu berichten und die Pflanzen zum Reinigen und zum Heilen einzusetzen oder einfach nur, um einen Wohlgeruch zu verbreiten, der die Stimmung erhellt. Von den Mischungen, die die Priester anwenden, sollte man allerdings Abstand nehmen, denn diese sind zu stark für einen Ungeübten und können sehr gefährlich und sogar tödlich sein.
    Choi-Hippokrates Wenn die großen Weihrauch- und Wacholderräucherungen und Feuer nicht gewesen wären, hätte die Seuche vor ein paar Jahren uns wohl alle darnieder gestreckt.
    Gimraios Ich hörte, es seien die großen Tieropfer und auch das Opfer zweier Männer gewesen, die die Götter besänftigten, sodass die Seuche abzog.
    Choi-Hippokrates Ich ehre die Götter ebenfalls, aber wie kann ein oder auch mehrere Menschenopfer eine Krankheit abwenden, die eine ganze Stadt befallen hat und deren wirkliche Ursache ganz wo anders zu suchen war. Die Krankheit kam von Afrika , von Ägypten . Sie zog weiter, vor allem in dicht bevölkerte Gebiete. In die Peloponnes hingegen zog sie nicht, wie den Spartanern auch prophezeit war, und sie hielten sich wohlweislich auch fern. Die weise Pythia sagte, die Stadt solle gereinigt werden. Das bedeutet aber nicht das Verbrennen von Opfern und schon gar nicht Menschen als Opfer, sondern zunächst das Verbrennen der Leichen, die die Krankheit übertrugen. Nicht einmal Vögel labten sich an den toten Körpern, sondern blieben ihnen fern. Besonders Ärzte starben, die direkt mit der Krankheit Kontakt hatten. Als Burgon-Perikles mich rief, um der Stadt zu helfen, hatte ich keine Ahnung, was mich erwartete. Es war ein furchtbarer Anblick! Ein großes Glück war es, und das sehe ich als ein Zeichen der Götter, dass ich einen Blick in eine Schmiede warf und mir dabei auffiel, dass die Schmiede die einzigen waren, die diese Krankheit nicht befiel. Sie standen den ganzen Tag am Feuer, um zu schmieden.
    Sofort befahl ich, um die ganze Stadt Feuer zu errichten, auf dass die Krankheit verbrenne! Es wurden große Gruben ausgehoben, in denen in aller Eile viele Leichen vergraben wurden. Weihrauch wurde in allen Gassen geräuchert. So geschah es. Die Stadt wurde gereinigt. Die, die die Seuche überstanden hatten, konnten den Kranken direkt helfen, ohne diese Krankheit noch einmal zu bekommen. Das hatte Thukydides selbst erfahren. Er hatte alles genauestens aufgeschrieben und für spätere Zeiten festgehalten. Diese Krankheit zog sich über vier Jahre und hat über ein Viertel der Athener Bevölkerung das Leben gekostet. Sie sagen, die Krankheit sei eine Strafe der Götter gewesen – ich kann den Sinn nicht verstehen, denn diese große Schwächung Athens gleich zu Beginn des Peloponnesischen Krieges – was sollten all diese Bürger falsch gemacht haben? Wofür sollten sie alle bestraft werden? 
    Jaskularias Vielleicht war es der Hochmut Athens . Es traf eben Athener Bürger, einfach weil sie eben in Athen wohnten, um die Stadt als Ganzes zu schwächen und damit zu strafen. Da ging es wohl nicht um den einzelnen, sondern um die Stadt oder den Staat als Ganzes. Du stehst den Göttern recht kritisch gegenüber, versteh ich dich richtig?
    Choi-Hippokrates Es ist schwierig, dies in Worte zu fassen. Wie gesagt, ich ehre die Götter, auf meine Weise. Was die Medizin betrifft, ist nun meine Meinung, dass ein Mensch nicht ausschließlich durch Götterglauben geheilt werden kann, durch Opfer und Gebet. Vielleicht in wenigen Fällen. In einigen Asklepieien wird so verfahren. Das allein ist mir zu wenig. Ich kenne Asklepieien , die auch eine Behandlung mit auf jede Person speziell abgestimmten Diäten, Tees mit Kräutern, Räucherungen, körperlichen Betätigungen, Massagen, Bädern und so weiter durchführen, die eben eingebettet sind in diese wundervollen Anlagen, die