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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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schnaufend)
    Hanaskerios Was höre ich da, über was darfst du nicht sprechen, großer Arzt? Meine Gebrechen? Die kennen doch fast alle in Athen . Frauen wie Männer schwatzen gern ohne Scham und ohne Grenzen auf den Plätzen. Ich bin ganz einfach wie ein offenes Buch. Für mich brauchen deine Eide nicht gelten, du kannst jedem erzählen, was mich betrifft. Dann kommt wenigsten von einer Stelle die Wahrheit.
    (Hanaskerios stützt sich mit einer Hand auf Gimraios’ Schulter ab.)
    Gimraios Hanaskerios, ich bewundere immer wieder deine Offenheit und zudem auch deine Unverdrießlichkeit. Es ist schön, auch dich hier zu treffen – so können wir ein wenig den späten Morgen im Versammlungshaus verplaudern und sinnieren.
    Hanaskerios Bei Asklepios , aber wenn ich dich sehe, geschätzter Arzt, plagen mich sofort meine mahnenden Gedanken, die sich bei jedem Biss guten Essens und bei jedem Schluck köstlichen Weines melden. Aber meine Augen und der Hunger meines Magens sind stärker als die Besonnenheit, die ich bei der Wahl meines Essens haben sollte.
    Choi-Hippokrates (lacht) Nicht Hunger ist es, sondern Appetit, mein Freund.
    Hanaskerios Recht hast du, in allem. Doch, bei Dionysos , ich lebe gern und gut. Dazu gehört bei mir nun mal gutes Essen und zu dem Essen noch ein Tropfen edlen Weins. Ich zähle einen großen Amphoren-Vorrat mit köstlichen Weinen aus fernen Landen in meinem kühlen Lager. Ich kann unmöglich so tun, als seien sie nicht in meiner Nähe. Wenn ich über den Markt gehe und es riecht nach Gebratenem und Gesottenem – es zieht mich an wie Mist die Fliegen.
    Es ist meine Nase, sie ist einfach sehr empfindlich, sicher eine Künstler-Nase. Wenn nur ein Duftteilchen eine Speise unter vielen anderen wäre, ich würde es erkennen und könnte sogar genau sagen, um welche Speise es sich handelt. Ich könnte zu einem Agon der Düfte, einem Wettstreit der Düfte gehen!
    Choi-Hippokrates (mahnend) Du bist noch jung und dein Körper hat schon so viel zu tragen. Du lebst von Duft zu Duft, doch die Luft kann schon die Ursache von Krankheit sein. Der Körper wird von Speise, Trank und Luft ernährt. Die Luft im Körper ist eingesperrte Luft, die Luft draußen ist die freie Luft. Daran schon erkennt man, dass die eingesperrte Luft, wenn nicht maßvoll mit dem Körper umgegangen wird, zu Problemen führt.
    Hanaskerios Manchmal habe ich tatsächlich das Gefühl von viel angestauter Luft im Bauch. Dann ist es wohl die Luft, die meinen Bauch so rund erscheinen lässt! Nun, bei mir sieht man, was ich mit mir herumtrage. Andere Probleme kenne ich nicht! Ich lebe glücklich mit all meinen Prachtfrauen, die genauso gut anzupacken sind wie ich. Ich finde sie schön – ich liebe es zwar, auch die durchtrainierten Sportler und Sportlerinnen zu sehen; etwas zum richtig Anpacken ist mir aber lieber. Ich trage also nur mein Gewicht als Last. Da ich ansonsten ein unbeschwertes Leben führe, ist diese Last doch nichts gegen andere. Die sind zwar dünner, deren Last muss ein Arzt aber oft verzweifelt suchen, um sie zu finden.
    Choi-Hippokrates Wie ich sehe, schonst du wenigstens deine Haut und hältst dich im Schatten auf. Trotz deiner schwarzen Haare hast du eine ungewöhnlich weiße Haut, die empfindlich auf die Sonne Attikas reagiert. Du siehst, dass diese kleine Änderung in deinem Verhalten schon eine rötungsfreie Haut bewirkt hat. Dementsprechend wird es auch beim Essen sein. Du sollst nicht plötzlich alles umstellen, doch in kleinen Schritten. Dazu tägliche Bewegung. So kannst du der Lebemann bleiben, der du bist.
    Hanaskerios Ich überlege es mir. Ha, am Ende fange ich noch an wie die Athleten nackt durch die Natur zu laufen, um die Muskulatur zu stählen – und all meine Frauen hinter mir her – das könnte mir tatsächlich gut gefallen!
    (Alle lachen.)
    Chorführer Es wäre die passende Stelle für den Chor, die von den Sportlern verehrten Götter Zeus und Apollon oder Apollon und Zeus zu preisen, doch er sollte dies lieber am Ende dieses Gesprächs, denn nun folgt ein spannender Bericht.
     
     
    2. Akt 2. Szene
     
    Jaskularias Hanaskerios, Gimraios, ich hörte, ihr wart beide in Olympia – wart ihr auch bei dem sagenhaften Kampf zwischen Kyramos und Ushlaranides, von dem alle sprechen?
    Choi-Hippokrates Ihr lieben Freunde, ich kenne diese Geschichte sehr wohl. Daher will ich die Zeit jetzt nutzen, um noch ein paar Kranken meinen Besuch abzustatten. Gimraios, ich komme gern zu deinem Gastmahl. Ich kann nur jetzt

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