Das Vermaechtnis
künstlicher angelegt werden. Ushlarans Traum ist ein Tempel am Meer, das soll er aber später erst verwirklichen können. Einen Platz hat er hier ausersehen, welcher schon etwas vertieft liegt, sodass man für den Wasserring nicht sehr viel Erd- und Wasserbewegungen vornehmen muss. Momentan sind dort Reisfelder. An den Rändern überall sind Bambus und Schilf. Ein sehr vogelreiches Gebiet. Das wilde Geschnatter und Gepiepe ist weithin zu hören. Würde man an dieser Stelle graben, was er mit seinem Bruder bereits getestet hat, würde rasch das Grundwasser hineinfließen und es wäre fast wie ein natürlicher Wasserring.
Choi schaut sich den Ort an und meint nur:
„Das fühlt sich irgendwie komisch an… Irgendwie geht das gar nicht. Mir fehlt der feste Boden unter dem Tempel, man scheint dann ja beinahe auf Wasser zu bauen.“
Jaskula gibt ihm Recht und gibt noch den entscheidenden Grund, von dieser Stelle abzusehen:
„Der Tempel würde in einer Senke gebaut, welches vom Energiefluss hier sehr ungünstig ist. Viele Energien würden sich an diesem Ort anstauen, dazu noch unterstützend das aus sich heraus schon stehende Wasser um den Tempel herum.“
„Ja“, meint Rosuran . „Sehr viel Arbeit wäre es, jeden Tag das Gebäude und die ganze Anlage von diesen angestauten Energien zu befreien. Im ersten Moment sieht es hier sehr schön aus, es ist auch energetisch ein ganz interessanter Ort, doch für einen Tempel nicht sehr geeignet.
Du hast doch noch einen weiteren Ort ausgeschaut, lasst uns dorthin gehen.“
Sie gehen weiter. Unweit von dieser Stelle, am Fuß des Bergs zeigt Ushlaran seine zweite Idee. Alle schauen nachdenklich, kritisch. Bevor jemand einen Einwand äußern kann erzählt er rasch von seinem Plan:
„Ich fange mit dem Wasser an. Am Berg wird das Wasser in einem Wasserfall herunterkommen, kein lauter schneller Wasserfall, nein, in sanfter Treppenform, kaskadenartig gleitet das Wasser langsam und ruhig hinunter in das Becken, welches dann um den Tempel führt. Das Wasser wird von dort wieder nach oben gepumpt. So ist überall ein sanfter Fluss. Nicht weit von hier sind zwei kleine Quellen mit anschließenden kleinen Bächen, hervorragende Orte zur Meditation. In allen vier Himmelrichtungen sollen Brücken über das Wasser gehen. Als Dach dachte ich eine große Glaskuppel mit einer perfekten Rundumsicht, sodass man von dort einen hervorragenden Blick hat zu den Siedlungen, zum Meer, zum Wasserfall und Berghang – und nach oben zu den Sternen. Den Berghang kann man ausgezeichnet mit dem einen oder anderen Kraut zusätzlich zu den schon vorhandenen wunderbaren Pflanzen und Kräutern bepflanzen. Seht! Dort hinten zieht sich ein Wald den Berg hinauf. Eine der Quellen befindet sich in diesem Wald. Die Bepflanzung würde ich ganz um den Tempel ziehen.“
Er schaut erwartungsvoll zu den anderen. Es dauert eine ganze Weile, bis die Antworten kommen. Alle scheinen in ihren eigenen Vorstellungen zu verharren. Ushlaran wippt leicht unruhig von einem Fuß auf den anderen.
„Das klingt nach einem sehr neuen Projekt, so etwas in dieser Art hatten wir noch nicht. Ich würde es sehr begrüßen, es umzusetzen“, stimmt Jaskula endlich zu. Dabei lächelt sie Ushlaran begeistert an. Ushlaran freut sich, die Anspannung fällt etwas von ihm ab. Er ist Jaskula dankbar.
„Ja, das finde ich auch. Im Detail müssen wir das natürlich noch durchgehen, die Energien am Berg prüfen, und dass eine Bepflanzung ganz um die Tempelanlage führen soll, finde ich noch nicht ganz so stimmig, denn oft gibt es Feierlichkeiten, wozu ein großer Platz vor dem Tempel gebraucht wird“, meint Rosuran .
„Ach, ich hatte noch nicht erwähnt, dass ich den großen Versammlungsplatz im Innern des Tempels geplant habe, mit einem Säulengang rundherum. Der Platz ist nach oben offen, kann aber, ganz nach Wetterlage, mit einem Glasdach verschlossen werden. Der Tempel hat eine exakte Ausrichtung nach Süden. Der große Platz im Innern hat eine Feuerstelle im Süden, ein Wasserspiel im Westen und einen Baum im Norden. Für die Luft im Osten habe ich ein sanftes Gebläse von unten gedacht, zum Visualisieren kann man zum Beispiel Federn als Windspiel nehmen.“
„Oh, das klingt mehr als interessant“, ruft Rosuran entzückt. „Wir freuen uns auf dein Modell! Dennoch, bedenke einen Vorplatz…“ Das ist ein deutliches Ja .
Plötzlich ein Hilferuf von Choi . Alle sind so vertieft, dass sie nicht mitbekommen haben, wie Choi sich
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