Das Vermaechtnis
sehr viel Kenntnis. Besonders aufschlussreich ist seine Erkenntnis, dass durch das Überstehen ebendieser sie nicht wieder den gleichen Menschen anstecken kann, da der Mensch wohl auf eine bestimmte Art eine natürliche Abwehr gebildet hat.
Ihn interessiert nicht das Gerede, sondern er berichtet, was er mit eigenen Augen gesehen und selbst miterlebt hat. Das nenne ich ehrlich.
Er versuchte, seine eigene Meinung außerhalb stehen zu lassen, sodass man beim Lesen und Hören seiner Werke davon ausgehen kann, dass er nahe an der Wahrheitsfindung war. Sein Anspruch war, sein Werk als Besitz für alle Zeit anzusehen.
Was mir auch gefällt und er mit seinen Beobachtungen vielleicht erhoffte, ist, dass die folgenden Menschen und Herrscher doch aus den Vorgängern lernen könnten. Wenn sie von diesen hören oder lesen, können sie daraus Einsichten gewinnen, um nicht die gleichen Fehler noch einmal zu begehen. Eben das, wovon wir im Prinzip vorhin sprachen.
Er stellte ganz klar fest, dass die Menschen in Frieden und Wohlstand eine bessere Denkart haben, weil keine aufgezwungenen Notwendigkeiten sie bedrängten. Doch der Krieg hebe das leichte Leben des Alltags auf und werde zu einem gewalttätigen Lehrer und stimme die Leidenschaft der Menge nach dem Augenblick.
Wie wahr, das Volk ist zwar wankelmütig, doch im Prinzip gut einzuschätzen. Vor allem für geübte Redner und Politiker auch gut zu lenken. Sie brauchen ihnen nur ein besseres Leben in Aussicht zu stellen. Dafür ist ihnen fast jedes Mittel recht, ob es realistisch ist oder nicht. Wenn die Versprechungen nicht eintreffen, so halten sie nicht fest zusammen, um eine Lösung zu erarbeiten. Nein. Gleich einer Fahne schwenken sie um, wenn der Wind mitsamt seiner Versprechungen von einer anderen Seite aus günstiger weht. Über allem steht doch stets der Drang nach Macht und ein jeder sucht nach Mitteln und Wegen danach.
Thukydides suchte hinter den vorgeschobenen Anlässen nach den wahren Gründen für den Krieg zwischen Athen und Sparta . Er versuchte, die Menschen zu erkennen und sie ins wahre Licht zu rücken, auf dass die folgenden daraus lernen…
(Tanobakt-Platon erscheint in der Tür.)
Tanobakt-Platon So bleibt in seiner Vorgehensweise doch auch stets seine eigene Sicht verborgen. Wir wissen nicht, nach welchen Merkmalen er seine Auswahl für seine Wahrheitssuche hinter den Handlungen und Worten traf. Wir gehen nur davon aus, dass er die Auswahl sorgfältig und gewissenhaft traf, da sie uns durch seine Kunst des Schreibens schlüssig erscheint. Etwas zweifelhaft scheint mir die Rolle des Burgon-Perikles bei der Entstehung des Peloponnesischen Krieges , wie Thukydides sie darstellt. Ansonsten kann man ihn durchaus als Geschichtsschreiber mit philosophischer Herangehensweise betrachten und ernst nehmen.
Gimraios Sei gegrüßt, alter Freund der weisen Gedanken. Wie schön, dass du Zeit finden konntest, um zu kommen. Das verspricht, eine interessante Runde zu werden.
Choi-Hippokrates Wie schade, doch der Stand der Sonne verrät mir leider, dass ich den nächsten Kranken besuchen muss, wie ich dir eingangs schon sagte. Mir blieb jetzt nicht viel Zeit, mit euch zu reden. Da ich meinen geschätzten Freund Tanobakt-Platon in der Tür stehen sehe, bedaure ich es mehr als zutiefst. Das sind Momente, in denen ich doch wünschte, die Kraft eines Gottes zu besitzen, um an zwei Orten zugleich zu sein. Mir geht es wie Hanaskerios, der des Essens wegen gern an mehreren Orten gleichzeitig sein möchte. Ich wäre es gern des Wissens und Heilens wegen.
Tanobakt-Platon Wahrhaft schade, denn mich plagt seit dem Tod von Sokrates ein Drücken in der Magengegend und die Bitterkeit steigt oft auf. Ich dachte, es würde von selbst vergehen, doch es entschwindet nur sehr schleppend.
Choi-Hippokrates Ich komme morgen an deinem Haus vorbei, geschätzter Freund. Dann werde ich dich genauer untersuchen. Es ist schwierig in aller Kürze. Doch es scheint mir, dass auch du heute vom Wein einmal ablassen solltest. Morgen dann mehr.
Tanobakt-Platon Auf morgen, hab Dank.
Gimraios Wahrhaftig bedauerlich ist es, dass die Pflicht dich ruft, geschätzter Arzt, gerade jetzt, wo wir doch bei einem so packenden Thema angelangt sind – doch, wie ich bereits vorhin schon sagte, die Kranken gehen vor. Wir werden wieder Zeit finden, um uns auszutauschen. Hab Dank für dein Kommen trotz deines zeitlich engen Tagesplanes und hab vielen Dank für deinen Rat. Ich folge diesem bereits: Du siehst
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