Das Vermaechtnis
geben?
Jaskularias Im Prinzip stimme ich dir zu, natürlich ist der Friede das Ideal der Basis für ein Leben in einer Gemeinschaft. Doch jeder Mensch ist anders, denkt anders. Diese Unterschiede im Frieden zusammenzubringen ist die höchste Kunst. Das ist wahrhaft die Aufgabe von weisen Menschen und nicht die Aufgabe von Prügelknaben oder Machtbesessenen.
Tanobakt-Platon Ich kann euch nur zustimmen, wenn ihr alles von den komplizierten Gedanken herunterbringt auf die eigentliche Ebene, um die es geht, um die Ebene des Lebens. Gerade nach dem Tod des Sokrates schossen mir meine Idealvorstellungen erneut kreuz und quer durch den Kopf.
Erschüttert hat mich die Entscheidung des Gerichts, tief erschüttert. Ich habe es nicht wahrhaben wollen, dass Demokratie so funktionieren kann.
Ich habe eine großartige Idee im Kopfe für die Politeia , den Staat, doch meine Hoffnung ist nach all dem Vorgefallenen verschwindend gering. So fordere ich einen großen Schritt von den Machthabenden, ich will ihn euch kurz aufzeigen:
Die Liebe zur Weisheit! Philosophen sollten die Könige sein oder zumindest sollten Könige echte Philosophen werden. Könige, damit meine ich Führungspersonen im Allgemeinen. Wenn dem nicht ist, dann sollten sie auch keinen Zugang zu Gewalt haben. Doch so lange sie sich nur dem einen oder nur dem anderen zuwenden wird es keine Erlösung vom Übel geben für die Staaten, für die Menschen.
Ist ein Einzelner an der Macht bleibt es nicht aus, dass alle anderen seiner Willkür ausgesetzt sind. Es sollte Gesetze geben, gerechte Gesetze, die nicht zum Nutzen einer Seite sind, sondern der Förderung des Gemeinwohls dienen. Keiner soll Strafe erleiden müssen, weil er nicht auf der gewinnenden Seite steht, oder weil er eine andere Meinung äußert. Nicht Willkür, nicht Rechtlosigkeit, keine Rache, keine Verbannungen, keine Gewaltausübungen, sondern eine Gesetzgebung im Sinne des Guten, der Gerechtigkeit, und diesen Gesetzen schulden alle unbedingten Gehorsam.
Somit ist die Grundlage für ein gutes Leben eines jeden Bürgers geschaffen. Jeder, egal welchen Standes, hat seinen Teil dazu beizutragen. Eine Arbeitsteilung sollte aufgrund der Fähigkeiten eines jeden einzelnen erfolgen. Gerechtigkeit ergibt sich daraus, dass jeder im Auftrag der Gemeinschaft das tut, was seinem Wesen und seinen Begabungen entspricht.
Die Kinder, Jungen wie Mädchen, sollten vom Staat aus gelenkt unterrichtetet werden und je nach persönlicher Leistung und den von Natur aus vorhandenen Fähigkeiten gefördert werden. So führen die Ausbildungen die Kinder entweder zu Handwerkern oder Bauern, zu Wächtern oder zu den der Philosophenherrschern, drei unterschiedlichen Ständen, egal ob Frau oder Mann.
Zur Erfüllung seiner Aufgaben benötigt jeder Bürger eine der Kardinaltugenden: Besonnenheit, Tapferkeit oder Weisheit. Gerechtigkeit ist eine Qualität der Seele, denn sie entsteht im Innern, wenn alle Seelenteile, das Begehrende, das Mutige und das Vernünftige im richtigen Verhältnis zueinander stehen.
Wenn jeder in seinem Fache bleibt und sich nicht in andere Bereiche einmischt, derer er nicht kundig ist, entsteht auch keine Ungerechtigkeit. Gerechtigkeit ist die höchste Tugend der Seele.
Jaskularias Hattest du nicht einen Mythos entwickelt, der deinen Idealstaat beschreibt?
Gimraios Von einem Mythos zu hören würde mir wahrhaft gefallen, um mir die Zusammenhänge der Politeia noch besser vorstellen zu können. Es scheint mir gar zu sehr eine Vorstellung der Gedankenwelt zu sein. Sicher, der vernunftbetonten Gedankenwelt, doch zweifle ich etwas an der Umsetzbarkeit dieser Idee, obgleich sie, wenn sie so durchgeführt werden würde, wohl gelingen könnte.
Doch in einem Staat zu leben, so wie ich es verstanden haben, ohne ein Leben in einer Familie, das halte ich von meiner Sicht aus für unvorstellbar. Wenn mein Leben ausschließlich von einer mir gegenüber gefühlskalten Einrichtung geleitet und gelenkt wird, wo bleibt da mein Verstand, meine Vernunft und mein Gefühl? Wo bleibt meine Liebe? Meine Freiheit fühlt sich schon beim Zuhören eingeschränkt, auch wenn ich deine Worte weise nennen darf.
Bei Athene , der Göttin der Weisheit, und bei der Nennung ihres Namens fällt mir doch auf, dass wir uns durch unser Reden ganz von unseren Gottheiten losgelöst haben. Man merkt allein dadurch die Betonung der Vernunft, die vom Menschen aus gesteuert wird, damit meine ich, gesteuert werden kann. Es kann aber auch sein, dass
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