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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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dritten Male ablegen wollte. Er beschloss daraufhin, mit ihnen nach Kreta zu fahren, um den Minotaurus zu töten.
    Als Zeichen des Erfolgs sollte er eine weiße Flagge hissen, ansonsten die schwarze Trauerflagge belassen, so lauteten die Absprachen zwischen ihm und seinem Vater. Mithilfe des Rates von Minos Tochter, der schönen Ariadne , einen Faden auszulegen, um aus dem Labyrinth wieder zurück zu finden, gelang es Theseus , den Stier zu bezwingen. Beide flohen von Kreta , doch Theseus musste Ariadne , die Dionysos versprochen war, auf der Insel Naxos absetzen. Voll Trauer darüber fuhr er zurück Richtung Athen und vergaß die Flagge zu wechseln. Sein Vater, König Aigeus, sah die schwarze Fahne und stürzte sich vor Kummer vom Felsen der Akropolis ins Meer, das fortan ihm zum Andenken seinen Namen trug. Also wurde Thesus König von Athen .
    Choi-Hippokrates Doch nicht nur Kriege erschütterten die Minoer immer wieder, sondern vor allem furchtbare Vulkanausbrüche und Erdebeben. Poseidon schien es auf das Volk von Kreta besonders abgesehen zu haben, denn die Vernichtungen waren furchtbar. Sie waren wahrhaft von den Göttern bestraft, warum auch immer. Herodot persönlich, der allen bekannte Geschichtsschreiber, hatte mir davon vor langer Zeit berichtet. Er bezeichnete Kreta als die Wiege der Hellenen , denn die Mykener holten das Wissen samt ihrem Schriftsystem durch ihre Eroberung von Kreta auf das Festland und integrierten alles in ihr eigenes Leben. Sie vernichteten unzählige Schätze des Wissens auf Kreta und belagerten es. Die Mykener nutzten die Schwächung der Kreter durch die Erschütterungen und Zerstörungen durch die Kräfte der Natur und vernichteten sie vollends.
    Ein Segen sind die Geschichtsschreiber . Von Herodot haben wir vieles über die Minoer erfahren können.
    Jaskularias Ja, ich erinnere mich, wie er beschrieb, wie sie den warmen, sinnlichen Geruch des Cistrosenharzes gewinnen. Das tun sie auf Kreta bis heute so – sie treiben Ziegenböcke, die an sich bekanntlich keinen feinen Geruch besitzen, in die Cistrosenbüsche, damit sie sich dort satt essen. Das klebrige Harz bleibt an ihren Bärten hängen und am Abend wird es sorgfältig ausgekämmt.
    Gimraios Ich war bei einigen seiner Vorträge, die er hier in Athen halten durfte. Spannende Berichte, wahrhaftig.
    Choi-Hippokrates Nun, halten durfte ist nicht ganz richtig, denn er bekam den Auftrag von der Stadt und wurde auch von der Stadt dafür bezahlt. Mit Burgon-Perikles, einst einer der führenden Staatsmänner Athens , verstand er sich gut. Natürlich wertschätze ich sein so umfangreiches Werk, denn er reiste bis nach Ägypten und weiter bis nach Babylon , so sagte er. All das Wissen um unsere einstigen Feinde, die Perser , was sie natürlich immer wieder sein können, denn Freund und Feind können mit dem nächsten Augenschlag wechseln, verdanken wir ihm. Er beschrieb genauestens die Entstehung des persischen Weltreiches wie auch den Anfang der Perserkriege .
    Bei Thykydides , der eine andere Herangehensweise an die Geschichtsschreibung hatte, können wir die Perserkriege bis zum Ende nach über dreißig Jahren verfolgen.
    Es ist doch deutlich zu merken, dass Herodots Berichte durchwoben sind mit seiner eigenen Sicht der Dinge. Auch mit Mythen und alten Geschichten schmückt er seine Erzählungen, auch wenn er meint, dass die Menschen den Lauf der Dinge bestimmen würden. Er habe seine Erkundungen durch mündliches Forschen und Fragen eingeholt und daher würde er auch nur von Zusammenhängen schreiben, die er selbst erforscht hatte. Diese Art des Erforschens aber bedeutet, dass er viele Geschehnisse, von denen er berichtete, gar nicht direkt selbst miterlebt hatte. Er brachte vom Hörensagen, also der Meinung eines oder mehreren anderen, die Geschichte zu Papier. Wenn man über die Agora geht, hört man die Leute, wie sie reden, was sie gehört haben und was wer gesagt haben soll. Würde man von diesem Gerede der Leute ausgehen, kommen mir jedenfalls doch Zweifel ob der Glaubwürdigkeit. Solcherlei Gerede kann bisweilen in die Irre führen.
    Mir selbst gefallen die Berichte des Thukydides um einiges besser. Er geht systematischer vor und bemüht sich sehr durch seine formale Strenge, einen reinen, genauen Bericht zu schreiben. Für mich von großem Wert ist die genauste Beschreibung der Seuche in Athen zu Anfang des Peloponnesischen Krieges . Bemerkenswerk ist aus meiner Sicht als Arzt seine anschauliche Darstellung der Krankheit mit

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