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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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nichts anderes mehr denken…! Kreta muss schon sehr lange besiedelt gewesen sein. In meiner bescheidenen Sammlung in meinem Haus habe ich einige sehr unterschiedliche Stücke. Das allein zeigt schon, dass es sich um einen längeren Zeitraum handeln muss, denn der Stil ändert sich bekanntlich nicht von heute auf morgen.
    Allein die Bemalung ist sehr unterschiedlich. Manche haben nur geometrische Figuren, Linien, Spiralen, die sich wie Bänder um eine Vase winden. Ein Krug hat konzentrische Kreise, die mit Linien verbunden sind, was sich wohl aus den Spiralen entwickelt hat. Die Formen der Keramiken waren auch sehr ansprechend und besonders. Kannen mit einem Ausguss in vielen verschiedenen Variationen, mal kurz, mal verlängert. Erst waren die Muster wohl nur eingeritzt, dann bemalt, entweder dunkel auf hellem Grund oder weiß auf schwarzem Grund. Dann kamen Motive von Pflanzen und Tieren hinzu.
    Ich selbst sammle ausschließlich Keramiken, doch ich habe auch Steingefäße gesehen, die mit großer Kühnheit und großem Können die Formen der Keramik, selbst der Schnabelkannen und Vasen übernahmen. Der Deckel einer Steindose war zum Beispiel so gearbeitet, dass der Griff in Form eines liegenden Hundes gearbeitet war.
    Und schöne Siegel aus Speckstein oder Halbedelsteinen hatten sie, die man wahrscheinlich mit einer Schnur um den Hals getragen hatte, auch mit den unterschiedlichsten Motiven und Schriftzeichen, die wohl mit der Zeit immer feiner gearbeitet waren, und fast wie echt aussahen. Eine wunderschöne Schale habe ich, die sehr akkurat gearbeitet ist, sehr dünn. Deren Verzierungen kommen durch nachträglich aufgetragenen Töpferschlamm besonders zur Geltung. Man sagte mir, man fand sie in einer Höhle, die Kulthandlungen für die Götter gedient haben soll.
    Natürlich haben sie aus Ton auch Figuren geformt, kleine sehr ideenreich geschmückte Statuen von Männern und Frauen.
    Choi-Hippokrates Ihre Paläste sollen auch überaus prunkvoll gewesen sein. Ihre Bauweise wie auch die Einrichtung soll unsere heutige bei Weitem übertroffen haben. Vieles von ihrem Stil soll von uns übernommen worden sein.
    Von außen soll man den Bauwerken den Reichtum nicht so angesehen haben, aber im Innern waren viele Säulenhallen, Säle, Treppen, Treppenhallen, Kapellen, viele verwirrend ineinander übergehende Räume. Unzählige Wasserzuleitungen führten zu den Waschräumen mit kleinen Bassins für Fußwaschungen und Badewannen aus Ton und Wasserkesseln, die beheizt werden konnten. Stellt euch vor, sie besaßen schon richtige Latrinen zum Sitzen mit einer Wasserspülung! Und Lichtschächte hatten sie. Sie haben aus Stein gebaut, mit vielen Pfeilern und Säulen, die zum Teil wohl auch aus Holz geschnitzt waren. Bemerkenswert finde ich, dass die Häuser der Bürger relativ dicht an die Paläste anschlossen.
    Alle Räume sollen wunderschön bemalt gewesen sein, mit Blumen und Ranken, mit Blumenbeeten, mit fliegenden Fischen und Delphinen, mit scheinbar bewegten Bildern von einem Spiel mit einem Stier oder spielenden Kindern und hübschen tanzenden Frauen. Die Tonfiguren waren allerdings nie sehr groß, gerade mal etwas größer als einen Fuß, dafür aber voller Bewegung. Diese Bewegung setzten sie auch in ihren Gold- und sogar in den Steinarbeiten um. Eine wohl einzigartige Schönheit der Reliefs, voller Natürlichkeit und großartigen Kompositionen von Bildmotiven. Ganz anders als heute in Athen , wo die Skulpturen weitaus größer sind, die Reliefs meist Göttermotive zeigen und die Darstellungen eher Standbildern gleich sind, ohne fließende Bewegungen – wobei ich die Kunstfertigkeit unserer Künstler auf keinen Fall schmälern möchte.
    Gimraios Ich bin begeistert, du kennst viel von dieser Kultur! Eine besonders schöne Vase habe ich noch mit Tiermotiven aus dem Meer, mit Tintenfischen, Muscheln und Korallen. Wenn es euch interessiert, kann ich euch meine kleine Sammlung vorführen. Sie sind noch mehr zum Staunen, wenn man sie vor sich sieht und ihre hohe Kunst vor Augen hat. Für mich sprechen die Götter über diese besonderen Kunstwerke direkt zu mir. Ich versuche, die Keramiken anhand ihrer Motive und ihrer Technik zeitlich zu ordnen.
    Choi-Hippokrates Das stelle ich mir sehr schwierig vor, das erfordert ein wahrhaft gutes Auge und ein tiefes Gespür, denn die Insel Kreta ist den Mythen und Erzählungen nach schon seit mehreren tausend Jahren besiedelt. Vor mindestens ein- bis zweitausend Jahren schon sollen sie ihre

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