Das Vermaechtnis
Demeter und Gaia selbst.
Gimraios Für mich etwas langsamer bitte – es dreht sich gerade um die Sicht der Dinge, das bedeutet, man kann etwas so oder so sehen? Oder auch so oder so deuten und auslegen?
Salana-Gorgias Auslegen und nach dem eigenen persönlichen Bild formen oder verfremden, sodass letztendlich eine andere Sicht entsteht als ursprünglich gedacht. Die wiederum kann auch wieder von zwei Seiten gesehen werden. Ist das wiederum gut oder schlecht? Was ist das Gute?
Tanobakt-Platon Das wahrhaft Gute ist Helios , die Sonne an sich, für mich, wie auch schon für meinen großen Lehrer Sokrates. A uch Apollon , der Gott des Lichts, denn von der Sonne kommt das Licht. Das Licht, das alles erhellt, auf dass die Wahrheit erkennbar wird, das eigentliche Sein. Denn selbst die Finsternis, die Schatten, existieren nur, weil man sie durch die Sonne erst wahrnehmen kann. Finsternis hat keine Quelle, das Licht hat die Sonne als Quelle. Die Sonne verleiht den erkannt werdenden Objekten Wahrheit und die Möglichkeit zur Wahrheit. Das Gute hat seine Quelle im Licht, wie die Wahrheit ihren Grund im Guten hat. Also ist auch das Licht über das Gute eine Quelle der Wahrheit. Die Wahrheit ist es, nach der ich stets strebe.
Für mich ist das Gute die höchste Idee. Das Gute, das Schöne, das Weise, alles ist das Göttliche, von welchem sich die Seele nährt. Die Sonne ist der Sitz der höchsten Idee, durch sie kann alles werden und wachsen.
Die Idee des Guten ist der Grund der Wahrheit und des Erkennens. Das Gute kommt aus dem Reich der Vernunft.
Gimraios Licht, Wahrheit, Erkennen – gibt es nicht ein Beispiel, sodass ich mir das alles etwas bildhafter vorstellen kann?
Salana-Gorgias Wird etwas vom Licht erhellt, ist das, was erhellt wird, die Wahrheit. Für den, der diese Wahrheit sieht, führt diese Wahrheit zur Erkenntnis, zum wahren Erkennen. Du hattest die Sicht der Dinge doch wunderbar in deinen Gleichnissen auf den Punkt gebracht, Tanobakt-Platon.
Tanobakt-Platon Nehmen wir das Höhlengleichnis . Stell dir vor, wir stecken einige Menschen von Kind an in eine Höhle. Sie sitzen mit dem Blick zur Wand. Ein Feuer, das hinter ihnen und einer Mauer ist, wirft Bilder, Schatten an die Wand, wenn Figuren, die die Mauer überragen vor dem Feuer vorbei getragen werden. Gesprochenes hallt an der gegenüberliegenden Wand wider, sodass diese Menschen denken, dass diese Bilder, die Schatten, die Worte sprechen.
Nun bekommt einer die Möglichkeit, sich umzudrehen. Er wird von Feuer geblendet und sieht die Figuren dadurch unscharf. Das irritiert oder ängstigt ihn sogar, sodass er sich wieder an seinen Platz setzt.
Daraufhin geht man einen drastischen Schritt weiter und bringt einen aus der Höhle an die Sonne nach draußen. Dieser ist zunächst geblendet und sieht nichts. Dann nimmt er alles schemenhaft wahr, dann immer klarer, bis er alles deutlich im Licht erkennt. Er erkennt nun, dass die Schatten durch das Feuer an die Wand geworfen werden und dass diese auch nicht selbst sprechen.
Auf seinen Platz in der Höhle will er jetzt nicht wieder zurück. Aber den anderen will er von seinen Erkenntnissen berichten. Also geht er zu ihnen. Langsam gewöhnt er sich auch wieder an das dunkle Licht in der Höhle. Die Schatten an der Wand deutet er jetzt anders als die anderen. Das gefällt den anderen nicht. Sie glauben ihm nicht und sagen, er sei geblendet worden. Sie lachen über ihn und meinen, er hätte sich seine Augen verdorben. Da sie nicht das gleiche Schicksal erleiden wollen, wollen sie fortan sogar jeden umbringen, der ihnen von einer Erleuchtung berichten würde.
Gimraios Ja, das ist nun eine Erleuchtung für mich. Ich verstehe die Sicht der Dinge. Ich sehe auch die Anspielung auf Sokrates Tod dahinter, der ja von den Athenern wegen Gottlosigkeit und als Verderber der Jugend zum Tode verurteilt wurde. Nur weil er Dinge aussprach, die sie nicht hören wollten, weil sie sie nicht verstanden oder verstehen wollten oder eben nicht sehen konnten, wie er sie gesehen hatte.
Ich werde eine Menge zum Nachdenken haben und zum Nacharbeiten, denn das wirft ein anderes Licht auf mein bisheriges Leben, wenn ich es genau nehme. Ich weiß noch nicht, ob ich es gut oder schlecht finde. Für mich.
Chorführer Recht ist es, dass es ihn nachdenklich stimmt. Vielleicht kommt er doch noch zur rechten Zeit ans rechte Licht.
Salana-Gorgias Wir hatten schon die Rede von der untergegangen Kultur der Minoer und ihrer großen Kunst,
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