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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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nach noch mehr Luxus und Größe, ihre Völlerei und Unersättlichkeit in allem, ihre Maßlosigkeit und Ruhelosigkeit, ihr beginnender Drang nach Ausdehnung, indem sie durch ihre starke Schiffsflotte viele andere Inseln und Länder sich untertan machten, führte nur dazu, dass sie die Bindung an das Göttliche nach und nach verloren.
    Über viele Menschenalter waren sie den Gesetzen treu geblieben, waren gehorsam dem Göttlichen gegenüber, dem Streben nach Wissen, waren freundlich gesinnt, waren tüchtig und großzügig, machten sich wenig aus dem vorhandenen Besitz und ließen sich nicht durch die üppige Fülle berauschen. Ihr Denken war aufrichtig. Solange die göttliche Natur in ihnen vorhanden war, lebten sie dieses harmonische Leben, doch weil sie sich mehr und mehr mit vielen Irdischen vermischten, bekamen die menschlichen Wesenzüge langsam die Oberhand. Sie ertrugen ihren Reichtum nicht mehr, sahen nur noch den Glanz an der Oberfläche und entarteten.
    So kam es wie es kommen musste – Zeus sah ein, dass ein tüchtiges Geschlecht in eine üble Verfassung geraten war. Er beschloss, sie zu bestrafen. In seiner Maßlosigkeit griff Atlantis auch noch Athen an, doch die Götter unterstützten die Athener , obwohl sie in der Unterzahl waren und obwohl sie keine Schiffsflotte hatten. Doch sie waren geordnet und nicht wild, sie handelten mit Plan und nicht wahllos.
    Die Wahrheit liegt im Wesen der Geschichte. Über den genauen Hergang dieser Zeit gibt es keine Berichte oder Erzählungen mehr, denn durch folgende schlimme Erdbeben und Überschwemmungen, und eine sehr große und besonders verheerende Flut, die den Untergang der herrschenden Oberschicht an allen Küsten zur Folge hatte, ging das komplette Wissen, das sich die Hellenen bis dahin angeeignet hatten, leider auch komplett verloren.
    Gimraios Wir haben vor kurzem erst miterleben müssen, wie die große, nie genug kriegende Seemacht Athen durch den Krieg gegen Sparta vernichtend geschlagen wurde. Wenn du diesen Mythos mehr verbreitest, kann es die Athener vielleicht dazu bewegen, mithilfe dieser neuen Gedanken, den Seebund wieder aufleben zu lassen und vorsichtiger zu sein.
    Salana-Gorgias Auch ich könnte eine Rede mit diesem Thema schreiben, auf dass ich diese zu den nächsten Olympischen Spielen vor einer großen Zuschauerzahl vortragen kann. Es ist ein Thema, das sich lohnt, überdacht zu werden.
    Tanobakt-Platon Ich weiß dies zu schätzen, Salana-Gorgias, doch bin ich außer Willens, dich dafür zu bezahlen. Du weißt, dass ich ein Gegner des bezahlten Lehrers bin, so wie ihr es handhabt. Zumal es mir widerstrebt, wenn du nur durch deine außerordentliche gewandte Redekunst Wissen kundtust, welches nicht dein Eigen ist und welches du nicht durch deine reinen, nur vom Interesse nach Wahrheit geleiteten Gedanken erfahren hast, um es anderen weiterzugeben.
    Salana-Gorgias Du meinst, ich schmücke mich mit Scheinwissen, wenn ich meine Reden halte? Wenn ich eine Rede halte, die ich im Auftrag für jemanden und über ein bestimmtes Thema halte, die dieser wünscht, dass ich dieses vertrete, um andere zu überzeugen, dann kann ich dieses tun. Doch ich schmücke mich nicht mit dem Wissen, das ich überbringe, nur mit den Worten, in die ich dieses Wissen gehüllt habe, damit andere es auch so sehen, wie es von meinem Auftraggeber gewünscht wurde.
    Das ist mein Streben und in dieser Kunst unterrichte ich Schüler, egal welchen Standes, auf dass sie in der Welt weiterkommen. Wir überbringen das Wissen und die Weisheit, wenn es denn eine ist, doch wir erheben nicht den Anspruch, dieses Wissen oder die Weisheit selbst erfahren zu haben. Wir vermitteln das Werkzeug. Das allein ist unsere Kunst.
    So ist es für uns von besonderer Freude, wenn wir einen Auftrag erhalten, der mit unserer eigenen Überzeugung im Einklang ist. Desto leichter fließen die Worte, um andere zu überzeugen. Tun wir dies für andere Ideen, wird es zur Arbeit. Schätze dich glücklich, wenn du nicht auf Lohn angewiesen bist und dir diese Urteile von einem höheren Stand aus bilden kannst und frei und unabhängig deinem hohen Geiste folgen kannst.
    Nicht jeder hat die Möglichkeit, aus dieser Position zu arbeiten oder gar zu philosophieren. Doch gibt es Menschen, und deren Zahl ist nicht gering, die haben die Fähigkeit dazu, aber nicht den Stand, der es ihnen erlaubt, da in gewissen unteren Ständen nicht gelehrt wird. So erlaube ich mir, diesen Menschen mein Wissen ob der Kunst der Worte,

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