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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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und sie verwebt zu einem heiligen Tanz. In deinen Bewegungen allein stecken Liebe, Wahrheit und Schönheit. Das ganze aloha . Welch wunderbare Kraft in dir ist! Wir werden die nächste Zeit nutzen, damit du diese Kraft leben kannst und lernst, sie zu lenken. Ich werde dich die vielen Gebete, die huna -Gebete, die Gebete der tiefen Geheimnisse, lehren. Durch sie wirst du die Ehrungen an die Götter erfahren. Ich werde dich den Geist unseres Volkes lehren. Genauer gesagt werde ich dir helfen, dich an dein inneres Wissen zu erinnern. Denn alles ist bereits in dir, denn du bist wie wir alle mit allem verbunden. Ich werde dir den Weg dorthin zeigen und das Vergessene wieder an die Oberfläche bringen, damit du dich erinnerst und es deinem Leben dienlich ist. Ich werde dir natürlich auch die Pflanzen zeigen, vor allem, damit du lernst, wie du mit ihnen umgehst, mit Respekt und Liebe. Und damit du die Sprache in allem verstehen lernst und alle Verbindungen stärken kannst. Wir werden viele Wanderungen unternehmen, um dir unser Land zu zeigen. So wirst du lernen, es zu fühlen und es zu verstehen. Dann verstehst du die Götter und du verstehst deine Aufgabe darin.“
    „Schön klingt das alles. Zu schön! Und es ist wahr, alles wahr! Die Worte tragen mich weg wie auf einer leichten rosa Wolke“, schwärmt sie, doch dann kommt ihr natürlich wieder ein Gedanke:
    „Ich verstehe nicht ganz, wieso meintest du, du hättest dich für ein Leben allein entschieden? Könnte ich, nun, wenn ich wollte, doch da ist auch niemand, den ich jetzt meinte… Mich will wahrscheinlich auch keiner, weil ich ganz anders aussehe mit den Haaren, aber das ist auch egal. Denn, so wie du, kann ich ja auch allein die Kahuna sein, dazu brauche ich keinen Mann, wer sollte schon…“, faselt sie plötzlich vor sich hin und wackelt dabei mit ihrem Kopf leicht hin und her. Wieder muss Uhala’an lachen:
    „Du wackelst mit dem Kopf, genauso wie es unsere alte Seherin immer tut… Aber von wegen ‚welcher Mann sollte schon’ und was da nicht eben alles wie ein kleiner Wasserfall kaum verständlich heruntersprudelte. Ganz im Gegenteil! Ich glaube, da gibt es insbesondere einen jungen Mann im Dorf, der dich schon lange beobachtet und dich sehr zu mögen scheint. Auf die Kinder bin ich gespannt – ein hawai’ianisches Mädchen oder Junge mit roten Haaren und dunkler Haut, Augenform wie die unsere, doch nicht braun sondern grün wie die Blätter der Bäume. Die Seherin wird uns bestimmt bald die Geburt junger Göttinnen und Götter ankündigen“, neckt sie Alēi’na , der das gar nicht zu gefallen scheint und schnaubähnliche Geräusche von sich gibt.
    „ Uhala’an , was redest du? Hana’kea ist viel zu sehr mit allen möglichen anderen Dingen beschäftigt. Außerdem ist mir hier zu heiß. Ich glaube, der Berg ist das mit seinem Feuer. Ich möchte rüber in einen dunkleren Baumschatten und dann erzählst du mir endlich weiter, wie es damals war, als ich zu euch kam.“
    Sie steht etwas umständlich auf und wedelt beim Reden mit ihren Armen. „So viel Neues auf einmal, die Gedanken flattern wie Schmetterlinge in meinem Kopf, und ich glaube auch im ganzen Körper. Ich freue mich so und kann es kaum glauben, dass ihr solch ein Vertrauen in mich habt und ich werde alles tun, um euch nicht zu enttäuschen und werde alles tun, um die Götter nicht zu enttäuschen. Als sei das nicht genug für meine durcheinander gewirbelte Seele, da kommst du noch mit diesem Hana’kea , das soll ich jetzt auch noch glauben! Was soll ich heute sonst noch alles glauben? Das ist wirklich zu viel!“
    „Ich hatte gar nicht den Namen des jungen Mannes erwähnt. Aber du hast genau erkannt, wen ich meine…“ Das Necken macht einfach zu viel Spaß.
    „Du hast ihn aber laut gedacht, das habe ich gehört!“, sagt sie schnippisch. „Er, eben Hana’kea , soll sich ruhig Zeit lassen! Vielleicht hat er auch nur zufällig in meine Richtung geschaut. Außerdem sehen mir viele Menschen aus dem Dorf immer noch bei allem zu, was ich tu. Einfach deshalb, weil ich noch so vieles lernen muss und auch oft etwas Lustiges dabei passiert. Hana’kea wird genauso gucken wie sie. Er lacht einfach gern, du verwechselst da etwas. Außerdem kenne ich es so, wenn ich eine Kahuna werden soll, irgendwann vielleicht, und wenn ich mich geschickter anstelle, darf ich jedenfalls keinen Mann haben, so.“
    Alēi’na ist offensichtlich mehr als verlegen, zumal auch noch Kahuna - Koī mithört und

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