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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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zudem noch alles mit einem zufriedenen Lächeln unterstützt. Das, was sie als Letztes gesagt hat, stellt er allerdings gleich richtig und erklärt ihr ganz ruhig, wie es so seine Art ist:
    „Wer hat dir davon denn erzählt, dass man als Kahuna nicht verheiratet sein kann? Du hast doch eben selbst von mir gehört, dass es durchaus möglich ist, dass du einen Mann an deiner Seite haben kannst. Das wäre doch sehr schön… Das war wohl nur ein kleines Missverständnis. Du kannst also ganz unbesorgt und ohne Eile dir einen passenden Partner für dein Leben suchen. Hana’kea ist, wie du sicher schon bemerkt hast, sehr schüchtern. Das allein wird dir Zeit verschaffen. Und keiner will dich drängen – wir sagen dir das nur, dass du es schon einmal weißt. Ich dachte nur, da er schüchtern ist…“, nun wird der alte Kahuna tatsächlich auch ein bisschen verlegen, „… nun, entschuldige meine Direktheit, das ist sonst nicht meine Art und war es auch noch nie, dass ich versuche, für ein Liebespaar zu vermitteln…“ Da wird er prompt unterbrochen:
    „Was? Liebespaar? Haben alle guten Geister und Götter euch beide verlassen? Fast in einem Atemzug stellt ihr mir meine Zukunft vor Augen, erst hula -Lehrerin, dann Kahuna , dann Hana’keas Interesse an mir, nur, weil er mich ein Mal angesehen hat. Ein Mal! Und nun sind wir auch schon ein Liebespaar und es wird von sonderbaren Kindern gesprochen! Von alledem wusste ich bis vor wenigen Atemzügen noch nichts! Ihr überfordert mich völlig! Kann ich bitte sehr auch einmal Luft holen zwischendurch oder habt ihr noch mehr solcher Überraschungen für mich?“ Sie setzt sich wieder. Es hört sich an als würde ein Wal eine Fontäne ausblasen, so laut atmet sie durch.
    Der Kahuna lässt sich nicht von ihrem Gefühls-Durcheinander beirren:
    „Das wird wohl alles für heute sein, was dich direkt angeht, jedenfalls was größere Ereignisse angeht. Hana’kea hat in seinem Leben auch schon einiges durchgemacht. Als Kind schon hatte er Probleme mit der Leber. Er war lange sehr krank. Einst war er sehr dick, denn er aß für sein Leben gern und das den ganzen Tag. Da half kein guter Rat. Er aß sich förmlich durch den Wald und über den Berg. Kein Vogel war vor ihm sicher. Er aß so lange, bis er es selbst spürte, dass es zuviel war. Leider war es dann schon über den Zeitpunkt einer gesunden Umkehr hinweg. Er bekam die gelbe Krankheit und verlor seine Schwere in kürzester Zeit. Du kennst ihn nur so, wie er jetzt ist. So manches Mal mache ich mir jetzt Sorgen, dass es ins Gegenteil umschwingt, denn oft isst er nun zu wenig. Wir haben herausgefunden, dass diese Krankheit und sein Problem mit dem Essen nicht in diesem Leben entstanden sind. Die Kräutermischungen, die er von mir bekommt, nimmt er gewissenhaft, auch wenn sie sicher nicht so schmecken, wie er es sich wünscht. Er arbeitet an seiner Einstellung dem Essen gegenüber und kommt so langsam in diesem Leben an. Wenn er eine Frau an seiner Seite hätte, die auf sein Seelenleben ausgleichend wirkt, wäre das für beide Seiten von Vorteil. Wenn nämlich alles um ihn harmonisch verläuft, hat er keine Probleme mehr, doch sobald etwas kommt, das ihn aufregt – ich glaube, seit ihm das bewusst ist, dass er dich mag, vergisst er schier das Essen… Deswegen dachte ich, ich sag einmal ein Wort in diese Richtung zu dir…“ Er hebt die linke graue Augenbraue und lächelt sie von der Seite an.
    „… Ich verstehe!“, sagt Alēi’na und klatscht ihre Hand laut auf ihren Oberschenkel. „Damit der Arme nicht ganz verhungert, meinst du, sollte ich doch mal schauen… Vielen Dank! Sehr rücksichtsvoll, für ihn! Ich habe plötzlich auch keinen Hunger mehr! Das ist wohl eine Krankheit, die auf einen anderen überspringen kann…“, flötet sie in einem eigentümlichen Singsang.
    „Gut, so will ich mit der Neckerei aufhören. Das war nicht mein Anliegen… Nun, vielleicht ein kleines bisschen… Das alles hat Zeit, hab keine Sorge. Für uns ist es eine schöne Vorstellung, aber für dich soll es schließlich auch ein schönes Bild sein, wenn ihr beide zusammen fändet. Das ist viel wichtiger als unsere Tagträumerei, die wir beide nicht mit einem Partner zusammenleben. Verzeih uns diese Gefühlswallungen.“
    Er lächelt sie entwaffnend an, wartet einen Augenblick und fährt fort:
    „Ich habe heute, damit meine ich jetzt gleich, eine Reinigung mit dir vor. Das wird dir gut tun nach all der Aufregung. Wir verbinden diese

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