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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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einem her. Über einem ertönt das geschwätzige Geschnatter der Sturmvögel. Nur weiter oben wird es stiller. Die Weite werden sie lieben. Die Weite auf den Bergen ist der Weite auf dem Meer sehr ähnlich. Hat man den weißen Schleier des Nebels durchschritten, kann es dahinter völlig anders aussehen, als sei man durch eine Tür in eine andere Hütte gegangen. Erst ist es noch steinig und staubig, dann ist die Erde plötzlich bedeckt von einem zarten Grün, von Beeren und Blüten. Auch kann es kühler werden oder wärmer, trockener oder feuchter. Die Erde zeigt sich auf diesem Weg in all ihren Farben, die sie tragen kann bis hin zu den gelb-orangenen Streifen oben am Krater.“ Kahuna - Koī lächelt sie an. Sie hat vor Aufregung beim Zuhören rote Wangen. Zusammen mit dem Rot ihrer Haare hat sie einen wahren Feuerkopf.
    „Das klingt sehr aufregend, ich freue mich so sehr, auch unsere Insel kennenzulernen, überall. Wie viele Pflanzen müssen sie finden?“
    „Zehn verschiedene Pflanzen sollen sie mitbringen. Um diese zu finden müssen sie einen langen Weg gehen und das dauert etwa einen Mond lang. Ich bin ganz sicher, sie haben sie alle gefunden“, lächelt der Kahuna . Er scheint sehr zufrieden mit etwas, das wohl einmal wieder nur er weiß, und natürlich die alte ‘Alana .
    „ Kahuna - Koī , warst du ganz sicher, dass du die Zeichen der Götter für die Aufgabe der beiden richtig gedeutet hast?“ Alēi’na scheint noch nicht ganz überzeugt.
    „Ganz sicher war ich, als genau einen Tag später, nachdem der Adler mir den Weg zeigte, das Meer uns, eben genau aus der Richtung, in die der Adler geflogen war, die Feuerfischfrau gebracht hat, eben dich, junge Frau, Alēi’na -Feuerfischfrau. Das war der Tausch, den die Götter bestimmt hatten. Du bist jemand, der von einem anderen Land kommt und unser Leben mehr zu schätzen weiß als jeder einzelne von uns hier. Wir kennen es nicht anders und gehen davon aus, dass es ewig so sein wird. Doch gerade dies gilt es, aufrecht zu erhalten, jeden Tag von neuem. Die Jüngeren zu lehren. Ihnen alle Bräuche mitzugeben, mit welchen sie ihr Land ehren, die Menschen einander schätzen und den Göttern danken. Und sie damit stets an die Art und Weise unseres harmonischen Lebens zu erinnern.
    Du bist die einzige, die den Vergleich hat und bestimmt dafür sorgen wird, dass es hier so bleiben wird. Du wirst nach mir diejenige sein, die das Wissen, wenn die Zeit gekommen ist, an einen Schüler weitergeben wird, den die Götter dir bei Zeiten zeigen werden. Natürlich all dies nur, wenn dies auch dein Wunsch ist.“ Er sieht sie mit ernsten liebevollen Augen an.
    „Ich habe noch Angst, Angst, vor allem Möglichen. Ich kann es nicht genau beschreiben. Wir haben eben über etwas geredet und danach war mir viel leichter. Ich weiß nicht, ob ich es schaffe, so zu werden wie du oder so wie Uhala’an . Ihr wisst so unendlich viel, so viel mehr als ich…“ Alēi’na atmet tief aus und schaut zweifelnd von einem zum anderen. Der Kahuna sagt ihr mit freien Worten:
    „Angst kommt und Angst geht. Mit der Angst werden wir als Erstes arbeiten, vor allen Dingen, sie laut aussprechen und von allen Seiten von der Sonne beleuchten lassen, um sie dann zu Pele in den Rachen des Feuerberges zu werfen. Oder mit einem lei , einer Blütenkette, dem Meer zu übergeben. Hab keine Sorge deswegen.
    Auch wollen wir nicht, dass du so wirst wie wir! Du sollst deinen eigenen Weg gehen! Du als Alēi’na -Feuerfischfrau bist es, die die Begabungen für diese Aufgabe mitbringt, mit deiner eigenen Art, hinter die Dinge zu sehen. Du hast auf deiner Reise schon so viele wertvolle Dinge gelernt, vor allem hat dich das Meer Bescheidenheit gelehrt. Und du hast auf deinem Weg sehr viel Schweres erfahren und bist dennoch eine junge Frau, die mit Freude und Leichtigkeit durchs Leben geht, obwohl du diese als Mädchen abgegeben musstest. Das Kanu hat dich geheilt. Das Meer, die Sterne, Sonne, Mond, die Wolken und die Winde, auch sie sind deine Kahuna s gewesen und haben dich mit zu der jungen Frau gemacht, die jetzt vor uns steht. Du wirst bald voll und ganz in deine dir zugedachte Lebenshülle hineingewachsen sein.
    Ich habe mich für ein Leben allein entschieden und habe keine Kinder, an die ich mein Wissen weitergeben kann. In dir habe ich eine Tochter gefunden und ich weiß, Uhala’an denkt ebenso.
    Du wirst wohl die erste Kahuna sein, die die Gebete an die Götter mit solch wundervollem hula begleiten kann

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