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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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selbst, weil es allgemeine Regeln gibt, an die sich alle halten und die wichtigste ist, niemandem Schmerz zuzufügen. Anderen nicht und sich selbst nicht. Diese Regel gibt es bei den anderen nicht. Überall gab es große Unterschiede zwischen Volk und denen, die über das Volk bestimmten. Die dachten gar nicht daran, aufzupassen, niemandem Schmerz zuzufügen! Im Gegenteil, dadurch dass sie anderen Schmerz zufügten, wie auch immer, zeigten sie sich gegenseitig, wer der Stärkere war. Der hatte die Macht, der am meisten Schmerz zufügen konnte. Ist das nicht furchtbar? Es ging immer nur darum, mehr zu haben als ein anderer und mächtiger zu sein als der andere. Selbst die, die wirklich wissend waren, haben ihr Wissen nicht zum Wohle der anderen weitergegeben, sondern haben es ausgenutzt, damit auch sie selbst mächtig wurden und blieben.
    Das ist etwas, das ich nie verstehen werde. Es ist so sinnlos, denn sie fügen sich selbst doch auch Schmerz zu, wenn sie anderen Schmerz zufügen. Nur merken sie es nicht, weil die Anziehungskraft dieser einseitigen Macht so groß zu sein scheint. Sie macht sie blind, wahrhaftig zu sehen. Dabei deckt sie nur das ab, was im Innern krank ist. Das Schlimme ist, nicht nur, dass sie selbst keinen wirklichen Frieden in sich haben und es nicht wahrhaben wollen. Sie verhindern es auch in einem fort bei allen anderen, vor allem bei denen, die sie mit ihrem Verhalten schwächer gemacht haben und schwach halten.
    Sie sind es doch, die wirklich Schwachen! Die anderen, die sich nicht wehren können, ohne ihr Leben dabei zu verlieren, sind es, die stark sind, weil sie es ertragen und hoffen, es möge irgendwann ein Ende haben. Und wahrhaftig stark sind die, die ihren inneren Glauben über all ihr Leid bewahren! Die das Leid ertragen und trotzdem inneren Frieden haben, weil sie sich selbst treu sind. Weil sie hoffen, dass die Götter sie irgendwann hören und ihnen helfen. Doch so sind die wenigsten, es ist zu schwer.“ Alēi’na schaut den Kahuna mit ihren großen fragenden Augen an, die einfach nur verstehen wollen.
    „Es ist ein Kreislauf, der schwer zu durchbrechen ist, wenn er erst einmal begonnen hat. Wenn einer wesentlich mehr hat als der andere, dann entsteht Neid. Ein anderer will auch mehr, es entsteht Gier. Der, der mehr hat, hat Macht. Ein anderer ist wütend und fühlt Hass, und was folgt ist Gewalt und Zerstörung um der Macht Willen. Das ist ein unheilvoller Prozess. Das passiert, wenn die Menschen anfangen zu glauben, sie hätten die Macht der Götter und brauchten die wahren Götter oder den wahren Gott nicht mehr.“
    Alēi’na springt auf und sagt: „Genau, das haben sie auch gesagt, dass die Könige die Götter selbst sind, von den Göttern auserwählt wurden und daher die volle Macht haben. Die Priester, sie seien die einzigen, die mit den Göttern sprechen könnten. Die einfachen Menschen, die nicht die Wahl haben und Arbeiten für aller Leben verrichten müssen, sind eben nicht den ganzen Tag mit den Göttern verbunden. Durch die schwere Arbeit vergessen sie die Götter. Ihre eigenen Gebete und Kulte werden verboten und nur ganz bestimmte erlaubt. Es ist schlimm, wenn man gezwungen wird, an bestimmte Götter zu glauben und diese zu ehren, nur, weil man ansonsten um die eigene oder die Existenz der Familie fürchten muss. Und wehe, man tut nicht wie befohlen, dann strafen sie, die Götter strafen, wer auch immer. Das ist dann letztendlich auch egal.“ Sie setzt sich wieder und schüttelt fassungslos den Kopf.
    In seiner ruhigen warmen Stimme fährt der Kahuna fort: „In solch einem System hilft nur der tiefe Glaube an die ewige Verbundenheit mit dem Göttlichen um uns herum. Auch wenn man nicht einmal Zeit für ein stilles Gebet hat, auch wenn der eigene Glaube verboten wird. Was man tief im Innern denkt, das kann einem niemand nehmen! Nach Außen hin muss man dann funktionieren. Das hilft, Schmerz zu ertragen und das stärkt die Hoffnung auf ein Ende dieser Schmerzen. Wenn viele so handeln und fühlen, dann kann diese innere Verbundenheit das Ende bewirken, auch wenn es lange dauern kann.
    Niemals sind Menschen selbstbestimmte Götter. Nur die Götter sind die Götter und alle sind mit ihnen verbunden. Sie sind Eins und wir mit ihnen und alles mit ihnen. Alles ist Eins.
    Wie du schon richtig gesagt hast ist Kane unsere göttliche Verbindung. Alles hängt miteinander zusammen, alles ist miteinander verflochten, du und ich und der Berg und das Meer und der Stein und das

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