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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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Entu-Priesterin.
    Seine Augen allein sprechen alles aus, auch ohne viele Worte, und sie versteht.
    „Aber Sa-La-Na ,was hättest du tun können – sie hätten dich auch verbannt oder mit Sicherheit sogar getötet – glaube mir, das wäre das Schlimmste, was hätte passieren können. So wie es ist, ist es jetzt gut. Ich bin zurück in meinem Heiligtum, dem Tempel der Innana . Und es wird schöner hier als je zuvor. Glaube mir, es ist gut so, wie es ist und ich füge mich meinem Leben. Allein dass es dich gibt, auch wenn ich dich nie sehen kann, gibt mir Halt. Und gab mir Halt in meiner größten Not. Und dies jetzt erneut zu wissen, dass du lebst, ist für mich mehr Glück, als ich zu hoffen wagte.“
    Sie gehen am großen Hafen vorbei, einem sicht- und hörbar umtriebigen Handelszentrum. Viele Segelboote liegen hier, aber auch die kleinen runden Boote aus Korbgeflecht und Schilf. Ein paar dieser Boote, die noch mit Erdpech abgedichtet werden müssen, liegen an der Seite. Dort sind Fischer mit ihren geflochtenen Körben, mit denen sie zahlreiche Fische aus dem Euphrat gefangen haben. Dazwischen einfache Flöße aus aufgeblasenen Ziegenhäuten. Viele Männer waren weiter hinten damit beschäftigt, Baumstämme, wohl das begehrte Zedernholz, aus dem Wasser zu ziehen, die den Fluss von noch westlicher als Mari stromabwärts von Schiffen gezogen oder getrieben wurden. Es kommt gerade zu einem Durcheinander mit den Baumstämmen und zwei hochbeladenen Schiffen mit Schilf, welche wohl aus den Schilfsümpfen im Südosten kamen.
    Encheduanna-Kyr geht auf einen einzeln stehenden Mann zu: „Gut, dass ich dich sehe, ich hörte, dass du dich bald wieder auf die Handelsroute nach Mari begeben wirst. Mein Priesterdiener hat schon mit dir vereinbart, dass du eine Holzkiste von mir mitnimmst, die du bitte im dortigen Tempel der Innana abgibst. Ich habe eine Notiz anbei gelegt und vor zwei Wochen bereits eine Notiz an sie geschickt, damit sie informiert sind, dass eine Kiste unterwegs ist. Ich weiß, ich kann dir trauen, du hast schon oft Botendienste übernommen. Ich danke dir. Die Hälfte des versprochenen Lohns, Gerstenbier, wirst du bei deiner Abreise zusammen mit der Kiste bekommen. Die andere Hälfte dann bei der Übergabe der Kiste.“
    „Große Herrin, natürlich werde ich alles wie besprochen erledigen. Nur die Dauer der Reise kann ich nicht festlegen. Genaue Abreise wird übermorgen sein. Ich warte auf eine Kiste und eine Amphore.“
    Sie gehen weiter und Encheduanna-Kyr erklärt Sa-La-Na , dass sie eine Alabasterfigur des Oberaufsehers von Mari , Ebih-il, zurückschicken lässt. Mari , einem von ihrem Vater Rosuran-Sargon unterworfenen Stadtstaat, ist weit stromaufwärts gelegen und erblüht derzeit zu einer handeltreibenden Kraft, nicht zuletzt durch diesen fleißigen und ehrgeizigen Beamten Ebih-il , mit der Einführung eines geordneten Regierungswesens. Dies wirkt sich natürlich auf den Handel aus, rein strategisch liegt diese Stadt hierfür äußerst günstig.
    Diese Figur hatte ihr Vater damals mitgebracht, natürlich geraubt. Da sie den fleißigen Beamten Ebih-il zur Göttin Innana betend darstellt, hatte sie beschlossen, diese Figur und noch einige andere in ihren Besitz gelangte Kunstschätze und Schmuckstücke an den Tempel der Innana von Mari zurückzugeben, als Zeichen ihres Wohlwollens und ihrer Verbundenheit. Eine Tontafel mit einer kurzen Erklärung und einem Gruß von ihr, welche sie im Tempel hatte schreiben lassen, hat sie schon in die Kiste gelegt. Dies war eine Handlung, die indirekt auch zum Wohle Akkads diente, denn sie diente zum Wohle der Göttin, und dieses Wohl stand für Encheduanna-Kyr über allem.
    „Am Hafen bin ich gern, es ist solch eine bunte Mischung von Menschen, Sprachen und Waren. Es ist so lebendig, alles ist anfassbar, während ich im Tempel mit den Göttern lebe und mich um den Tod kümmere und darum, dass uns die Götter wohl gesonnen sind. Besonders wichtig ist dies, wenn alle auf die jährliche Überschwemmung warten, die das Überleben der Bevölkerung sichert. Leider komme ich nur sehr selten aus dem Tempelbezirk heraus, so wie heute. Wir haben mittlerweile sogar eine eigene Bootsanlegestelle.
    Die Menschen kommen in den Tempel, wenn sie Hilfe benötigen. Es ist jetzt nur wegen der vielen neuen Besorgungen nach den Verwüstungen, dass ich mich auch persönlich kümmere, und deswegen hier in der Stadt bin. So habe ich einen besseren Überblick über die Auswahl der Waren und

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