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Das Vermaechtnis

Das Vermaechtnis

Titel: Das Vermaechtnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Scherer-Kern
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ungestört!“
    Mit einem leisen Murren und Knurren ziehen die Kinder über den Hof davon. Es waren innerhalb kürzester Zeit mindestens zwölfe an der Zahl.
    „So ist sie, meine liebe Freundin Gi-Em-Ra “, lächelt Encheduanna-Kyr sie freundlich und verständnisvoll an.
    „Große Töpferin Gi-Em-Ra, du arbeitest hier allein?“ Sa-La-Na blickt sich um.
    „Eine harte Arbeit, den ganzen Tag. Dann die vielen Kinder… Wo ist dein Mann?“
    Sa-La-Na kann es immer noch nicht glauben, dass sie als Frau das alles leistet. Sicher, Frauen arbeiten genauso hart wie Männer, andere Arbeiten, natürlich, wie es den unterschiedlichen Körpern gegeben ist. Doch was diese Frau leistet, war über allem Maße. Und die Arbeit, man sah es ihr an, zehrt nun mit den Jahren an ihren Kräften. Nicht der Körper, aber ihr Gesicht, ihre Augen wirken rastlos, müde, erschöpft, viel zu wenig Schlaf. Der Körper wirkt aufgedunsen. Ihrem Körper scheint sie nichts Gutes zu gönnen, keine Pausen, keine Rast, keine Erholung. Nur Arbeit.
    „Mein Mann und seine Brüder arbeiten alle auf den Feldern draußen vor der Stadt. Die Ernten sind gut, und das sind sie seit einigen Jahren in großer Fülle, also geht es uns allen wunderbar. Durch seine Arbeit sind alle immer gut gekleidet und wir haben immer genug für alle zu essen. Das sieht man an mir“, und sie reibt sich lächelnd mit ihren Ton verschmierten Händen den Bauch.
    „So geht es den anderen Familien nun auch, seit es die Arbeitsteilung gibt und jeder für seine Arbeit für sich und seine Familie ausreichend Nahrung und Kleidung erhält.“
    Encheduanna-Kyr und Sa-La-Na sitzen eine Weile und sehen ihr bei ihrer Arbeit zu. Sie arbeitet sehr schnell; den angefangenen Krug hatte sie schon längst fertig und arbeitet jetzt bereits an dem dritten Krug. Alle scheinen die gleiche Größe zu haben, so exakt arbeitet sie. Auf den Regalen in der Sonne im Hinterteil des großen Hofes steht eine Vielzahl unterschiedlicher Gefäßformen und Gefäßtypen. In der Ecke ist der Brennofen mit Feuerungs- und Brennkammer. 
    „ Gi-Em-Ra , ich habe eine Bitte an dich. Beim letzten Besuch wollte ich es dir schon sagen. Du zählst sieben Kinder dein eigen und dieses große Haus ist voller wunderbarer Töpferarbeiten. Und du bist erfolgreich, euch geht es gut; ihr zählt zu den angesehensten Familien von ganz Ur und darüber hinaus. Bitte, denk aber auch ab und zu an dich. Du wirst nicht mehr viele Jahre leben, wenn du so weiter arbeitest. Such dir Hilfe…“
    Das Wort Hilfe mochte Gi-Em-Ra offensichtlich nicht hören, denn sie reagiert plötzlich sehr aufgebracht und fällt Encheduanna-Kyr ins Wort:
    „ Hilfe brauche ich nicht, alles läuft gut, so wie es sein soll. Meine beiden ältesten Söhne arbeiten mit mir, sie sind nur heute nicht da, sie besorgen frischen Ton mit dem Karren. Das ist vor der Stadt, und da haben sie den ganzen Tag zu tun. Bitte sehr, da hast du deine Hilfe. Ich habe schon zwei neue Töpferscheiben in Auftrag gegeben und wenn sie fertig sind, werden meine Söhne mir auch beim Töpfern helfen. Dann können wir unser Angebot noch vergrößern, und ich kann bald einen ganzen Wagen nur mit meiner Töpferware mit der Karawane ziehen lassen. Ich kenne einen Händler, der mit ein gutes Angebot gemacht hat.“
    Sie redet ohne Pause. Es ist eindeutig, dass sie es nicht als Hilfe sieht, weniger zu arbeiten. Doch Encheduanna-Kyr lässt nicht locker und versucht es weiter, sie zu überzeugen:
    „Liebe Gi-Em-Ra , eine teure Freundin bist du mir geworden und ich zähle nicht viele zu meinen Freundinnen. Außer den Priesterinnen im Tempel bist allein du, und du bist mir sehr wichtig. Und ich sehe, wie du dich mit deiner vielen Arbeit langsam, aber sicher ruinierst. Ich heile viele Menschen, aber hier darf ich nur zusehen. Es fällt mir schwer, das zu sehen, und zu schweigen. Bitte verzeih, dass ich es erlaubt habe, so zu dir zu sprechen. Ich kann nicht erwarten, dass du dies sofort annimmst und einen Befehl werde ich an dich nicht aussprechen. Wenn ich dies jedoch weiter so beobachte, dann wird es einen Befehl geben, allein um deiner Kinder willen. Was sollen sieben Kinder, vor allem die jüngeren, mit all der Töpferware ohne Mutter?“
    „Ha, einen Befehl willst du mir erteilen, die über alles erhabene Entu-Priesterin weiß nichts anders, als einen Befehl zu erteilen! Ich bin alt genug, älter als du. Ich weiß genau, wie ich zu arbeiten habe und lasse es mir von niemandem vorschreiben, auch

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